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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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erhob Keely sich und ging an den Tisch ihrer Mutter. Mit einem Strauß aus Eichenblättern und Misteln und einer langen weißen Kutte kehrte sie zurück zum Totenbett. Die Kutte duftete nach Lavendel, dem Duft ihrer Mutter, und dieser Duft raubte ihr fast den Verstand. Der Verlust schien ihr unermeßlich. Als Keely ihrer Mutter den Strauß in die Hände legte und der Toten einen Kuß auf die Wange drückte, flüsterte sie: »Bis wir uns Wiedersehen an Samhuinn.«
    Dann streifte sie der leeren Hülle ihrer Mutter das Zeremoniengewand über. Anschließend berührte sie den Drachenanhänger, der sich leuchtend von ihrer strahlend weißen Leinenbluse abhob, und betete, sein Zauber möge ihr die innere Kraft schenken, die sie brauchte.
    Sie holte noch einmal tief Luft, um wieder etwas Fassung zu gewinnen, und lief die von Fackeln beleuchteten Gänge zum großen Saal hinunter. Als sie dort ankam, nickte sie beim Eintreten den Dienerinnen ihrer Mutter zu, die sich sofort aufmachten, die Leiche für die Beerdigung vorzubereiten.
    Keely stand nun allein in der Tür und ließ den Blick über die hier versammelte Menge schweifen. Rhys war nicht hier, aber Odo und Hew, ihre treuen Cousins. Als sie erkannten, wie niedergeschlagen sie war, eilten sie zu ihr.
    Madoc, der am langen Ende des Haupttisches saß, blickte von seinem Bierkrug auf und entdeckte sie.
    »Na, sie hat sich aber Zeit gelassen mit dem Sterben«, grölte er betrunken.
    Keely trat einen Schritt zurück, als habe er sie geschlagen. Alle Farbe war aus ihrem makellosen Antlitz gewichen. Lloyds Gefolgsleute ringsum im Saal hielten entsetzt den Atem an.
    Wie konnte Madoc es wagen, in diesem Ton von ihrer herzensguten Mutter zu sprechen! Keely wollte auf ihn zustürzen und ihn zurechtweisen, aber ihre Cousins konnten sie gerade noch rechtzeitig zurückhalten.
    Odo und Hew überragten die meisten anderen Männer um Haupteslänge, und was ihnen an Geisteskraft fehlte, machten sie mit ihrer überreichen Muskelkraft wett. Die beiden hatten sich neben ihr aufgestellt und sie in ihre Mitte genommen. Sie hielten sie an den Armen fest und ermahnten sie, ruhig zu bleiben.
    Odo, der ältere der beiden, deutete mit einer schnellen Kopfbewegung auf den Baron. »Es bringt nichts, ihn zu reizen.«
    »Wo ist Rhys?« wollte Keely wissen.
    »Er ist mit ein paar seiner Leute unterwegs. Auf Raubzug«, antwortete Hew.
    Das überraschte Keely. »Willst du damit sagen, er reitet los, um Raubzüge zu machen, während unsere Mutter auf dem Sterbebett liegt?«
    »Er hatte keine andere Wahl«, erklärte ihr Odo.
    »Madoc hat es ihm befohlen«, fügte Hew hinzu.
    Mit unverhohlenem Haß starrte Keely ihren Stiefvater an, der wie ein König am Tafelende thronte.
    »Wo bleibt mein Abendessen?« forderte er barsch und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Bringt mir noch ein Bier. Ohne Bier kann ich meine wiedergewonnene Freiheit nicht feiern. Elen soll es mir bringen, die mit den großen Brüsten.«
    Der Blick aus Keelys veilchenblauen Augen verfluchte ihn, aber sie folgte dem Rat ihrer Cousins und wandte sich um, wobei ihr ebenholzschwarzes Haar in der Luft wirbelte. Keely verließ den großen Saal und machte sich auf in die Küche. Wie zwei große Hunde blieben ihr Odo und Hew auf den Fersen.
    »Sei gegrüßt, Haylan«, rief Keely der Köchin zu, einer Frau mittleren Alters.
    »Es tut mir sehr leid für dich, Megan. Deine Mutter war eine weise und gütige Seele«, tröstete sie diese und nahm sie in die Arme. »Ein großer Verlust für den Baron, aber ich bezweifle, daß er es erkennt.«
    »Der Kummer macht Madoc hungrig«, erklärte ihr Keely mit Tränen in den Augen. »Bringe ihm schnell sein Abendessen und sorge dafür, daß Elen ihn bedient.«
    Haylan nickte und rief: »Elen!«
    Eine hübsche Dienerin lief zu ihnen herüber.
    »Servier das Essen am langen Tisch«, wies Haylan das Mädchen an, als sie ihr die Schüssel reichte. Dabei zog sie das Mieder des Mädchen eine Handbreit nach unten. »Ein hübsches Dekolleté tröstet einen trauernden Mann. Sei nett zum Baron.«
    »Hoffentlich nett genug, um ihn ins Jenseits zu befördern«, meinte Elen und verzog das Gesicht.
    »Die letzten Wünsche meiner Mutter sind euch bekannt«, erklärte Keely und wandte sich wieder ihren Cousins zu. »Nach dem Abendessen räumt ihr den Saal für die Totenwache. Ich komme dann zu euch.« Mit diesen Worten verließ sie die Küche.
    Drei Stunden später lag Megan Glendower Lloyd aufgebahrt in dem von Fackeln

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