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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte.
    »Ich weiß nicht, wo sie liegen«, sagte er, »aber ich weiß, wo sie lagen!«
    »Halleluja!« Beutels schob sein Telefon über den Tisch. »Rufen Sie an!«
    »Wen?«
    »Den Papst! Melden Sie ihm das unbeschreibliche Wunder!«
    Ric Holden legte seine Hände über das Telefon. Er nahm Beutels diesen Spott nicht übel. Wie konnte man in Deutschland wissen, was selbst in Amerika zu den geheimsten Akten gehörte.
    »Kennen Sie New Mexico?« fragte er.
    »Ja. Von Karl May. Dort lebte Winnetou«, antwortete Beutels bissig.
    »Dort liegt auch Los Alamos, das erste Atomforschungszentrum der USA. In Los Alamos wurden während des Krieges die ersten unterirdischen und die ersten überirdischen Versuchssprengungen unternommen. Los Alamos war das Entwicklungszentrum der Bomben von Hiroshima und Nagasaki. Heute ist Los Alamos eines von vielen Atomzentren.«
    Beutels musterte Ric Holden mit plötzlich anderen Augen. Nicht, daß ihn der historische Vortrag faszinierte; was in Los Alamos damals passiert war, war ihm in der Erinnerung geblieben. Sogar ein Name blieb haften: Oppenheimer. Was Beutels wie ein elektrischer Strom durchkroch, war das bei einem Kriminalisten unbestimmbare Gefühl, vor einer Tür zu stehen, die man nur aufzustoßen brauchte, um der Lösung aller Rätsel gegenüberzustehen.
    »In Los Alamos fehlen 12 Kilogramm Plutonium …« sagte er mit belegter Stimme.
    »Nein.« Ric Holden lächelte sein jungenhaftes Strahlen. »Auf dem Transport von Phoenix nach Los Alamos kamen auf der Straße durch die Wüste 12 Kilogramm abhanden. Man hat sie nie gefunden. Die Sache ist top secret . FBI und CIA haben damals die Spur verloren. Ein genial einfaches Verbrechen, nur möglich durch die Sorglosigkeit, mit der man bei uns welterschütterndes Material durch die Gegend kutschiert. Ich will Ihnen die Sache erzählen, Sir.«
    Beutels hörte still zu. Mein Gott, dachte er ab und zu. Wie friedlich leben wir hier in München. Natürlich schlagen sich welche den Schädel ein. Männer bringen ihre Frauen, Frauen ihre Männer aus Eifersucht, weil sie den Partner satt haben, aus Geldgier, um. Kinder werden geschändet, Mädchen gewaltsam entjungfert, Banken überfallen, Autos geknackt, tobende Ehefrau entmannt im Bett ihren Gatten, der Onkel als Wüstling … alles menschliche Leidenschaften, Tragödien der Gefühle, der Gier, der kranken Gehirne. Aber was ist das alles gegen die grandiosen Verbrechen drüben, in dem Land, das sich das freieste der Welt nennt und geknechtet wird von einer kleinen Clique von Verbrechern.
    »Die Mafia?« fragte Beutels, als Ric Holden seine Erzählung beendet hatte.
    »Nein. Unsere Vertrauensmänner meldeten Fehlanzeige. Nicht das Syndikat. Um so munterer wurden wir, als wir die Nachricht Ihrer Regierung bekamen. Uns fehlen 12 Kilogramm Plutonium, in München sollen 12 Kilogramm im Fundament des Olympiastadions eingegossen sein. Ist das kein logischer Zusammenhang?«
    Beutels nickte, dann zeigte er wieder auf das Telefon.
    »Anrufen.«
    »Den Papst?« grinste Ric Holden.
    »Nein. Ihre vorgesetzte Dienststelle. Sagen Sie Ihrem Chef: Der alte dämliche Sack Beutels dankt ihm und bekennt sich geschlagen.«
    Holden schob das Telefon von sich und streckte die Hand über den Tisch.
    »Auf gute Zusammenarbeit, Sir?«
    »Ich habe was gegen Supermänner – aber Sie möchte ich ans Herz drücken!«
    Sie gaben sich die Hand und wußten, daß noch nie zwei Männer eine so schwere Aufgabe übernommen hatten wie sie.
    »Wann kommt der Franzose?« fragte Holden.
    »Monsieur Jean-Claude Mostelle von der Sûreté arbeitet bereits seit 10 Stunden auf dem Olympiagelände. Er hat als erstes seinen gelben Helm bekommen, als Tarnung.« Beutels lachte kurz und trocken. Seine ganze Abneigung gegen diese ›Organisation des Blödsinns‹ lag in diesem Lachen.
    »Und der Russe? Mein lieber Kamerad und Gegner Stepan Mironowitsch Lepkin?«
    »Ist unterwegs. Sie kennen Lepkin?«
    »Und wie!« Holden rieb sich die Hände. »Wird das ein Wiedersehen. Zum erstenmal nicht auf der politischen Bühne. Zuletzt tranken wir Mokka und aßen Honiggebäck im Hotel St. Georg in Beirut. Er beriet die jordanischen Rebellen, ich die Regierung. Wir verstanden uns blendend. Fast jeden Abend trafen wir uns ungewollt in den vornehmsten Bordellen. So etwas verbindet mit tiefer Kameradschaft.« Holden beugte sich vor. »Kann ich mit der Arbeit anfangen, Sir?«
    »Hier? Bei mir? Bitte! Was soll's sein?«
    »Pietro Bossolo. Sie haben ihn noch

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