Die duale Metropole
reibe, von dem ich loslassen will, von dem ich enttäuscht bin. Der mich und die Menschheit betrogen hat, sie unzählige Male in Gefahr brachte?
Würde ich ES opfern, verraten, aufgeben, wenn ich damit TRAITOR davon abbringen könnte, die Lokale Gruppe in Kabinette zu verwandeln und Hangay in eine Negasphäre?
Was ist ES für die Menschheit noch wert? Trotz Stardust, trotz allem?
Was die Menschheit mir wert ist, weiß ich hingegen genau.
Alles.
21. November 1347 NGZ
Rhodan blieb abrupt stehen und hob warnend eine Hand. Ein helles Glitzern alarmierte ihn, ein Funkeln, nur ein Reflex, aber vielleicht gerade noch rechtzeitig.
Vor ihnen wuchs das Unterholz zunehmend spärlicher, und der Terraner glaubte, vor sich ein helleres Licht zu sehen als den blaugrünen Schimmer des Kontaktwalds, das die ganze Zeit über vorgeherrscht hatte. Sie hatten den Waldrand erreicht.
»Ich habe es auch gesehen«, flüsterte Mondra neben ihm und zog sich in die Deckung eines Baums zurück.
Rhodan folgte ihr und winkte auch Inkadye zu sich, obwohl er in diesem Versuch nur eine symbolische Geste sah. Schließlich befanden sie sich in einem Kontaktwald, den KOLTOROC mit seinen mentalen Kräften unterworfen hatte. Er hatte also damit rechnen müssen, dass die Superintelligenz ihre Ankunft bemerkte. Alles andere wäre ein Wunder gewesen.
Die Sorgorin betrachtete Rhodan mit einem verwunderten Blick. »Hoffst du wirklich, dass er von unserer Anwesenheit nichts weiß?«
»Nein«, sagte er. »Aber wir Terraner reagieren manchmal so irrational. Eine Folge unserer Herkunft und Evolution. Wenn wir etwas sehen, was wir als Bedrohung einstufen, ziehen wir uns erst einmal in die Sicherheit eines Verstecks zurück.«
Er trat wieder aus der Deckung hervor und näherte sich dem Waldrand.
Dieser wurde nicht von kreisrund angeordneten Bäumen gebildet, sondern von Buschwerk, das immer spärlicher wuchs und schließlich abrupt endete, als hätte eine Horde von Gärtnern es mit Skalpellen bearbeitet. Dahinter fiel der Boden steil ab.
Aber nicht das erweckte Rhodans primäres Interesse, sondern die beiden perfekten Spiegel von ovaler Form und etwa fünf Metern Höhe, die dort ihren Weg flankierten.
Zwei String-Legaten KOLTOROCS.
*
Rhodan gab sich einen Ruck und ging gleichmäßigen Schrittes weiter. Die beiden String-Legaten selbst bewegten sich nicht. Mit unwillkürlicher Faszination beobachtete der Terraner, was sie auf ihren Spiegelflächen abbildeten.
Die Darstellungen wechselten in schneller Reihenfolge. Rhodan war fest überzeugt, dass KOLTOROC das, was die String-Legaten in Bilder fassten, im gleichen Augenblick ebenfalls wahrnahm. Das musste er auch aus Inkadyes Schilderungen ihrer Entstehung und Entwicklung schließen.
Beide Spiegel zeigten zuerst ihn selbst, Mondra und Inkadye, wie sie aus dem Kontaktwald kamen. Dann konzentrierten sie sich ausschließlich auf ihn, Rhodan.
Er schluckte. Die String-Legaten gingen äußerst gründlich vor. Sie zeigten einen detaillierten Aufriss seines Körpers und des SERUN-Kampfanzugs, erfassten dabei zahlreiche Einzelheiten. Augenblicklich wurde Rhodan der Sinn der Untersuchung klar. Er hätte ja auch einen Anzug anlegen können, der mit Sprengstoff gespickt war, um KOLTOROC, aber auch sich selbst in den Untergang zu reißen.
Die Superintelligenz wollte kein Risiko eingehen.
Das nächste Spiegelbild zeigte Rhodans Aktivatorchip. Er war deutlich mit einer grellen Falschfarbe markiert. Die Färbung dehnte sich auf dem Bild aus, zeigte nun wieder seinen Körper, der aber in eine Art flirrende Aureole gehüllt war.
Sollte das etwa seine Ritteraura darstellen?
Wahrscheinlich.
Dann wurden Mondra und Inkadye derselben Prozedur unterzogen. Die String-Legaten nahmen sich zuerst ihre Körper vor, dann ihre Bekleidung und ihre Rucksäcke.
Sie erfassten die verpackten Eier der Tarnii KOLTOROC in Mondras Tasche,
zeigten aber keinerlei Reaktion. Offensichtlich wussten die Spiegel nichts mit ihnen anzufangen und erkannten sie nicht als Eier eines der Völker, die an KOLTOROCS Entstehen beteiligt gewesen waren. Jedenfalls hoben sie sie nicht hervor.
Sie verweilten allerdings auf den zahlreichen Waffen und kleinen Sprengsätzen, die die Neuankömmlinge mitführten, darunter auch auf Inkadyes Parapolarisatoren, die sie minutiös abbildeten und untersuchten. Auch den starken Hyperfunksignalgeber in Mondras Rucksack, den sie als Positionssender nutzen wollten, erfassten sie.
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