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Die duale Metropole

Die duale Metropole

Titel: Die duale Metropole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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sowieso nur noch spärlich wachsende Unterholz, das den Waldrand bildete. Der Terraner fragte sich, ob das Gras unter seinen Stiefeln echt war oder eine Projektion.
    »Warum benutzen wir nicht unsere Flugaggregate, wenn wir KOLTOROC nicht warten lassen wollen?«, fragte Inkadye, nachdem sie einige hundert Meter zurückgelegt hatten.
    Rhodan runzelte die Stirn. Warum hatte Inkadye es so eilig?
    »Nein«, entschied er. »Wir gehen zu Fuß, und zwar auf direktem Weg durch die Stadt unterhalb der Dualen Metropole. Je mehr Informationen wir sammeln, desto besser für den Kampf gegen den Chaopressor.«
    Die Sorgorin warf ihm einen undeutbaren Blick zu. Sie kannte KOLTOROC; wollte sie damit zum Ausdruck bringen, dass sie Rhodans Bestreben für vergeblich hielt?
    »Wie du meinst«, sagte sie nur.
    Sie setzten sich wieder in Bewegung, und als hätten sie eine unsichtbare Grenze überschritten, begann vor Rhodan plötzlich die Luft zu flimmern. Er blieb stehen, kniff die Augen zusammen und rief die Anzeigen der SERUN Ortungsgeräte auf, doch sie präsentierten ihm keinerlei Werte.
    Trotzdem wurde vor ihm ein Gebäude sichtbar, schälte sich gerade aus dem Nichts. Es war ein Haus von ungewöhnlicher Bauweise, freitragend, fast sphärisch. Auf anscheinend energetischen Balken ruhten kaum fingerbreite Verstrebungen, die das Fundament für hohe, schmale Wände bildeten. Einen Moment lang konnte Rhodan in das vielleicht zehn Meter hohe Gebilde hineinsehen, einzelne Räume ausmachen, Treppen und Schächte, dann wurden die Wände undurchsichtig.
    Er trat näher heran und streckte die Hand aus. Obwohl die Geräte noch immer nichts anzeigten, spürte er Widerstand unter den behandschuhten Fingern.
    Was würde geschehen, wenn das Gebäude unvermittelt zusammenbrechen und die Trümmer ihn unter sich begraben sollten? Würde er dann von ihnen erschlagen werden, falls die Systeme des SERUNS ihn nicht schützten? Oder würde er die Mauerreste und Energieträger gar nicht spüren, würden sie seinen Körper einfach durchdringen, ohne Schaden anzurichten?
    Er war nicht besonders versessen darauf, es herauszufinden.
    Neben ihm schob sich geräuschlos eine Tür in die Wand, und ein Wesen verließ das Haus. Es ging aufrecht, auch wenn es Rhodan an einen drei Meter großen, schwerfälligen Bären erinnerte, dessen Kopf, Körper und Gliedmaßen von langem, dünnem, zotteligem braunem Haar bedeckt waren.
    Leise vor sich hin schimpfend ging das Geschöpf an ihm vorbei, ohne im Geringsten auf ihn zu reagieren. Es nahm ihn offensichtlich gar nicht wahr. Wütend oder frustriert zerrte es an der goldenen, bis zu den Knien reichenden Tunika, die seinen Körper bedeckte, als wolle es das Kleidungsstück unbedingt loswerden.
    Der Terraner hatte den Eindruck, am liebsten würde das Wesen sich den Stoff an Ort und Stelle vom Leib reißen.
    Rhodan gab seinen beiden Begleiterinnen ein Zeichen und folgte dem Bärenartigen. Er fuhr unwillkürlich zusammen, als vor ihm ein weiteres Gebäude sichtbar wurde und ein drittes und ein viertes.
    Nach ein paar Minuten hatte er sich daran gewöhnt. Offensichtlich wurden die Häuser dieser unsichtbaren Stadt irgendwie stofflich, wenn sie sich ihr auf eine bestimmte Entfernung näherten.
    Aber das hieße gleichzeitig ... Rhodan drehte sich um. In der Tat, hinter ihnen waren die Gebäude wieder verschwunden, kaum dass sie sie passiert hatten.
    Er warf Inkadye wieder einen fragenden Blick zu, doch sie reagierte nicht darauf. Gleichmütig betrachtete die Sorgorin die Wesen, die nun immer öfter vor ihnen materialisierten, je näher sie dem Stadtzentrum kamen. Sie war so etwas gewohnt; große Abschnitte ihrer Millionen Jahre währenden Gefangenschaft hatte sie unter ähnlichen Umständen verbracht.
    Eine reine Spielerei?, fragte sich Rhodan. Bloße Schrullen einer Superintelligenz? Oder steckte mehr dahinter? Wollte KOLTOROC auf diese Art und Weise vielleicht seine Erinnerungen von 70 Millionen Jahren bewahren, die sonst verloren gegangen wären? Konnte die Entität sie nicht mehr festhalten, und lagerte sie sie deshalb sozusagen aus, hierher in die virtuelle Stadt unter der Dualen Metropole, damit sie stets darauf zurückgreifen konnte, wenn es sie danach verlangte?
    Dem Terraner kam die Situation immer surrealer vor. Eine riesige Stadt tat sich vor ihm auf, aber nur bruchstückhaft, ausschnittsweise. Und auch die Wesen, die allenthalben die Stadt bevölkerten und immer öfter ihren Weg kreuzten, waren nicht real. Sie gingen

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