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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Teil des Verlustes der eintreten würde, wenn die Olympiade ausfiele.«
    »Wenn es um Geld geht, ist der Staat ein gehörloser Krüppel. Man wird uns verantwortlich machen, uns Versagen vorwerfen, uns an die Luft befördern. Wir, die wir – ich gestehe es – im Moment völlig machtlos sind, diese wahnsinnige Zerstörung aufzuhalten. Sie könnten helfen!«
    »Ich? Sie überschätzen mich, wie mein Chefredakteur mich unterschätzt.«
    »Ihr Informant, Bergmann.«
    »Der weiß von der Drohung nur soviel, daß sie eine Drohung ist.«
    »Der Fall ist Top Secret, das wissen Sie auch?«
    »Natürlich. Wenn bekannt würde, daß sich zwei A-Bomben im Fundament des Olympiastadions befinden, ist am 26. August das Oberwiesenfeld leer wie ein Friedhof. Noch leerer … sogar die Leichen fehlen.«
    »Und das wollen Sie?«
    »Ich nicht. Ich bin Journalist. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, zu informieren. Das hier ist eine echte Information.«
    »Sie treiben mit dem Entsetzen ein schreckliches Spiel, Bergmann.«
    »Und ich wäre ein erbärmlicher Vertreter meines Berufs, wenn ich bei dieser Kenntnis schweigen würde.«
    Beutels senkte etwas den Kopf. Über das Bierglas hinweg sah er Bergmann ernst an.
    »Damit sind wir Gegner, Bergmann. Wissen Sie das?«
    »Ja.«
    »Ich lasse Sie in Schutzhaft nehmen.«
    »Schutzhaft? Ich bin nicht gefährdet.«
    »Sie nicht. Aber das Geheimnis dieser Drohung. Im Interesse der Allgemeinheit ziehen wir Sie aus dem Verkehr, bis wir die Bomben gefunden haben.«
    »Ich protestiere!« sagte Bergmann laut. »Das ist Freiheitsberaubung im Amt! Sie überschreiten damit weit Ihre Kompetenzen.«
    »Ich weiß.« Beutels erhob sich steif. »Legen Sie Beschwerde ein, soviel Sie wollen. Sie bekommen Papier und Schreibmaschine in die Zelle. Wenden Sie sich an alle: Staatsanwaltschaft, Landesregierung, Bundesregierung, Bundespräsident, Bundesverfassungsgericht. Ihre Briefe werden weitergeleitet … wir leben ja in einem Rechtsstaat. Nur Ihre Schreiben an die Redaktion Ihrer Illustrierten nehmen wir unter Verschluß. Und alle Privatbriefe. Dafür gibt es eine Geheimhaltungsklausel im Gesetz. Sie haben den ersten Satz des Matchs verloren, Bergmann. Abführen.«
    Der Polizeimeister an der Tür winkte. Bergmann machte ein paar Schritte, blieb dann aber stehen. Beutels und Abels sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Nicht was Sie denken, meine Herren«, sagte Bergmann. »Keine Information für Sie. Ich wollte Ihnen nur eine Denkaufgabe stellen: Was erwartet Sie, wenn ich wieder auf freiem Fuße bin?«
    »Das wissen wir.« Beutels trank gemütlich einen tiefen Schluck. Dann verzog er die Lippen – das Bier war warm geworden. »Wir sind auf alle späteren Angriffe der Presse vorbereitet. Nur jetzt nicht, mein Herr! Nach dem 26. August können Sie sich die Finger wund schreiben.«
    Bergmann hielt den Atem an. Plötzlich war ihm bewußt, daß hier mit durchaus legalen Mitteln ein ungeheures Spiel mit ihm getrieben wurde.
    »Sie wollen mich bis zum 26. August unter Verschluß halten?« fragte er unsicher.
    »Bis wir den Attentäter oder die Bombe gefunden haben.« Beutels nickte eifrig. »Das kann bis zum 26. August dauern. Ich bin fast sicher, daß es dieses Datum sein wird, denn wir wollen durch Sie und Ihre Jahrhundertsensation nicht die Olympischen Spiele ausfallen lassen und statt dessen eine Weltpanik erzeugen. Am 27. August, morgens um 7 Uhr, wenn München dann noch steht, können Sie Ihrem Chefredakteur die Hand schütteln.«
    »Man wird mich suchen, als vermißt melden.«
    »Sicher. Und wir werden diese Vermißtenanzeige sehr peinlich bearbeiten und Sie überall suchen. Außerdem ist es heute gar nicht mehr so selten, daß Menschen verschwinden.«
    »In meinem Fall wird man die Suche nicht so schnell aufgeben.«
    »Das habe ich einkalkuliert. Wenn die Polizei sucht, wird sie Ihre Froschmannausrüstung am Chiemsee finden. Man kann daraus allerlei Theorien über Ihr Verschwinden ableiten.«
    »Meine Hochachtung.« Bergmann verbeugte sich knapp. »Warum sind Sie kein Gangster geworden, Herr Kriminalrat. Sie hätten die ganz große Begabung dafür.«
    »Sie verkennen mich, Bergmann.« Beutels lachte gemütlich, bierruhig. An seiner wie ein Pfahl im Mund steckenden Zigarre glitt eine dichte Rauchwolke entlang. »Ich habe nur aus fast vierzigjähriger Erfahrung eine Kiste voll Ideen gesammelt.«

München-Harlaching
    Helga Bergmann kam gegen zwölf Uhr mittags und brachte für das Mittagessen warmen Schinken und Pommes

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