Die duale Metropole
eine Möglichkeit es sich handelte, doch es gelang ihm, sich zu beherrschen und Schweigen zu bewahren.
»Du müsstest«, fuhr KOLTOROC schließlich fort, »lediglich deine inaktive Ritteraura an mich übergeben.«
7.
Die vollen Stunden
Als der Tag hereinbrach und Perry Rhodan endlich die Zeit für seine Überlegungen nahm, hatte der Unsterbliche eine Antwort auf die Frage gefunden.
Würde ich die Ritteraura aufgeben, wenn der altruistische Lohn dafür hoch genug wäre?
Sie ist nicht nur das »Sesam, öffne dich!«, das mir Objekte wie CHEOSTAI erschließt oder bewirkt, dass Wesen wie Inkadye mir mit Ehrfurcht begegnen. Sie ist Teil meines Lebens. Meiner Bestimmung, meines Schicksals.
Sie wurde mir von den Kosmokraten unter falschen Voraussetzungen verliehen, sie stigmatisiert mich und stempelt mich seither zu einem Knecht der Mächte der Ordnung. Doch zugleich ist sie auch Ausdruck meiner Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch alles zum Guten wendet. Dass man deutlich zwischen den Kräften der Ordnung und denen des Chaos unterscheiden kann.
Ohne die Aura wäre ich nicht mehr vollständig. Wäre ich nicht mehr ich. Das ist mir in letzter Zeit klar geworden.
21. November 1347 NGZ
»Meine ... Ritteraura?«, echote Rhodan.
KOLTOROC betrachtete ihn lauernd. »Du brauchst sie nicht mehr. Sie ist nicht aktiv. Und sie stammt von den Kosmokraten, von Wesen, von denen du dich losgesagt hast ... oder gern lossagen würdest, falls dir das jemals gelingen sollte. Falls du stark genug dafür bist. Vielleicht wäre die Aufgabe der Aura ein erster Schritt ... in die richtige Richtung!«
»Warum nimmst du sie dir nicht einfach?«, fragte Rhodan zögernd, um Zeit zu gewinnen, über dieses Angebot nachdenken zu können. »Einer Superintelligenz ist das doch zweifellos möglich.«
»Ich könnte dich verletzen, und ich nehme nicht unnötig Leben. Mit Ritterauren ist es so eine Sache«, antwortete KOLTOROC ausweichend. »Kosmokratenwerk ist für unsereiner nur schwer handhabbar.«
Diese Antwort stellte den Terraner nicht zufrieden. Dahinter steckt etwas anderes, dachte er. Der Dual würde keine Sekunde lang zögern, sich zu nehmen, was er haben will. Außer, es ist ihm nicht möglich ...
»Ich muss sie dir aus freiem Willen überlassen«, vermutete er.
»Nur so wird sie für mich nutzbar und verfügbar«, bestätigte die Superintelligenz mit einer Offenheit, mit der Rhodan nicht gerechnet hatte. Sie schien sich ihrer Sache sehr sicher zu sein.
»Das ist die Abmachung?«, fragte er. »Das ist die Abmachung!«, bestätigte KOLTOROC.
Wie zur Bekräftigung seiner Worte rückte einer der String-Legaten der Superintelligenz vor. Auf seiner Spiegelfläche sah Rhodan, dass die Einheiten der Terminalen Kolonne sich um den Kristallschirm zusammengezogen und eine Angriffsposition eingenommen hatten. An der Spitze der v-förmigen Phalanx stand VULTAPHER. Auch wenn der Chaotender nicht einmal ansatzweise vollendet war, bezweifelte der Unsterbliche nicht, dass seine Machtmittel vollends ausreichten, um den schützenden Schirm zu durchbrechen.
Dann würde es keine Rettung für Terra mehr geben.
Rhodan wurde vollends die Absurdität der Situation bewusst. Während er eine mehr oder weniger gepflegte Konversation mit einer negativen Superintelligenz betrieb, war die Menschheit direkt von der Auslöschung bedroht. Selbst in jenen scheinbar ruhigen, von keinerlei Aggression geprägten Momenten, in denen KOLTOROC sich als charmanter, geistreicher Plauderer präsentierte, spürte er den permanenten Druck, die schwere Last, die auf seinen Schultern ruhte.
Er musste sich nicht noch einmal in Erinnerung rufen, dass es hier um alles oder nichts ging. Es war ihm nur allzu deutlich bewusst.
Wie gern wäre er auf den Handel eingegangen ... Doch er konnte es nicht, aus mehreren Gründen, wie ihm nun klar wurde.
»Wer garantiert mir, dass du dein Wort hältst? Dass du uns gehen lässt, das Solsystem verschonst und die Terminale Kolonne aus der Milchstraße abziehst?«
»Was habe ich dort noch verloren?«, fragte KOLTOROC leichthin. »TRAITOR wird anderswo gebraucht. Irgendwo ist eine andere Negasphäre im Entstehen begriffen.«
»Das war keine Antwort auf meine Frage.«
»Es gibt keine Garantien. Du wirst meinem Wort vertrauen müssen.«
»Nein.«
Es war eine moralische Entscheidung, geprägt von einer Ethik, wie die Kosmokraten sie einmal vertreten hatten, bevor sie ihre grundlegende Moral einer Effizienz geopfert hatten, die
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