Die dunkle Armee
ließ den Schild fallen, steckte das Schwert in die Scheide und sank auf die Knie. Der Schwertstreich hatte Adranis’ Rückenpanzer und dann sein Kreuz getroffen. Blut spritzte aus der tiefen, schmutzigen Wunde, doch Adranis atmete noch. Roberto sah sich nach Hilfe um. Niemand war in der Nähe.
Die Plänkler hielten die Toten zwar ab, konnten aber sonst nicht viel erreichen, weil es ihnen nicht gelang, die Gegner endgültig auszuschalten. Die Tsardonier kamen näher. Auf einmal hörte Roberto Hufschläge.
Die Kavallerie setzte sich direkt vor die Tsardonier. Waffen klirrten, Männer und Pferde schrien. Er schob Adranis die Arme unter den Rücken und die Hüften und hob den leblosen Körper schnaufend auf.
»Halte durch, kleiner Bruder«, sagte er. »Bitte halte durch.«
Dann rannte er zwischen zwei Manipeln hindurch zu dem einzigen Mann, der Adranis jetzt noch retten konnte. Roberto dankte Gott für die kleine Gnade, dass dieser Mann in der Nähe war: der gosländische Heiler, der Wundarzt Dahnishev.
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859. Zyklus Gottes,
35. Tag des Genasauf
K ell führte die Kavallerie gegen die Flanke der vorstoßenden Tsardonier. Die Angreifer waren allzu siegesgewiss, und während das Zentrum vor Piken starrte, waren sie an den Flanken verwundbar, da sie keine eigene Kavallerie hatten. Die Reiter der Konkordanz hackten und schlugen auf die ungeschützten Gegner ein, die Pferde drängten sich in die feindlichen Reihen hinein und trampelten über die Sterbenden. Über Keils Kopf hinweg flogen Pfeile und prallten gegen Schilde oder trafen die Gegner.
Als die Hörner den Rückzug signalisierten, zog sie ihr Pferd herum. Es gehorchte willig, und ihre Offiziere folgten sofort ihrem Beispiel. Doch sobald sie die Linie der Bärenkrallen überblicken konnte, sank ihr das Herz. Die lebenden Toten der Feinde waren zwar vernichtet, und die Reiter aus Adranis’ Abteilung kämpften noch, wirkten aber planlos. Adranis war jedoch nicht unter ihnen.
Als Kell und ihre Leute sich unter einem Pfeilhagel der Tsardonier zurückzogen, beugte sie sich zu ihrem ältesten Hornisten hinüber.
»Führe sie noch einmal zum Angriff auf die rechte Flanke. Danach sollen die Bogenschützen quer vor ihren Linien entlangreiten. Ich bin gleich wieder da.«
»Ja, General.«
Kell entfernte sich im Galopp, um Pavel Nunan zu suchen. Mit jedem Schritt ihres Pferds stieg die Gewissheit. Der Vorstoß der Tsardonier erlahmte, aber das war nicht allein ihrer Kavallerie zu verdanken. Die Feinde hatten genügend Boden gewonnen, um mit ihrer Truppe das Schlachtfeld in voller Breite nutzen zu können, und wenn ihnen das gelang, konnten sie die zersplitterte und offensichtlich demoralisierte Legion vernichten.
Hinter ihnen führte die Hauptstraße des Reichs zwischen zwei von Bäumen gesäumten Hügelflanken steil bergauf. Dort hatte Dahnishev unter einer Felswand vor einigen Tagen sein Feldlazarett eingerichtet. Dahnishev, er sei gesegnet, hielt sich immer genau an die Vorschriften. Dieses zerklüftete, schwierige Gelände konnte man leicht als Rückzugsgebiet für die Legion nutzen, um einer größeren Zahl von Angreifern standzuhalten, die sich bergauf bewegen mussten. Hoffentlich zog Nunan dies bereits in Erwägung.
Sie fand Pavel inmitten von verwundeten, sterbenden Legionären. Im Zwielicht war sein Gesicht kreidebleich und verriet, dass er ebenso unter Schock stand wie alle anderen. Niemand außer Roberto und Dahnishev hatte jemals das Werk eines Aufgestiegenen auf dem Schlachtfeld gesehen. Das war eine Waffe, gegen die es keine Verteidigung gab. Dennoch stellte Nunan eine neue Truppe zusammen, rekrutierte neue Manipel quer durch die Legion und wollte die Tsardonier offenbar mit einer eilig eingerichteten Frontlinie abfangen.
»Wir können hier nicht gegen sie bestehen«, sagte sie, nachdem sie abgestiegen war und sein Gehör gefunden hatte. »Zieh dich mit der Legion in die Hügel zurück und formiere sie neu.«
»Die Bärenkrallen laufen nicht davon«, widersprach Nunan.
»Ach, Pavel, schau dich doch um. Wenn die Tsardonier kommen, wird das so oder so geschehen, ob du es willst oder nicht. Und was ist, wenn der Aufgestiegene noch ein Werk vollbringt? Wir haben ein Drittel unserer Leute verloren …«
»Noch mehr, wenn du die Verwundeten mitrechnest.«
»… also lass uns gehen, solange wir es noch einigermaßen geordnet tun können.« Sie berührte sein Gesicht. »Die Tatsache, dass unsere Truppe nicht längst ausgelöscht ist, sagt viel
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