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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wir in diesem Zusammenhang bloß nicht von der Politik – – –
    Also, ich rufe meinen Chef an. Er war erstaunlich schnell am Apparat. Um 3 Uhr nachmittags, nach einem guten Mittagessen, ist er immer sanft gestimmt.
    »Was wollen Sie, Hans?« fragte er.
    »Ich habe einen Vorschlag für das Blatt«, sagte ich.
    »Thema?«
    »Olympia.«
    »Etwas Originelleres fällt Ihnen wohl nicht ein.« Ich hörte, wie er so laut gähnte, daß ich es hören mußte. So etwas nennt man den Gipfel der Mißachtung. »Wenn Sie mir eine Zeitung nennen, die nicht seit Monaten über Olympia berichtet, erhöhe ich Ihr Gehalt um 1.000 Mark. Hans, den Leuten hängen die fünf Ringe zum Halse raus! Man hat die Spiele totgeritten, noch bevor sie angefangen haben. Wenn sie endlich zu Ende sind, werden die Kirchen mit Dankgottesdiensten überfüllt sein!«
    »Das glaube ich auch«, sagte ich trocken. Ich meinte es ehrlich und nahm es dem Chef nicht übel, daß er meckernd lachte. Er wird immer leutselig, wenn man einen seiner lahmen Witze begeistert hinnimmt. Wenn er wüßte, wie bitter ernst mir die Antwort war. Man sollte wirklich am 10. September alle Glocken läuten – wenn München dann noch steht. »Genau darüber will ich schreiben.«
    Zunächst war er sprachlos. Dann fragte er leise:
    »Besoffen, Hans?«
    »Nüchtern wie eine Hausecke.«
    »Da pissen Hunde dran.«
    »Hören Sie, Chef, bei mir hat keiner drangepißt! Ich will Ihnen die Jahrhundert-Story liefern. Ich kann Ihnen darüber noch nichts sagen, aber ich möchte Sie bitten, mir vier Seiten in der nächsten Nummer zu reservieren. Im aktuellen Teil.«
    »Warum nicht sechs Seiten?«
    Ich hätte ihn niederschlagen können für diesen gallenbitteren Hohn. Natürlich weiß ich, daß jede Woche um Zeilen gekämpft wird, aber wenn mein Wissen keine vier Seiten wert ist, dann möchte ich das Ereignis sehen, das eine A-Bombe unter dem Olympiastadion noch schlagen kann.
    »Vier genügen«, rief ich zähneknirschend. »Chef, vertrauen Sie mir, ein einziges Mal nur. Ich bin einer ganz dicken Sache auf der Spur. So etwas hat es noch nicht gegeben! Wird es nie wieder geben! Haben Sie doch einmal blindes Vertrauen zu mir!«
    »Thema?« fragte er wieder stur wie ein Panzer.
    »Olympia.«
    »Hans, schlafen Sie sich aus!« sagte er gleichgültig. Dann klickte es, die Leitung war tot. Aufgelegt.
    Für so jemand schreibe ich nun. Für solch ein Rindvieh rackere ich mich ab. Oder bin ich wirklich eine so große Null, daß alles, was ich sage, sofort in den Mülleimer wandert?
    Also gut, machen wir es allein.
    Wenn die Story fertig ist, wird er bluten müssen. Ausbluten lasse ich ihn, sonst verkaufe ich die Sensation in die USA, an ›Time‹ oder ›Life‹.
    Noch eine Zigarette, noch ein Glas Orangensaft, dann fahre ich los.
    Ich muß ein Geständnis machen: Ich habe Angst.

Chiemsee
    Die Froschmänner glitten ins Wasser. Ein mehrmaliges, leises Platschen, dann schwammen nur noch kleine weißliche Flecken auf der Wasseroberfläche, halbe Köpfe, angeschnittene Gesichter … alles andere umhüllte das schwarze Gummi. Wassergeister, mit gelbschimmernden Höckern auf dem Rücken. Die Sauerstoffflaschen.
    Beutels und Abels blickten auf die Uhr. Zwei Polizisten schoben das kleine Motorboot in den See, der Außenbordmotor wurde heruntergeklappt und das Ruder festgebunden. Richtung: Seemitte. Ein Beamter der Sicherungsgruppe Bonn gab über Sprechfunk die letzten Anweisungen an die Pioniereinheit, die seit einer Stunde auch noch zur Unterstützung angerückt war. Sie lagerte in einem Wäldchen in der Nähe des öffentlichen Strandbads.
    »Mit dieser Armee hätten wir 1941 Moskau erobert«, sagte Beutels voll Sarkasmus. »Der Bundesinnenminister sitzt nicht zufällig im Schloßturm von Herrenchiemsee?«
    »Ihre Ruhe möchte ich haben!« Oberstaatsanwalt Dr. Herbrecht schlug den Mantelkragen hoch. Die feuchte Luft legte sich ihm auf die Bronchien. Jedes Frühjahr und jeden Herbst kroch er für 14 Tage mit einer Bronchitis ins Bett. Auch jetzt hörte er wieder das verdächtige Rasseln beim Atmen. »Was ist, wenn keiner das Geld abholt?«
    »Dann tragen wir's wieder zur Bank.«
    »Und die Drohung?«
    »Besteht weiter. Damit müssen wir leben, ob wir wollen oder nicht.«
    »Scheußliches Gefühl. Ich habe jetzt die letzten Expertengutachten vorliegen. Von der Bundesforschungsanstalt für Kernphysik.«
    »Und?«
    »Es ist möglich, daß jemand eine A-Bombe bastelt. Was sagen Sie nun?«
    »Die Menschheit ist am

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