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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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den toten Körper meines Herrn und seines Begleiters gefunden.«
    »Wer ist dein Herr, Junge?«
    »Mein Herr ist der Salzhändler Ekkehard Lobner, Herr!«
    Cornelius stand von seinem Stuhl auf. »Ekkehard ist tot, sagst du? Wie ist das geschehen?«
    Der Junge hob die Achseln. »Ich weiß es nicht, Herr. Mein Herr war auf Reisen, um mit neuen Salzhändlern ins Geschäft zu kommen. Er war lange Zeit unterwegs.«
    »Das weiß ich«, erinnerte sich Cornelius. »Wir sind uns kurz vor seiner Abreise noch begegnet. Er hat mir von seinem Vorhaben erzählt.«
    »Und nun war er fast wieder daheim, da wurde er kurz vor den Toren Kölns gemeuchelt. Eine kleine Gruppe Reisender hat ihn und seinen Begleiter gefunden, auf ihren Karren geladen und in die Stadt zu meiner Herrin gebracht. Eine der Frauen hat ihn erkannt und wollte gottgefällig dafür sorgen, dass mein Herr ein Begräbnis bekommt. Meine Herrin hat ihr einige Münzen dafür gegeben und mich angewiesen, Meldung im Rathaus zu machen.«
    »Und warum kommst du nun zu mir?«
    »Einer der Büttel, ich kenne seinen Namen nicht, hat mich zu Euch geschickt, damit ich Euch davon berichte. Der Büttel sagte, es würde Euch sicher interessieren, dass der Begleiter meines Herrn mit einem besonders kleinen Pfeil aus einer Armbrust in den Kopf geschossen wurde.«
    Cornelius’ Augen wurden groß. »Ein Armbrustpfeil mitten in der Stirn?«
    »Genau dort.«
    Die Augen des Patriziers verengten sich, und ohne es zu merken, drückte er den Federkiel, der sich noch immer in seiner rechten Hand befand, so stark zusammen, dass er zerbrach. Der Bursche bemerkte es und blickte Cornelius verwundert an.
    »Das hast du gut gemacht, Junge.« Cornelius sah an dem Burschen vorbei zu seinem Diener hinüber. »Gib ihm eine Münze und führ ihn in die Küche, wo er ein paar dicke Scheiben Schinken bekommen soll.«
    Die Augen des Burschen leuchteten hell auf. »Danke, Herr.«
    »Ich werde später ins Haus deiner Herrin kommen und mit ihr sprechen. Richte ihr das aus, wenn du wieder zurück bist.«
    »Das werde ich, Herr. Danke, Herr.« Der Bote verbeugte sich tief und verließ rückwärts das Kontor.
    Cornelius ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. Ihm schwirrte der Kopf. Die Probleme wollten und wollten kein Ende nehmen, doch die Art und Weise, in der Lobner und vor allem sein Begleiter zu Tode gekommen waren, verriet ihm, dass der Mann, der für den Tod des Henkers verantwortlich war und dem er noch eine ganze Reihe weiterer Morde zuschrieb, die Stadt verlassen hatte. Einen Augenblick erfasste ihn darob ein Gefühl der Erleichterung, dann aber schwor er sich, die Spur dieses Verbrechers aufzunehmen, sobald wieder Ruhe in Köln eingekehrt wäre und erneut Gesetz und Ordnung herrschten. Der Lump würde ihm schon nicht entkommen – und für die Stadt war es nur gut, dass er fort war.

    Er hatte einiges von dem stehenlassen, was ihm Gertrud, die Haushälterin seines Freundes Siegbert, hatte mitgeben wollen. Zumindest konnte Wyland sich nunmehr nur allzu gut erklären, woher von Goossen seinen dicken Wanst hatte, und er schmunzelte darüber, wie eindringlich die gute Gertrud ihn davon zu überzeugen versucht hatte, dass ein Mann seiner Größe dies alles essen müsse, um die Strapazen des ihm bevorstehenden Rittes meistern zu können. Um nicht unhöflich zu sein, hatte er noch ein zweites Proviantbündel auf sein Pferd geladen und sich dann sofort auf den Weg zurück nach Köln gemacht. Die Sorge, was sich dort während seiner Abwesenheit alles ereignet haben mochte, trieb ihn schon seit Tagen um. Er konnte nur hoffen, dass sein Haus und sein Geschäft nicht geplündert oder gar niedergebrannt worden waren und sein Gesinde ihm treu geblieben war, wenngleich es keine Nachricht von ihm bekommen hatte. Was auch immer er während seiner Abwesenheit an Besitz verloren hatte, würde er sich wiederholen. Die Sicherheit Esthers war ihm den Verlust wert, ganz gleich, wie groß dieser auch ausfiel.
    Er war noch vor Tagesbeginn aufgebrochen und hatte nur dank Siegberts Vermittlung das zu diesem Zeitpunkt noch geschlossene Stadttor Bremens passieren dürfen. Wenn alles gutginge, er sich nur wenig Rast gönnte und das Pferd drei Mal wechselte, würde er in vier Tagen seine Heimatstadt erreichen. Seine Wasser- und Essensvorräte waren in jedem Fall ausreichend, so dass er deswegen nicht zusätzlich haltmachen musste.
    Bereits am ersten Tag kam er weiter, als er gedacht hatte. Es dämmerte bereits, als er

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