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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Bärenkrallen reagierten zwar, waren aber im Augenblick unterlegen. Schwer zu sagen, wie viele gestorben waren und wie viele Waffen und Schilde der Wind zerbrochen oder weggerissen und nach hinten ins verwüstete Lager geschleudert hatte. Die Infanterie war völlig durcheinander, und jetzt musste die Kavallerie für Deckung sorgen, während sich die Fußsoldaten neu formierten. Auch die Reiterwaren allerdings angeschlagen.
    »Komm schon, Dina«, murmelte er. »Du weißt, was du zu tun hast.«
    Roberto konnte Dina Keils Kavalleristen nirgends entdecken. So konnte er nur hoffen, dass sie sich zusammenrotteten, um abermals einen Angriff auf die feindlichen Linien vorzutragen. Sie mussten die Feinde stören und ablenken, da diese sonst die Bärenkrallen überrennen würden. Er drängte sich zwischen verletzten Männern und Frauen hindurch und kam an einem Onager vorbei, der quer durch ein Manipel von Hastati-Schwertkämpfern gefegt war, ehe er inmitten der Principes liegen geblieben war.
    Der Wind hatte unzählige Schilde und Waffen mitgerissen und gegen die weiter hinten stehenden Legionäre geschleudert. Dort lagen tote und verletzte Soldaten, einige von Sarissen gepfählt, andere von Schild und Schwert in Stücke geschnitten oder von fliegenden Helmen niedergeschlagen. Überall versuchten die Zenturionen, die Ordnung wiederherzustellen und eine Front aufzubauen, die sich gegenüber den Tsardoniern behaupten konnte. Einige Truppenteile formierten sich bereits wieder, reichten aber als Verteidigung bei Weitem nicht aus.
    Die Tsardonier hatten ein schreckliches Blutbad angerichtet, ohne auch nur ein einziges Mal die Klinge erhoben zu haben. Ohne Kell und Adranis würden die Bärenkrallen unterliegen. Einige Soldaten hatten sich aus der Frontlinie gelöst und rannten mit erhobenen Schilden zu den geschlagenen Kavalleristen. Bogenschützen folgten ihnen und blieben zwischendurch stehen, um die anrückenden Tsardonier mit Pfeilen einzudecken.
    Eine Handvoll gestürzter Kavalleristen versuchte, zu Fuß den Tsardoniern und den entsetzlichen Toten zu entgehen, die sich ihnen viel zu schnell näherten. Alle waren verletzt. Einer, offensichtlich schwer verwundet, wurde von zwei Gefährten gestützt. Noch mehr Legionäre rannten zu den Toten und versuchten, der Kavallerie etwas Zeit zu erkaufen. Einen Augenblick später erkannte Roberto, wer der Schwerverletzte war.
    »Oh nein«, flüsterte er. »Adranis.«
    Roberto blieb stehen, schnappte sich einen Schild und zog seinen Gladius. Sein Herz pochte, als wollte es gleich zerspringen, und es rauschte in seinen Ohren. Er hielt den Schild hoch und drängte sich durch die Linien. Rings um ihn schlugen Pfeile ein, die Bogenschützen der Konkordanz schossen zurück. Einige Tsardonier fielen trotz ihrer erhobenen Schilde. Mindestens einer stürzte tot um und stand gleich wieder auf.
    »Adranis!« Er hob den Kopf. »Komm schon, beeil dich.«
    Andere nahmen seinen Ruf auf. Adranis und die Helfer, die ihn trugen, liefen schneller. Die Toten hatten sie fast schon erreicht. Roberto war noch zwanzig Schritte entfernt, die ersten Legionäre waren ihm ein Stück voraus. Wieder prasselten Pfeile herab. Einer von Adranis’ Helfern bekam einen Schaft in den Nacken, stürzte und zog die anderen beiden mit.
    »Treibt sie zurück«, befahl Roberto, während er das kurze Stück rennend zurücklegte und auf die Deckung durch seinen Schild verzichtete, um schneller zu sein. »Bogenschützen, erledigt sie.«
    Roberto war klar, dass seine Stimme verzweifelt klang, aber er konnte jetzt nicht sprechen wie ein unbeteiligter Befehlshaber. Adranis mühte sich, wieder hochzukommen und sich aus der Umklammerung seines ehemaligen Helfers zu befreien. Der zweite Kavallerist war schon auf den Beinen und wandte sich den Toten zu.
    Er hatte seine Waffe und den Schild verloren. Er hatte nichts mehr außer seinen Händen und Füßen und ging ihnen jetzt sogar entgegen. Dann trat er zu und griff sie mit bloßen Fäusten an. Links und rechts von ihm trafen Pfeile die Toten und verschafften ihm etwas Luft. Aber dann schwangen sie die Schwerter und trafen seinen Kopf und die Seiten.
    In einer Blutfontäne ging er zu Boden, und im Nu waren die Toten an ihm vorbei. Wieder fuhr eine Klinge herab.
    »Adranis!«, schrie Roberto.
    Sein Bruder fiel reglos aufs Gesicht. Gleich darauf stürmten die Plänkler gegen die Toten an, und der Zorn verlieh ihren Hieben zusätzliche Kraft. Roberto kam rutschend vor seinem Bruder zum Stehen,

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