Die Duftnäherin
Platz hatte er hinter ihr gestanden und sie sogar davor bewahrt zu stürzen. Nun musste er nur aufpassen, dass er sie in dem Gedränge nicht verlor.
Am liebsten hätte er sie sich jetzt schon gegriffen, bevor sich der Abstand zwischen ihnen noch weiter vergrößerte. Sie aus dieser Menschenmenge zu zerren, während sie sich wehrte und schrie, würde jedoch ganz sicher misslingen. Zwar könnte er sie gleich mit einem Faustschlag gegen das Kinn außer Gefecht setzen. Doch auch das würde auffallen ebenso wie der Umstand, dass er sie dann den ganzen Weg tragen müsste, wonach ihm außerdem nicht der Sinn stand.
Also ließ er sie laufen, folgte ihr aber mit einigem Abstand, ohne von ihr entdeckt zu werden.
Anna kam es so vor, als ob die Menschenmenge kein Ende nähme. Obwohl sie von der Menge weg zur Seite hin entfliehen wollte, wurde sie von ihr wie von einer Welle immer wieder ein Stück weit nach vorne getragen. Keiner der Versammelten wollte verpassen, was sich nun auf dem Podium ereignete.
Doch von einem Moment zum anderen war Anna aus der Menge heraus, zwar ein gutes Stück vom Platz entfernt, aber sie konnte sich immerhin wieder frei bewegen. Hastig rannte sie in Richtung Rathaus. Sie war schon fast angekommen, als sie plötzlich von hinten gepackt und festgehalten wurde. Erschrocken wandte sie den Kopf und konnte nicht glauben, dass es wirklich Helme war, der sich grinsend zu ihr beugte, sie dann an den Haaren packte und sie auf diese Weise in die Knie zwang.
»Na, freust du dich, deinen Vater endlich wiederzusehen?«
Sie brachte nicht mehr als einen gurgelnden Laut hervor. Sie wollte schreien, um die Rathauswachen auf sich aufmerksam zu machen. Doch dann sah sie nur noch einen dunklen Schatten auf sich zukommen, bevor es Nacht um sie herum wurde.
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48 . Kapitel
E s stank und roch nach Fäulnis. Annas Gesicht schmerzte ebenso wie ihr Kopf. Nur zögernd schlug sie die Augen auf. Sie lag auf Stroh, welches alles andere als frisch war, und nur ein Stück von ihr entfernt sah sie die Hufe eines Pferdes. Vorsichtig richtete sie sich auf, um das Tier nicht zu erschrecken und von ihm getreten zu werden.
»Oho, die junge Dame wird wach!«, hörte sie eine spöttische Stimme, die ihr bekannt vorkam, ohne sie jedoch einer bestimmten Person zuordnen zu können. Sie blinzelte, während es in ihrem Schädel klopfte. Rechts von sich sah sie nun einen Mann in Mönchskutte fettleibig und mit gespreizten Beinen auf einer Kiste sitzen. Mit kräftigen Bewegungen rieb er sein Glied. Anna schaute angewidert zur Seite, begriff dann aber, wen sie vor sich hatte, und sah ihm darauf trotz seines schamlosen Tuns in die Augen.
»Hätte nicht gedacht, dass mir ein Weiberleib noch mal so gefallen würde.« Seine Bewegungen wurden heftiger, bis er schließlich zum Höhepunkt kam und seine Hand sinken ließ.
Der Geruch seines Samens zog bis zu Anna herüber. Ihr wurde übel, und sie schloss kurz die Augen, um sich nicht übergeben zu müssen.
»Ja, das gefällt dir, du kleines Miststück. Wärst halt ein bisschen früher wieder zu dir gekommen, dann hättest du selbst noch Hand anlegen können. Aber das wird schon noch, kannst dich jetzt schon darauf freuen.«
Er machte einen Schritt auf sie zu, ging in die Knie, griff ihr ins Haar und zog ihr Gesicht zu sich heran. Der Gestank war unbeschreiblich und ließ sie würgen, ohne diesmal verhindern zu können, dass sie sich direkt neben seinen Füßen übergeben musste.
»Kotz hier nicht rum, du kleine Schlampe«, meinte er grob und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet.
»Na, feiert ihr Wiedersehen?« Helme baute sich grinsend im Türrahmen auf.
Bruder Hermannus stemmte sich hoch. »Die Dame fühlt sich nicht besonders«, bemerkte er süffisant.
»Na, woher das wohl kommen mag?« Helme ging zu seinem Pferd und schlug dem Tier mit der flachen Hand heftig auf die Kruppe. Der Schimmel wieherte und stieg auf. Instinktiv legte sich Anna schützend beide Arme um den Kopf.
»Was bist du aber auch empfindlich geworden.« Helme packte ihren Arm und zerrte sie ein paar Schritte Richtung Tür.
»Hast du wirklich geglaubt, wir würden uns nicht wiedersehen, meine Kleine?« Seine Stimme klang ruhig, geradezu sanft, doch deshalb nicht weniger gefährlich. »Dabei haben wir uns doch immer so gut verstanden. Du bist ein wenig undankbar, finde ich.«
Anna schloss die Augen. Gewiss würde er sie töten. Solange sie in seinem Haus gelebt
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