Die duale Metropole
von den Chaotarchen erhalte.«
»Das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich mich recht entsinne, haben wir gerade die Ethik und Moral der beiden universellen Kräfte verglichen, und ich habe dir schlüssig vor Augen geführt, dass die >positiven< Mächte um keinen Deut besser sind als die >negativen<. Du konntest meine Argumente nicht entkräften, hast mir zumindest nicht widersprochen. Oder lässt mein Gedächtnis mich nun nach siebzig Millionen Jahren im Stich?«
»Zum einen sehe ich noch immer Unterschiede in der Moral der beiden Kräfte.«
KOLTOROCS humanoider Kopf kniff die Augen zusammen. »Und nun?«
Hörte Rhodan einen leisen Tadel aus den Worten heraus, einen Anflug von Enttäuschung? Und falls ja ... war sie echt oder nur gespielt?
»Ich weiß nur eines ziemlich sicher«, sagte er. »Ohne Ordnung würde das Universum im Chaos versinken, ohne Chaos würde es in der Ordnung erfrieren. Kosmokraten und Chaotarchen sind nicht gut oder böse; sie brauchen einander, sind zwei Seiten einer Medaille.«
»Dann spielt es keine Rolle, für welche Seite du dich einsetzt.«
»Du hast es selbst gesagt«, hielt Rhodan dagegen. »Die Zeit unseres blinden Gehorsams ist vorbei. Wir wissen, dass wir die wahren Beweggründe der Hohen Mächte niemals verstehen werden. Auch das hast du gesagt. Und daher wollen wir so wenig wie möglich mit ihnen zu tun haben. Ich werde mich und die Menschheit nicht noch weiter in Auseinandersetzungen intergalaktischen Ausmaßes ziehen lassen. Wir haben uns für den Dritten Weg entschieden. Für das Leben an sich. Wir wollen nichts weiter, als neutral zwischen den gegensätzlichen Hohen Mächten zu stehen.«
»Für das Leben an sich?« Plötzlich lag eine bislang nicht vorhandene Schärfe in KOLTOROCS Stimme.
Rhodan hatte den Eindruck, dass die Superintelligenz des intellektuellen Geplänkels überdrüssig geworden war, sich nun langweilte. Oder aber zornig wie ein kleines Kind reagierte, das seinen Willen nicht bekam.
»Das Leben! Ganze Welten vergehen in der Explosion einer Supernova, unzählige Lebewesen werden ausgelöscht und damit myriadenfaches Leben, das aus ihnen entstanden wäre. Das alles nehmt ihr hin. Aber wenn man euch ein Leben nimmt, das euch nahesteht, definiert ihr damit >Gut< und >Böse<.«
Er sah Rhodan an, dann Mondra, schließlich Inkadye. »Ich könnte euch das Leben nehmen, hier und jetzt.«
Sein Blick glitt zurück zu der ausgebildeten TLD-Agentin, blieb an ihr haften. Er hob die Hand, machte eine wedelnde Bewegung. »Vielleicht habe ich in diesem Augenblick ein Leben genommen, das dir etwas bedeutet. Während ebenfalls in diesem einen Augenblick Milliarden Lebewesen sterben, weil ihre Welten in ein Schwarzes Loch stürzen, von Supernovae verbrannt werden, mit ... «
Er hielt inne, schüttelte den Kopf. Tausende von Insekten lösten sich von der einen Körperhälfte, fielen zu Boden, krabbelten zu KOLTOROCS insektoidem Fuß und vereinigten sich wieder mit ihm. »Aber trotzdem hasst du mich? Und nicht die Schöpfung selbst, die im Einklang mit den Kosmokraten wie auch mit den Chaotarchen steht?«
Mondra sah ihn kalt an. »Wen hast du gerade umgebracht?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte leicht.
»Du verstehst es nicht!« Die Superintelligenz wandte sich wieder Rhodan zu. »Du lehnst also ab?«
»Selbstverständlich.«
»Trotz allem, was ich dir gerade erklärt habe? Was eigentlich sogar du verstehen müsstest?«
»Ich lehne ab«, sagte der Terraner fest.
Der Dual musterte Rhodan aus zusammengekniffenen Augen. »Die Terminale Kolonne hat in Hangay und in der Milchstraße Schlachten verloren, aber keinen Krieg. Wenn ich es will, kann ich Terra und die Milchstraße noch fünftausend Jahre lang belagern.«
»Auch ein Chaopressor muss sich verantworten.«
»TRAITORS Materialverlust wäre außerhalb der Norm, aber das könnte ich vertreten. Ganz abgesehen davon, dass sich VULTAPHER ohnehin vor den Toren des Solsystems befindet! Wie du selbst gesehen hast ... « Ein schleichender Unterton legte sich in die tiefe, wohlklingende Stimme. »Aber selbst wenn du es dir nicht überlegen willst und deine Entscheidung aufrechterhältst, gibt ... «
Und jetzt kommt es!, dachte Rhodan. Er spürte es genau.
»... gibt es dennoch eine Möglichkeit für dich, dich selbst, das Solsystem und die Milchstraße freizukaufen.« KOLTOROC legte eine Kunstpause ein, behielt Rhodan genau im Blick.
Alles in dem Terraner schrie danach, die Superintelligenz zu fragen, um was für
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