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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch den Motor?« fragte Abels. Beutels nickte. Dr. Herbrecht, mit seiner beginnenden Bronchitis in einen stillen Kampf verwickelt, schüttelte den Kopf. Er hörte gar nichts mehr. Bei Erkältungen litten alle seine Sinne gemeinsam, sogar der Geschmack fiel aus. Alles was er aß, schmeckte neutral. Ein eigenartiges Erlebnis. Schweinebraten mit Klößen und scharfer Sauce … nichts! Lediglich ein Kau- und Schluckvorgang. Dr. Herbrecht war von diesen Launen seiner Natur immer wieder aufs neue fasziniert.
    »Er stottert«, sagte Abels.
    »Wer?« fragte Dr. Herbrecht unkonzentriert.
    »Der Motor, lieber Oberstaatsanwalt.« Beutels legte die Hände an die Ohren wie Hörrohre. »Das Benzin geht aus. In wenigen Augenblicken geht der Tanz los.«
    »Scheinwerfer bereit?« fragte Abels per Sprechfunk die Posten der Bundesluftwaffe auf dem Schloßturm.
    »Bereit. Können sofort aufleuchten. Haben Boot genau auf der Linie.«
    »Fabelhaft.« Abels blickte mit leichtem Stolz zu Beutels. Die Organisation klappte. »Wo bleibt Ihr erleuchtetes, über die Toppen geflaggtes Schiff mit den langmähnigen Linken?«
    »Abwarten.« Beutels nickte heftig. »Aus! Motor steht. Sehen Sie noch Ihren Phosphorstreifen, Abels?«
    »Nein. Aber die im Turm bestimmt. Und unsere Froschmänner.«
    Das Boot schaukelte still auf dem See. Fächerförmig umgaben die Froschmänner der Polizei den Kahn in einer Entfernung von zehn Metern. Sie ließen Lücken zwischen sich, um den Abholer durchschlüpfen zu lassen. Erst, wenn er sich als schwarzer Schatten über den Bootsrand wälzte, sollte das große Lichterfest beginnen.
    Bossolo tauchte auf. Er sah das Boot ungefähr 20 Meter vor sich und überlegte. Der Befehl lautete: Laß dich überrumpeln. Das konnte man trickreich machen oder dumm. Bossolo entschloß sich, die deutsche Polizei etwas zu ärgern und tauchte wieder weg.
    Auf der anderen Seite orientierte sich Hans Bergmann durch schnelles Rundblicken. Ebenso schnell ging er wieder unter Wasser … er war dem Bootsrand fast zum Greifen nahe. Ohne es zu ahnen, hatte er den Froschmannfächer unterlaufen und befand sich nun im Sperrkreis.
    Er machte seine Kamera schußbereit, kontrollierte durch einen Fingerdruck den Elektroblitz. Hinter der Gummiabdichtung und der Plexiglasscheibe schimmerte ein roter Punkt auf. Alles klar.
    Nun komm, mein Junge. Hol die Hunderttausend ab!
    Millionen Illustriertenleser warten auf das Foto.
    Pietro Bossolo glitt wie ein eleganter Fisch durch das Wasser. Er sah nicht, wie links und rechts von ihm zwei dunkle Schatten reglos im See standen, sich dann hinter ihm streckten und ihm nachschwammen.
    Fünf Meter vor dem Boot erkannte er dann plötzlich, in welche Falle er geraten war. Auf ihn zu glitt ein großes Netz, unentrinnbar, von unsichtbaren Kräften gezogen. Er wendete wie ein gejagter Hecht, jagte zurück, aber auch hier war der Weg versperrt. Unterwasserscheinwerfer flammten auf, leuchteten ihn an und hielten ihn fest, als er seitlich ausbrach.
    Machen wir einen Spaß, dachte Bossolo. Spielen wir ein bißchen, deutsche Freunde. Ich bin ja ein so harmloser Mensch.
    Es zeigte sich nun, was er in Cortones Sportschule in New York gelernt hatte. Zur Verblüffung der Polizeitauchstaffel stellte sich Bossolo auf den Kopf und schoß wie ein Pfeil in die Tiefe. Die Scheinwerfer verloren ihn aus dem Lichtkegel und irrten im Wasser umher. Dafür tauchte einer der Froschmänner auf, zog eine in einer Gummitasche liegende Leuchtpistole aus dem Gürtel und feuerte eine rote Rakete in den Nachthimmel.
    »Licht!« schrie Abels auf Herrenchiemsee. »Licht!«
    Die Scheinwerfer flammten auf. Sechs gleißende, überhelle, die Augen blendende Leuchtfinger rissen das Boot und einen Teil des Sees aus der Dunkelheit. Beutels legte die Hände auf die Augen, auch Abels sah im ersten Moment nichts. Noch weniger aber erkannte Hans Bergmann, der still an der Oberfläche liegend die rote Rakete aufzischen sah, sich hochrichtete und die Kamera auf das Boot hielt. Bevor er blitzen konnte, lag er im vollen Licht und zwei Männer in Gummianzügen warfen sich von zwei Seiten auf ihn. Er konnte sich nicht wehren, ein Netz wurde über ihn geworfen, dann schnürte man ihn wie einen Riesenfisch ein und zog ihn hinüber zur Insel.
    »Sie haben den Falschen!« brüllte er und versuchte, in dem Netz Zeichen zu geben. Es war unmöglich. »Der richtige Mann schwimmt noch herum! Ich bin Reporter! Ihr Idioten! Ihr Vollidioten! Ich bin der Falsche!«
    Pietro Bossolo

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