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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wieder sorgfältig ab und wartete seitlich von ihr auf weitere Befehle. Bossolo grinste freundlich und zutraulich.
    »Auch verdächtig?« fragte er fröhlich. »Sie habben bekommen gutte Auskunft von Pietro Bossolo?«
    »Mein lieber Kalabreser.« Beutels reichte ihm eine Packung Zigaretten. Bossolo nahm eine heraus und beugte sich über das Feuerzeug, das Beutels ihm hinhielt. »Was Sie mir da erzählt haben, ist tatsächlich wahr. Sie kommen aus dem Dorf Alvarengo in Kalabrien, sind vom Arbeitsamt vermittelt worden und arbeiten seit anderthalb Jahren auf der Olympiabaustelle. Immer fleißig, immer tadellos.«
    »Isch denke immer an Papa. Hat gesagt Papa: Pietro, bleib sauberer Mensch. Ich daran denke. Ich bade jeden zweiten Tag.« Bossolo grinste erneut. Auch Beutels verbreitete Humor. Er klopfte Pietro auf die Schulter.
    »Kleiner Witzbold, was? Es macht fröhlich, die deutsche Polizei zu verarschen …«
    »Deutsche Polizei kein Arsch!« erwiderte Bossolo ernst.
    »Junge, das ist ein Irrtum! Aber plaudern wir nicht von internen Dingen. Zu dir, mein kleiner Gauner.«
    »Nix Gauner, Herr Kommissar.«
    »Du hast uns alles erzählt. Der Anruf in deiner Baracke, der Treff im Tempelchen im Englischen Garten, der an der Säule baumelnde Lautsprecher, der Schlüssel in der Plastiktüte, das Schließfach im Hauptbahnhof … alles stimmt. An der Säule wurden Spuren von Drähten festgestellt, im Schließfach Lack von den Sauerstoffflaschen. Unsere Spurensicherungsexperten sind eine Wucht, mein Kleiner. Sie haben auch gesehen, wo der Sprecher gestanden hat. In einem Gebüsch, drei Meter vom Tempelchen entfernt. Im nassen Boden hatte sich der Abdruck seiner Schuhe gehalten. Größe 43, Gummisohlen Marke Metzeler. Linker Absatz mehr abgelaufen als der rechte. Daraus folgert man, daß der Unsichtbare links das Bein nachschleift oder hinkt. Immerhin etwas. Hinkende gibt es in München bestimmt einige Tausend, wieviel in Deutschland, weiß ich nicht. Da versagt die Statistik. Ich will nur eines von dir wissen: Wohin solltest du das Geld bringen?«
    »Ich weiß nicht. Harr Kommissar.«
    »Pietro, werd nicht blöd!« Beutels holte aus der Gesäßtasche eine flache Flasche Cognac. Und auch hier bewies er, wie unnachahmlich raffiniert und psychologisch er seine ›Kunden‹ anfaßte: Es war italienischer Cognac, fernsehbekannt auch in Deutschland. Bossolo las das Etikett, seine Augen bekamen hellen Glanz.
    »Oh –« sagte er gedehnt. »Sie libben auch dieses Cognac?«
    »Ich trinke nur diesen.« Beutels schenkte in den Schraubverschluß, der gleichzeitig Becher war, ein und reichte den ersten Schluck Pietro. Der kippte den Cognac mit zurückgelegtem Kopf und atmete tief durch.
    »Bene! Milli grazie …«
    »Bitte.« Beutels nahm auch ein Hütchen voll. »Nun weiter, Sohn des Südens. Wo sollte das Geld hin?«
    »Gar nicht. Ich sollte hinschwimmen und mich fangen lassen.«
    »Das kannst du deiner Oma erzählen.«
    »Oma ist dreiundneunzig und hörrt nix gutt …«
    »Wenn du nicht die Wahrheit sagst, Pietro, kommst du hier nicht wieder raus.«
    »Doch raus!« Bossolo grinste vergnügt. »Ich sagge Wahrheit, Sie nix andere Beweise. Muß man für Wahrheit sitzen in Deutschland?«
    »Unter Umständen – ja. Darin sind wir groß! Bossolo –«
    »Kommissar?«
    »Ich lasse Sie morgen frei, wenn Sie mir sagen, wie und wo das Geld aus dem Boot abgeliefert werden sollte. Ich weiß, daß Sie mit der ganzen Sache nicht aktiv zu tun haben, Sie sind nur ein Bote, gekauft für diese eine Nacht. Sie wissen nicht einmal, worum es geht?«
    »Nix weiß. Nur Befehl: Schwimm hin und laß dich fangen.«
    »Umsonst?«
    Die Gretchenfrage. Bossolo war darauf vorbereitet. Er schüttelte den Kopf. »No, Kommissar. 500 Mark. Lag bei Ausrüstung in Schließfach. Ist guttes Geschäft, nicht? 500 Mark für einmal schwimmen. Mach isch immär …«
    »Wo ist das Geld?«
    »In Baracke. In Spind. Unter Hämden.«
    Beutels zweifelte nicht einen Augenblick daran, daß er dort bei einer Durchsuchung wirklich 500 Mark finden würde. Sie haben an alle Möglichkeiten des Alibis gedacht, überlegte er. Sie sind mir noch überlegen. Aber nur noch jetzt! Ich bin bereit, den Faden aufzuwickeln, den ich in die Hand bekommen habe. Und ich werde mit unorthodoxen Methoden arbeiten.
    »Und du hast dir keine Gedanken darüber gemacht, warum man dich nachts in den Chiemsee schickt?«
    »Nein, Kommissar. Für 500 Mark … schwimmen Sie da nicht?«
    Bossolo blickte Beutels treuherzig

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