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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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offen zur Schau getragene Ungehorsam verblüffte Madoc. Er ließ die Augen von einem riesenhaften Bruder zum anderen schweifen. »Ihr beide habt zusammen nicht mehr Hirn wie ein Spatz.«
    Diese Beleidigung kam an. Mit zusammengekniffenen Augen knurrten Odo und Hew bedrohlich, was Madoc ein paar Schritte zurückweichen ließ.
    »Du gehörst nicht zu den Cymry«, wandte Madoc sich an seine Stieftochter. »Pack deine paar Habseligkeiten und verlasse Wales.«
    »In meinen Adern fließt das Blut von Llewelyn dem Großen und Owen Glendower«, rief Keely. »Ich bin eine Prinzessin von Powys und Gwynedd.«
    »Du bist die Prinzessin von Nirgendwo«, schnaubte Madoc verächtlich. Dabei wurde er so laut, daß man ihn bis in die entferntesten Winkel des großen Saales deutlich hören konnte. »Dieser funkelnde Drachenanhänger und die veilchenblauen Augen brandmarken dich als das, was du bist: die nicht sonderlich geschätzte Folge des Fehltritts eines Engländers.«
    Jedermann im Saale hielt hörbar den Atem an.
    »Megan ist tot«, fuhr Madoc fort. »Such deinen englischen Vater. Verlasse mein Land.« Dann ließ er seine Clans- und Gefolgsleute seinen Zorn spüren und warnte sie: »Wendet diesem erbärmlichen Bastard euren Rücken zu, wenn ihr nicht Ausgestoßene sein wollt wie sie.«
    Keely machte auf dem Absatz kehrt, daß ihr weißes Kleid und ihr schwarzes Haar nur so wirbelten, und schritt stolz aus dem Saal. Bevor Odo und Hew ihr nach draußen folgten, knurrten sie noch einmal laut und deutlich eine Drohung, die dem Baron galt, und diesen einen Schritt weiter zurückweichen ließ.
    Als ihre Cousins sich draußen zu ihr gesellten, bemerkte Keely: »Ich hätte nie gedacht, daß Madoc ...« Schluchzend brach sie ab, die Tränen strömten ihr über die Wangen.
    »Er hätte es nicht gewagt, wäre Rhys hiergewesen«, versuchte Odo sie zu trösten und legte ihr den Arm um die Schulter.
    »Madoc lügt«, fügte Hew hinzu.
    Keely und Odo schauten ihn fragend an.
    »Du bist nie und nimmer erbärmlich«, erklärte Hew. »Wenigstens habe ich dich noch nie winseln gesehen.« Er sah seinen Bruder an. »Was genau bedeutet eigentlich erbärmlich ?«
    Odo gab seinem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf. »Was bedeutet das schon, du hirnverbrannter Idiot?«
    Hew zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich weißt du es genausowenig.«
    Trotz der mißlichen Lage, in der sie sich befand, schenkte Keely den zwei Riesenkerlen ein Lächeln. »Ich danke euch dafür, daß ihr mir so treue Cousins seid«, erklärte sie. »Odo, könntest du bitte Merlin für die Reise fertigmachen. Und packe bitte noch einen Sack Futter für sie ein. Und du, Hew, könntest du Haylan bitten, einen Korb mit Essen für mich herzurichten? Genug von allem, um bis nach England zu gelangen.«
    »Wir begleiten dich«, sagte Odo.
    »Es ist wirklich nicht nötig, daß ihr die Verbannung mit mir teilt«, versuchte Keely sie daran zu hindern, ihre Heimat aufzugeben.
    »Wir bestehen darauf«, erklärte Hew. »Außerdem währt nichts ewig.«
    »Wir drei werden bald nach Wales zurückkehren«, fügte Odo hinzu.
    »Dann nehme ich euer Angebot an«, willigte Keely dankbar ein. »Mein Vater lebt in Shropshire.«
    »Wer ist dein Vater?« wollte Odo wissen.
    »Robert Talbot.«
    »Talbot hört sich nach einem englischen Namen an«, bemerkte Hew.
    Keely sah ihm in die Augen. »Der Herzog von Ludlow ist ganz gewiß ein Engländer.«
    »Der Herzog von ...?«
    »Du hast richtig gehört. Der Herzog von Ludlow ist mein leiblicher Vater.« Mit diesen Worten wandte Keely sich um. »Und nun wollen wir nicht noch mehr Zeit verschwenden. Wir treffen uns in einer Stunde vor dem Stall.«
    Mit ihren paar Habseligkeiten sicher in den Satteltaschen verstaut, ließ Keely den Blick ein letztes Mal über ihr spartanisch eingerichtetes Zimmer schweifen, bevor sie nach draußen eilte. Der Stallhof war auffallend leer, nur Haylan, Odo und Hew waren zu sehen. Offensichtlich fürchteten Madocs Clans- und Gefolgsleute ihren Baron zu sehr, um sich von Keely zu verabschieden. Keely machte ihnen daraus keinen Vorwurf. Wenn Madoc dazu in der Lage war, seine eigene Stieftochter zu verstoßen, würde er auch nicht davor zurückschrecken, seinen eigenen Leuten dasselbe oder noch Schlimmeres anzutun.
    Als sie vor Haylan stand, zauberte Keely ein breites Lächeln auf ihr Gesicht. »Ich möchte dir für alles danken«, erklärte sie der grauhaarigen Köchin. »Vor allem für die Treue, die du meiner Mutter erwiesen

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