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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mann gewesen wäre, wenn der andere nur abgedrückt hätte. Daß er, bei dieser Erkenntnis, noch lebte, begriff er nicht.
    »Bertie – – –« sagte er gedehnt. »Junge, drück ab.«
    »Steh auf, Jack.« Bertie Housman hockte vor einem Fliederbusch. Er war das genaue Gegenteil von Platzer, groß, breit in den Schultern, mit einem fast edlen Gesicht, das an griechische Jünglinge erinnerte. In Fachkreisen wurde behauptet, Bertie Housman habe sogar studiert, sieben Semester Jura, dann sei etwas Unbekanntes dazwischengekommen, das ihn so aus der Bahn warf, daß er für Ted Dulcan den Revolvermann spielte. Es hieß, ein Mädchen habe Bertie auf dem Gewissen. Er habe sie geliebt bis zur Selbstaufopferung, und dann bekam sie ein Kind, und das war dunkelhäutig. Darüber sei Bertie nie hinweggekommen. Housman selbst sprach nie darüber, er redete überhaupt wenig, und wer mit ihm näher bekannt wurde, konnte sich später an diese Bekanntschaft nicht mehr erinnern, denn er lag irgendwo aufgebahrt in einer Leichenhalle. Es war deshalb verwunderlich, daß Housman mit Platzer sprach, wenn auch mit angelegtem Revolver.
    »Was soll das, Bertie?« Platzer blieb auf der Wiese liegen. »Du hast gewonnen, mach's nicht so spannend.«
    »Bis auf den Umstand, daß du's geschafft hast, hier hereinzukommen, hast du sehr an Intelligenz verloren. Wer wird denn die Seeseite nicht bewachen? Gerade sie? Das ist doch hier wie ein Schießstand.«
    »Genau.« Platzer beobachtete Housman. »Was nun?«
    »Wirf den Knaller weg.«
    Platzer gehorchte augenblicklich. Sein Respekt vor Housman war groß. Umgekehrt wußte Housman von Platzer, daß das, was man Gewissen nennt, bei ihm ein Hohlraum war.
    »Komm mit«, sagte Housman knapp. »Dulcan hält eine Botschaft für Cortone bereit.«

New York
    »Ich soll bestellen, Ted ruft noch heute nacht an«, sagte Jack Platzer eine Stunde später. Er stand vor Maurizio Cortone, noch kleiner, vor Kummer und Scham zerknittert, randvoll mit Gift gegen Housman gefüllt.
    »Was will er?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Bertie war also schneller als du?«
    »Das eine Mal nur.«
    »Aber es genügt.« Cortone blickte auf das weiße Telefon auf seinem Schreibtisch. »Hast du Lucretia gesehen?«
    »Nein. Er hält sie unter Verschluß wie das Museum die Nofretete.« Platzer zögerte, dann steckte er sich eine Zigarette an. Er hatte sie nötig. Demütigungen wie die, mit denen Housman seinen Kollegen überschüttet hatte, zehren an den Nerven. Auch ein Killer hat schließlich eine Seele, wenn auch in einer ganz spezifischen Zusammensetzung. »Was ist mit München?«
    »München?« Cortone, in Gedanken versunken, schrak hoch. »Mir scheint, wir sitzen zu weit ab, Jack. Es wird nötig sein, sehr bald nach München zu fliegen.«
    Gegen 3 Uhr in der Frühe klingelte es auf Cortones Schreibtisch. Geduldig hatte er gewartet, geraucht, gelesen, sich auf alle möglichen Fragen Dulcans eine treffende Antwort ausgedacht. Nun war es soweit … Cortone hätte nie geglaubt, daß er in einem Alter, in dem man Ruhe verdient hat, noch kämpfen mußte.
    »Ja?« sagte er kurz.
    »Hier Ted. Einen Kuß für die Mutter Gottes.«
    Cortone verzog das gepflegte Gesicht. »Was soll das? Wir sind nicht in der alten Heimat, Ted«, sagte er. »Ich kenne dein Talent als Schauspieler … wir beide untereinander sollten solche Kapriolen unterlassen.«
    »Willst du Krieg?« fragte Dulcan direkt.
    »Du hast mir Lucretia weggenommen.«
    »Sie ist von selbst gekommen. Übergelaufen. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Sie behauptet, du hättest ihr eine Ohrfeige gegeben.«
    »Das stimmt.«
    »Eine Frau wie Lucretia schlägt man nicht, Mauri. Nun bist du sie los. Aber deswegen Krieg? Um ein paar Haarbüschel? Lohnt sich das?«
    »Schick sie wieder rüber zu mir!«
    »Verschnürt als Paket? Anders wird sie nicht zu bewegen sein. Mauri, wir sind beide in einem Alter, in dem so billige Rache unter unserer Würde ist. Haben wir ein Leben lang geschuftet, um uns jetzt, wo wir die Hände geruhsam in den Schoß legen könnten, umzubringen? Denk mal drüber nach.«
    »Warum rufst du eigentlich an?« fragte Cortone ausweichend. Für ihn ist Lucretia eine auswechselbare Matratze … für mich war sie fast eine Tochter. Ich hätte sie zu meiner Erbin gemacht. Mein Herz hing an ihr. Mit aller Romantik und Seelenschwere. Diese verdammte Kombination von Vatergefühl und erotischem Reiz. Was versteht Dulcan davon? Er war schon auf Sizilien Mädchen gegenüber nichts

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