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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Kavallerie auf der rechten Flanke erkennen. Gott umfange ihn, auch die Tore der Burg waren verschwunden. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er in die Dunkelheit und versuchte, in der unnatürlichen Nacht irgendetwas auszumachen. Die geordneten Reihen der Infanterie waren buchstäblich weggeweht, aber er musste schnell reagieren, wenn der Wind endlich aufhörte.
    Er hatte keine Ahnung, ob ihn überhaupt jemand hörte. Vielleicht der Mann neben ihm. Adranis beugte sich im Sattel vor und zog ihn näher heran, um ihm ins Ohr zu brüllen.
    »Wir müssen bereit sein«, schrie er. »Es wird schlagartig aufhören. Gib das weiter.«
    Der Mann nickte. Auf einmal trug der Wind ein lautes Klappern heran. Adranis’ Pferd wich nervös einen Schritt zurück. Etwas Großes flog von links nach rechts vorbei. Ein Onager, der drei Kavalleristen mitriss. Gleich darauf schlug er in den Linien der Hastati ein. Sein Pferd stieg hoch und drohte ihn abzuwerfen. Er hielt die Zügel entschlossen fest und nahm sich vor, nicht den Mut zu verlieren.
    Adranis atmete schwer. Am Ufer standen weitere Onager. Er konnte nur beten, dass Roberto nichts passiert war. Und dass das nächste Katapult nicht ihn traf und zerquetschte. Doch es kamen keine mehr. Wie der vorherige Sturm löste sich auch dieser auf wie eine dünne Wolkenschicht in der Solastrosonne. Staub und ein leichter Nieselregen verdunkelten das Morgenlicht. Adranis spähte angestrengt zur Burg, denn er war sicher, dass die Tsardonier gleich vorstoßen würden. Unter seiner Führung beruhigte sich sein Pferd wieder, aber die Infanterie war völlig aufgelöst. Jetzt hatte er nur noch eine Möglichkeit.
    »Bärenkrallen! Reitet für die Hastati, reitet zur Burg! Ein rascher Vorstoß, dann zieht ihr euch wieder zurück.«
    Er hob den Arm, senkte ihn und ließ sein Pferd die Hacken spüren. Das Tier war froh, sich endlich bewegen zu dürfen, und sprengte los. Auch seine Abteilung war dezimiert, höchstens zweihundert würden ihm folgen, sobald sie seine Absicht verstanden hatten. Er hoffte, dass Keils Gedanken sich in eine ähnliche Richtung bewegten.
    Die Sicht war schlecht. Vor der Burg konnte er einige Bewegungen erkennen, die er jedoch nicht zu deuten wusste. Angestrengt starrte er ins Halbdunkel. Irgendetwas tat sich dort, und in der Ferne ertönten Hornsignale. Keils Kavallerie. Er lächelte, und es schien ihm, als wäre es das erste Mal seit langer Zeit. Sie waren gut ausgebildet und hatten ihre Manöver oft geprobt. Natürlich waren die Übungsplätze gut beleuchtet, aber die Theorie war immer die gleiche. Zeit gewinnen, den Gegner stören.
    In Adranis erwachte der Kampfgeist, er trieb sein Pferd stärker an. Die Hornisten seiner Abteilung bemerkten Keils Truppe und gaben Warnsignale ab. Die donnernden Hufschläge jagten ihm eine wundervolle Gänsehaut über den Rücken. Hunderte von Pferden trugen die besten Reiter der Konkordanz in vollem Galopp zum Feind.
    In vierzig Schritt Entfernung beugte Adranis sich nach links, hob das Schwert und leitete die Wende ein. Kell, die ihre paar Hundert Reiter anführte, folgte seinem Beispiel auf der anderen Seite. Inmitten des Chaos und der zunehmenden Verzweiflung war es ein perfektes Manöver. Schließlich ritt Adranis an der Spitze seiner fünf Reiter breiten Formation neben Kell. Die letzten vierzig Schritte bis zur Burg stießen sie gleichzeitig vor, bevor sie, begleitet von weiteren Hornsignalen, nach links und rechts abschwenkten. Die Kavallerie der Legion. Disziplin, Ordnung, Sieg. Beinahe hätte Adranis es laut herausgeschrien.
    Dann wurde ihm bewusst, wie verletzlich er war, und er sah sich um. Die Tsardonier strömten aus dem Tor und bildeten eine Verteidigungslinie. Sie hatten schon die Piken aufgestellt, um einen Kavallerieangriff abzufangen, den Adranis jedoch nicht riskieren wollte. Es war auch nicht nötig. Der Feind bewegte sich vorsichtig, statt Hals über Kopf vorzustürmen, wie es wohl ursprünglich beabsichtigt gewesen war. Einige Bogenschützen schossen von der Burg herunter, aber die Pfeile kamen ungeordnet und stellten keine Gefahr dar.
    Adranis blickte wieder nach vorn. Keine fünfzig Schritte vor ihm marschierten etwa dreißig Gestalten an der linken Flanke der Bärenkrallen.
    »Wie mein Bruder schon sagte, es ist Zeit, sie zu Gott zurückkehren zu lassen.«
    Er hielt den Schild tief und bereitete sich vor, die Klinge aufwärts zu führen. Die Toten hatten ihn nicht gesehen, oder es war ihnen gleichgültig. Sie zuckten

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