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Die Dunkelheit in den Bergen

Die Dunkelheit in den Bergen

Titel: Die Dunkelheit in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvio Huonder
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Verdächtige in Versam. Wenn alles gutgeht, bin ich am Abend wieder daheim.
    Wenn alles gutgeht? Seine Gemahlin lag bereits im Bett. Sie hatte zwei Kissen im Rücken und schaute ihm zu, wie er sich entkleidete. Das heißt, fragte sie, es könnte sich auch zum Schlechten wenden?
    Er hängte seinen Rock über den stummen Diener und nestelte dann den Knoten seines weißen Halstuchs auf, während er sagte: Das glaube ich nicht. Wir sind drei Männer, gut bewaffnet, und dort sind zwei Bauern, die wir verhaften müssen. Außerdem könnten wir in Bonaduz noch Verstärkung aufbieten. Darüber mache ich mir keine Sorgen. Aber das Wetter soll schlechter werden. Es wird morgen Gewitter geben.
    Kannst du die Landjäger nicht alleine losschicken?, fragte die Gemahlin.
    Versam ist nicht weit, sagte der Baron. Und die beiden Neuen haben noch nicht viel Erfahrung. Am Abend bin ich wieder da.
    Es gefällt mir nicht, wenn du selbst in die Berge musst, um Gesetzesbrecher zu suchen.
    Das gehört auch zu meinen Aufgaben.

IV
    Mein Herz zittert, Grauen hat mich betäubt; ich habe in der lieben Nacht keine Ruhe davor.
    Jesaja, 21,4

66 Am nächsten Morgen spannten Hostetter und Rauch im Sennhof die beiden Rappen vor die Karosse. Sie packten Proviant und Waffen ein, warteten, bis der Baron eingestiegen war, und fuhren los. Über Ems, Reichenau und Bonaduz; dieselbe Strecke wie schon einmal. Hinter Bonaduz führte die Straße an der Weihermühle vorbei. Sie hielten nicht an, sondern fuhren tiefer ins Tal hinein, nahmen dann die Straße hinunter zur Rabiusa, über die Brücke und dann durch den Wald wieder den Berg hoch.
    Noch schien die Sonne, als die Pferde die Karosse im Schritt die Steigung hinauf nach Versam zogen, aber ringsum quollen bereits weiße Wolken über den Grat und drängten immer dichter zusammen. Hostetter zog die Bremsen fest und blieb auf dem Kutschbock sitzen. Rauch begleitete den Verhörrichter. Sie klopften an die erstbeste Tür und ließen sich erklären, wo das Haus der Bonadurers zu finden war. Dort öffnete ihnen ein barfüßiges Mädchen in geflicktem Kleid und schaute erschrocken auf die beiden Männer. Der eine riesengroß, mit grauem Rock, grünem Kragen und grünen Ärmelaufschlägen, der andere ein feiner Herr mit blaugrauem Rock und kunstvoll gebundener schneeweißer Halsschleife, beide trugen Säbel an der Seite. Rauch musste sich tief bücken, als sie eintraten. In der Küche fanden sie eine hagere Frau am Herd und eine Schar Kinder am Tisch. Der Tisch war nicht gedeckt, aber jedes der Kinder hielt einen Holzlöffel in der Hand und wartete. Die Frau hatte ihre schwarzen Haare zu einem lockeren Knoten zusammengebunden. Beim Anblick ihrer sonnengebräunten Haut dachte der Baron an die schneeweiße Haut seiner Gemahlin. Die Frau rührte mit einer Holzkelle in der Bratpfanne. Rauch sah, was es zu essen gab, Polenta mit Herdäpfeln gebraten, und schaute hungrig in die Pfanne, dann besann er sich seiner Pflicht und sagte: Das ist der Herr Verhörrichter aus Chur!
    Weder Speck noch Zwiebeln, stellte der Baron für sich fest und sagte: Frau Bonadurer? Wir suchen ihren Mann.
    Der ist weg, antwortete die Frau, während sie mit der Holzkelle am Boden der Pfanne kratzte. Schon seit Tagen, sagte sie.
    Und wo ist er?
    Das weiß ich nicht, antwortete sie. Der sagt mir schon lange nicht mehr, wohin er geht und was er tut.
    Können wir allein mit ihr reden?, fragte Baron von Mont.
    Mit einer Hand griff sie nach einem Holzbrettchen, legte es in die Mitte des Tischs, mit der anderen stellte sie die schwere Pfanne darauf ab und sagte den Kindern: Ihr könnt anfangen, aber passt auf, es ist heiß!
    Während die Kinder sich sofort daranmachten, die Polentarösti aus der Pfanne zu löffeln, folgten Baron von Mont und Rauch (nach einem letzten Blick auf das Essen) der Frau in den Vorraum.
    Sie hat angezeigt, sagte der Verhörrichter, dass ihr Mann in der Mordnacht in der Weihermühle war?
    Ja.
    Von wem hat sie dieses Wissen?
    Von ihm selbst.
    Er hat es ihr gesagt?
    Ja.
    Dann war er also dort.
    Ja, zusammen mit seinem Bruder und Rimmel.
    Was weiß sie sonst noch?
    Nichts, nur dass mein Mann und mein Schwager auch dort waren. Er hat es zugegeben, als er wütend war. Und gesagt, dass es mich einen Dreck angehe.
    Und wo sind die beiden jetzt?
    Das weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich sind sie aber zusammen. Er braucht auch nicht mehr heimzukommen. Es ist einfacher, wenn er nicht da ist. Stimmt es, dass Rimmel verhaftet wurde?
    Das ist

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