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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zeltdach ein Glanzstück deutscher Lobbyarbeit. »Am 13. Oktober 1967 jubelte der Herr Präsident etwas von der poetischen Lösung eines nüchternen Überdachungsproblems. Das Dach über den Wettkampfstadien sollte 18 Millionen kosten! Man atmete tief durch die Nase, aber dann sagte man sich: Für 18 Millionen bieten wir der Welt eine Sensation. Jetzt hängt das Dach mit seinen 8.300 Acrylglasplatten über dem Gelände, und was kostet es wirklich? 175 Millionen! Das ist fast das Zehnfache! Es soll hier nicht untersucht werden, wie dieser Riesenblödsinn zustande kam, wer alles sich an diesem Dach für alle Zeiten gesundgestoßen hat, welche Hand da die andere einseifte und wer wem in den Hintern kroch … aber, verdammt« – Beutels hieb auf den riesigen Tisch –, »wenn allein das Dach 157 Millionen Mark mehr kostete als veranschlagt und die Olympiabaugesellschaft kaltlächelnd diese Summe zahlte, dann sollte man sich nicht um 105 Millionen streiten, an denen das Leben von 150.000 Menschen, ja das Schicksal Westeuropas hängt! Meine Herren, ich betrachte diese Diskussion als so beschämend, daß ich nicht mehr teilnehme!«
    Beutels erhob sich und verließ das Sitzungszimmer. Schweigen begleitete ihn. Erst als die Tür hinter ihm zuklappte, sagte der Polizeipräsident betreten:
    »Ich bitte um Entschuldigung, meine Herren. Kriminalrat Beutels ist sehr temperamentvoll. Aber seinen Ausführungen schließe ich mich an. Man sollte in unserer Situation nicht mehr an Geld denken.«
    Beutels war mit seinem Abgang aus der ›senilen Debattierrunde‹, wie er die Versammlungen von Sonderkommission und Olympischem Komitee nannte, sehr zufrieden. Der Paukenschlag war notwendig gewesen. Die Zeit verrann unaufhaltsam, 150 Mann schwirrten durch die Gegend, machten sich mit ihren gelben Schutzhelmen auf dem Olympiagelände zu Clowns, suchten in den Kellerräumen des Stadions völlig sinnlos nach Plätzen, wo die Bomben hätten eingegossen sein können, und horchten fasziniert auf das ständige Ticken der Geigerzähler, die hier restlos versagten. Die Technik, bisher als kaum noch zu verbessern hochgelobt, wurde lächerlich. Das französische Betonröntgengerät kam gar nicht mehr zum Einsatz … man kann nicht 35 Meter tief in Betonpfeiler hineinleuchten.
    Zahlen und abwarten, zu dieser Lösung war Beutels gekommen. Mehr war nicht zu tun. Und den Mund halten, keine Panik aussäen, eine Panik, die Milliarden kostete.
    Er blieb vor seinem Zimmer stehen, las das Schild KRIMINALRAT BEUTELS und wich der Ahnung nicht mehr aus, daß dieses Schild kaum noch bis zum 26. August an der Tür kleben würde. Die letzten Tage hatten ihm zu viele Feinde beschert, er hatte so mancher heiligen Kuh deutscher Nation zwischen die Hörner gespuckt, zu vielen Stolzen in den Hintern getreten. Das vergißt man nicht, und wer die Intrigen kennt, die wie giftige Pilze unterirdisch wuchern, der kann sich ausrechnen, wann man von ihnen entkräftet und verseucht ist.
    Beutels betrat sein Zimmer und sah, daß er nicht allein war. Ein jüngerer Mann, hoch gewachsen, mit breitem Lächeln, stand von einem Stuhl auf und sagte ganz unkonventionell:
    »Hallo! Schön, Sie zu sehen.«
    Beutels war anderer Ansicht. »Wie kommen Sie herein?« fragte er.
    »Durch die Tür. Ich bin ein normaler Mensch.«
    »An der Tür steht: Anmeldung Zimmer 109.«
    »Ich hasse Umwege. Anmeldungen und Vorzimmer sind Leerlauf. Ich bin Ric Holden.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Beutels winkte, ging hinter seinen Tisch und setzte sich. »Sie haben die Gabe des Hellsehens?«
    »Wie kommen Sie darauf, Sir?«
    »Ich kann als Hilfe nur jemanden gebrauchen, der übernatürliche Gaben mitbringt. 150 Mann stark ist die Sonderkommission – was wollen Sie als 151. Mann dabei?«
    »Eine Spur aufwickeln, Sir.« Ric Holden setzte sich. Beutels warf seine Brasil fort und suchte eine Brissago. Gefahr! Aber wie kann ein Amerikaner das wissen?
    »Sie haben eine Spur? Interessant. Also doch Hellseher? Oder konnten Sie vom Flugzeug aus die Bomben sehen? Es gibt ja solche Phänomene. Aus der Luft kann man U-Boote orten, man sieht die Spuren altrömischer Siedlungen, jemand hat sogar Landepisten von Astronauten entdeckt, die vor 2.000 Jahren von anderen Sternen zu uns kamen! Meine Hochachtung, Mr. Holden: Wo liegen die Bomben?«
    Das klang angriffslustig, aber es drückte auch eine grenzenlose Enttäuschung aus. Ric Holden steckte sich eine Zigarette an, nachdem Beutels seine Brissago entzündet

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