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Die duale Metropole

Die duale Metropole

Titel: Die duale Metropole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Innenleben und Teile des Äußeren der Gebäude rekonstruieren konnte. Vielleicht wäre die Stadt ja prachtvoll, könnte Rhodan sie nur sehen, mit hohen Türmen und geschwungenen Brücken und in der Sonne glänzenden Spiegelfassaden, aber irgendwie bezweifelte er es.
    Der Terraner fragte nicht, was das alles zu bedeuten hatte, ob es nur eine Spielerei war oder ein tieferer Sinn dahintersteckte. Er musste akzeptieren, was er sah, war nicht imstande, die Beweggründe einer Superintelligenz zu verstehen oder ihre Sichtweise nachzuvollziehen.
    Er erinnerte sich an seine erste Begegnung mit ES, auf dem Planeten Wanderer, vor fast 3000 Jahren. Auch damals hatte die Realität keine Bedeutung mehr gehabt. Ein Revolverheld aus dem Wilden Westen hatte ihn mit seine Waffe bedroht, und ...
    Er verdrängte den Gedanken, der ihn nur ablenkte, konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart und versuchte, mit seinen beschränkten menschlichen Sinnen das zu erkennen, was auf einer verschobenen Ebene vorhanden war, was er eigentlich nicht sehen konnte, nicht sehen sollte.
    Allmählich konnte er sich auch bildlich vorstellen, was KOLTOROC vor
    ihm verbarg. Vor seinem geistigem Auge entstand nach und nach das vollständige Bild einer Stadt mit unsichtbaren Gebäuden.
    Warum das alles?, fragte er sich. Doch das war nicht der wahre, entscheidende Punkt. Er durfte sich nicht anmaßen, die Launen, die Verspieltheit einer Superintelligenz zu verstehen.
    Für KOLTOROC mochte das alles einen Sinn haben, der sich seiner Auffassungsgabe völlig entzog.
    Allmählich gelang es Rhodan, das völlig befremdliche Bild geistig zu verarbeiten und sich davon zu lösen. So faszinierend es sein mochte, er durfte sich nicht damit aufhalten. Sein Ziel war es, KOLTOROC zu finden, in die Nähe der Superintelligenz zu gelangen und dann endlich ...
    Er dachte den Gedanken nicht zu Ende, weil er befürchtete, dass die Superintelligenz ihn schon jetzt durchschaute, in seinem Gehirn las wie in einem offenen Buch. Er zwang sich, den Blick von der Ebene zu lösen, zu heben, in den Himmel zu schauen, der vom Licht der Zentrumssterne der Galaxis erleuchtet wurde, und ihm wurde innerhalb weniger Minuten erneut klar, dass er es hier mit einer Superintelligenz zu tun hatte.
    *
     
    Als sie näher kamen, verblassten die Lebewesen, aber dafür erschien etwas anderes: Genau über dem Mittelpunkt der virtuellen Stadt hing etwas am Himmel, eine einzige frei sichtbare Struktur, ein gewaltiges, hochkant gestelltes diskusförmiges Gebilde, das Rhodan an eine riesige Münze erinnerte. Es schwebte dort, ohne Bodenkontakt im Himmel verankert, aber das konnte ihn nicht verblüffen.
    Auf Terra hatten sie etwas Ähnliches mit der Solaren Residenz geschaffen, und das ohne Hilfe von übergeordneten Entitäten.
    Die SERUN-Positronik spielte erste Daten ein. Die Münze durchmaß etwa 800 Meter bei einer Dicke von etwa 75. Aber das war im Prinzip nebensächlich, wusste Rhodan. Wichtig war in erster Linie, was sie darstellte.
    Die eine Seite glänzte im Licht der Zentrumssterne silberfarben wie poliertes Metall, die andere hingegen wies eine tiefschwarze, wie eloxierte Färbung auf.
    Die Teleoptik des SERUNS zeigte, dass aus beiden Seiten der Münze Gebäude seitwärts auskragten, als gelte für sie jeweils ein eigener Schwerkraftvektor. Etliche dieser Türme erreichten 200 und mehr Meter Höhe oder Länge. Das Bild war kaum weniger verwirrend als das der virtuellen Stadt, aber abrupt wurde Rhodan klar, womit er es hier zu tun hatte.
    Zwei Seiten. Eine in Silber, eine in Tiefschwarz.
    Das ist die Duale Metropole!, dachte er.
    Der Dualismus war eindeutig.
    Von Inkadye wusste er, dass KOLTOROC unter den Bedingungen einer spezifischen Dualität entstanden war, als Verschmelzung aus zwei Völkern und Kulturen. Und die Duale Metropole griff ganz offensichtlich diesen Gedanken in architektonischer Form wieder auf. Zwei Seiten einer Medaille, die in der Gemeinsamkeit mehr waren als die Summe ihrer einzelnen Teile. Dieses duale Prinzip hatte KOLTOROC niemals aufgegeben. Es war verantwortlich dafür, dass die Terminale Kolonne TRAITOR die Duale eingeführt hatte, die schrecklichen Mischwesen, die aus zwei verschiedenen Körpern zusammengesetzt worden waren.
    Was wäre Roi Danton, seinem Sohn Michael, erspart geblieben, wenn KOLTOROC nicht diesem Dualismus anhängen würde?
    Wahrscheinlich wäre er dann schon längst tot, meldete sich eine Stimme tief in seinem Kopf. Dann hätte er bei einer

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