Die dunkle Armee
nicht zusammen und wechselten nicht ihr Marschtempo. Sie machten keine Anstalten, sich gegen die Reiter zu wehren, die gleich über sie herfallen würden. Die vorderen würden nicht einmal bemerken, was sich hinter ihnen abspielte. Die Toten sollten untergepflügt und vernichtet werden. Adranis freute sich schon darauf, den Tsardoniern diesen Schlag beizubringen.
Doch sein Pferd schüttelte den Kopf und bebte am ganzen Körper. Fünf Schritte vor der hintersten Reihe der Toten scheute das Tier und brach abrupt aus. Adranis war völlig überrascht und flog aus dem Sattel, stürzte schwer auf den Boden und landete auf dem Schildarm. Beim Aufprall verlor er das Schwert.
Rings um ihn herrschte das Chaos, auch die Pferde der anderen Reiter brachen nach links und rechts aus. Sie stemmten die Hufe in den Boden, worauf die Reiter in hohem Bogen aus den Sätteln flogen und zwischen den wandelnden Toten landeten. Andere konnten ihre Tiere nicht mehr rechtzeitig zügeln und donnerten von hinten heran. Adranis versuchte, seinen Körper mit dem Schild zu schützen. Ein Huf traf seinen Rücken, und er überschlug sich. Ein stechender Schmerz verriet ihm, dass sein Schildarm gebrochen war. Adranis zog die Beine an und machte sich so klein wie möglich. Ein weiterer Huf traf den Schild und dehnte den gebrochenen Arm. Er heulte vor Schmerzen auf. Ein dritter Huf traf seine Kniekehle, und er spürte, wie ein weiterer Knochen brach.
Jeder Hufschlag fuhr ihm durch den Rücken und ließ seinen ganzen Körper erbeben. Offenbar erkannten die hinteren Reiter allmählich, was vorne los war, und zugehen ihre Tiere. Adranis war von Pferden umgeben. Irgendjemand rief seinen Namen, doch im Gedränge von Menschen und Tieren konnte ihn wohl niemand sehen.
Dann bewegte sich etwas hinter ihm, die Pferde wichen rasch zurück und schufen rings um ihn einen freien Raum. Einige Tiere wieherten nervös, mehrere Pferde gingen durch. Links brüllten die Tsardonier, und ein erneutes Dröhnen jagte ihm eine schreckliche Angst ein. Er musste sich irgendwie in Sicherheit bringen.
Als er sich auf die Knie hochdrückte, wurde er fast ohnmächtig vor Schmerzen und konnte kaum noch etwas sehen. Er blinzelte. In der Nähe bewegte sich etwas. Gestürzte Kavalleristen, die sich orientierten. Rings um ihn stampften und schnaubten Pferde und wollten sich den Toten nicht weiter nähern. Einige Kämpfer flohen zurück zu den Linien der Konkordanz. Mehrere Pferde, die keine Reiter mehr hatten, folgten ihnen. Die Tsardonier marschierten rasch durch das offene Gelände. Rechts bemühte Kell sich, ihren Vorstoß abzufangen, aber die Linien der Konkordanz waren in Unordnung geraten. Die Onager hatten die Formation teilweise zerstört, und im Augenblick waren nur wenige Sarissen zu sehen. Nervös irrten die Soldaten umher, während Hornisten und Flaggenmänner die Ordnung wiederherzustellen versuchten.
Unglücklicherweise hatten Adranis und seine paar versprengten Reiter auch die Aufmerksamkeit der Toten erregt. Sie hatten kehrtgemacht oder einen entsprechenden Befehl bekommen und hielten jetzt direkt auf ihn zu. Die ersten waren nur noch zehn Schritte entfernt. Er wollte sich aufrichten, aber sein linkes Knie knickte ein, und er stürzte wieder in den Schlamm.
Adranis musste sich zusammenreißen, um nicht ohnmächtig zu werden, als er den Schild vom gebrochenen Arm zog und sich mit der rechten Hand auf ihn stützte, um erneut aufzustehen. Dabei benutzte er vor allem das rechte Bein, während sein linkes kaum den Boden berührte. Inzwischen schlugen auch Pfeile ein. Einer seiner Männer, der sich gerade aufgerichtet hatte, bekam einen Schaft in den Rücken und stürzte vorwärts um.
Die Tränen liefen Adranis über die Wangen. Er drehte sich zu den Linien der Konkordanz um. Noch sechzig Schritte, aber die Tsardonier waren ebenso weit entfernt. Stumm näherten sich die Toten. Er schauderte, hörte die Rufe seiner Freunde, sah Bogenschützen und Infanteristen mit dem Gladius losrennen, um ihn zu decken, und begann den quälenden Marsch in die Sicherheit der eigenen Reihen.
»Ich brauche da draußen mehr Plänkler. Schirmt die Kavallerie ab!« Roberto rannte mitten durch die aufgelösten Linien zur Front. Die Soldaten standen unter Schock, nachdem sie beobachtet hatten, wie der Kavallerieangriff zusammengebrochen war. Natürlich hatten die Tsardonier sofort die Gelegenheit ergriffen und rückten unter konzentriertem Feuer der Bogenschützen rasch vor. Die
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