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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sondern als ständige Zuflucht. Außerdem verbreitete sich der Ruf, man opfere sich für die Illustrierte auf.
    »Hans Bergmann?« fragte der Chefredakteur. »Nein. Nicht hier! Hat auch keinen festen Auftrag. Was? Eine Taucherfibel? Aus unserem Archiv? Was will er denn damit? 'ne Sporttaucher-Story. Ist doch 'n so alter Hut, daß nicht mal ein Hund dran pinkelt. Halt, mein Fräulein Schwester. Mir fällt da etwas ein. Hans wollte mir eine Olympiageschichte andrehen.«
    »Olympia? Wieso?« fragte Helga verblüfft zurück.
    »Sie sagen es, meine Beste. Wieso?! Das fragte ich auch, und Ihr Bruder war tief beleidigt. Jeder hat nur noch Olympia im Mund, mehr als morgens Zahnpaste. Was soll ich mit Olympia? Wenn ich das Wort höre, bekomme ich Ausschlag. Gestern rief mich der Olympiapressechef Klein an: ›Ich habe Material für drei Seiten, fabelhafte Dias. Und eine fast fertige Liste der Staatsgäste. Da wimmelt es von Königen!‹ – ›Junge‹, habe ich dem Klein geantwortet, ›noch ein Wort über die Olympischen Spiele und ich schwitze Galle aus! Was ich gebrauchen kann – und das drucke ich sofort –, ist ein neuer finanzieller, personeller oder technischer Skandal. Wieviel kostet euer Zeltdach nun wirklich?‹ Bum, hat er abgehängt. – Zurück zum Tauchen. Hans hat mir nichts von einer Froschmanntätigkeit erzählt, haha!«
    Das sollte ein Witz sein. Der Chefredakteur lachte auch breit, und Helga Bergmann legte dankend auf.
    Entgegen ihrer Art, Tatsachen zunächst hinzunehmen, weil sie eben unabänderlich sind, blieb Helga die Nacht über in der Wohnung ihres Bruders. Um halb elf sprach sie mit dem Hausbesitzer, dem dicken Aloys Prutzler. Er lud sie zu einem Whisky ein, erzählte Markthallenwitze und benahm sich erstaunlich anständig. Von der Köchin erhielt Helga dann den ersten Hinweis.
    »Herr Bergmann ist gegen 3 Uhr gestern nachmittag weggefahren«, sagte sie. »Er trug einen Koffer bei sich und zwei gelbe Flaschen auf dem Rücken. Nanu, dachte ich. Wenn das nicht der Herr Bergmann ist, sähe das aus wie im Fernsehkrimi, wenn einer weggeht, um einen Geldschrank zu knacken. Es waren zwei Sauerstoffflaschen.«
    »Vielleicht ein kleiner Nebenverdienst?« lachte Prutzler gemütvoll.
    »Das war eine Taucherausrüstung.« Helga Bergmann spürte einen harten Druck im Magen und rund um das Herz. »Gestern nachmittag war das?«
    »Ja. Um drei.«
    »Vor genau 32 Stunden! Das ist mehr als merkwürdig.«
    »Vielleicht hat er eine Seenymphe gefangen?« sagte Prutzler mit volkstümlichem Humor. »Oder so ein Ungeheuer wie das in Schottland. Im Loch Soundso.«
    »Loch Ness.«
    »Man kann unmöglich die Namen aller Löcher behalten«, sagte Prutzler gemütlich. »Machen Sie sich Sorgen?«
    »Ja. Zum erstenmal.« Helga Bergmann trank ihren Whisky und verabschiedete sich dann von Prutzler. »Hans war nie ein großer Sportler«, sagte sie an der Tür. »Und getaucht hat er nie! Das fällt mir am meisten auf.«
    Sie wartete bis zum Morgen. Um 8 Uhr – ihr Atelier und die wartenden Mannequins waren ihr jetzt gleichgültig – machte sie im Polizeipräsidium in der Ettstraße die Vermißtenanzeige.
    Erstaunlicherweise führte man sie sofort zu einem Kriminalrat, der sich als Herr Beutels vorstellte und sehr höflich war.
    Alles, was Bergmann betrifft, zu mir, hatte er an alle Abteilungen durchgegeben. Er hatte im Präsidium geschlafen, voller Ahnungen, daß die grandiose Drohung nun ins Rollen gekommen war.
    Beutels sah Helga Bergmann freundlich, aber mit großen Augen an. In dem Moment, als sie die Tür öffnete, war es in ihm eingeschlagen.
    Das ist sie, sagte er sich. Das ist das 1,75 Meter große, schlanke, blonde Mädchen, das bei der ›Süddeutschen Zeitung‹ die Anzeige ›Wir danken dem ehrlichen Finder‹ aufgegeben hat.
    Die Zusammenhänge waren ihm plötzlich klar.
    Der Mann, der die größte Katastrophe aller Zeiten auslösen wollte, war durch Bergmanns unplanmäßiges Wissen aus der Bahn gedrängt worden. Er mußte unvermutet in einem Augenblick tätig werden, als er noch gehofft hatte, die staatliche Trägheit gebe ihm noch viel Zeit. Zeit, in der das Grauen wachsen würde.
    »Nehmen Sie Platz, Fräulein Bergmann«, sagte Beutels aufatmend. »Erzählen Sie mir mal, wieso Sie Ihren Bruder als vermißt betrachten …«

Zelle 6
    Pietro Bossolo wunderte sich, daß Beutels zu ihm hinunter in den Zellenbau kam und sich neben ihm auf die Pritsche setzte. Der Polizeioberwachtmeister schloß hinter Beutels die Tür

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