Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Unterkiefer herunter, Tumore, Pusteln und Blessuren bedeckten die Haut. Viele hatten Risse in der Haut und in der Kleidung, wo tödliche Hiebe sie getroffen hatten. In den unbedeckten Wunden krabbelten die Maden. Unter Hautlappen kamen Knochen zum Vorschein. Ein grässlicher Verwesungsgestank ging von ihnen aus. Ein Mann, der die Uniform der atreskanischen Grenzwächter trug, hatte den größten Teil seines Kopfes verloren. Die linke Seite des Schädels war völlig eingedrückt, ein Teil der Gehirnmasse war herausgequollen und auf die Schulter getropft.
    Harban zitterte, seine Gefährten keuchten und beteten. Einige rannten weg.
    »Jystill«, quetschte er heraus. »Bevor wir auch die anderen verlieren.«
    Jystill schluckte schwer. »Ich kann nicht«, sagte er. »Ich kann es nicht.«
    Die Toten marschierten langsam und gleichmäßig. Noch fünf Schritte. Die Karku wichen zurück, wie es die Gorthocks getan hatten. Hilflos folgte Harban ihnen.
    »Gib den Befehl, Jystill. Bitte.«
    Jystill öffnete den Mund und wandte sich laut und entschlossen an die Karku. »Lauft! Rettet euch. Zu den Pfaden von Inthen-Gor! Lauft!«
    Harban riss die Augen weit auf und schaffte es nicht einmal, dem Befehl zu widersprechen. Als wären sie von Ketten befreit, eilten die Karku rückwärts und flohen den Abhang hinauf. Jystill trieb sie brüllend an und eilte durch die Linien, um sich möglichst schnell von den Toten zu entfernen. Harban hatte keine andere Wahl. Er und die wenigen, die zum Kampfbereit gewesen waren, mussten auf einmal fürchten, überrannt zu werden. So drehte auch er sich um und zog sich zurück.
    Nicht im Laufschritt, so viel Stolz fand er noch in sich. Nur zwanzig gingen mit ihm. Sie wussten genau, dass die Tsardonier zu weit hinter ihnen waren und die Toten ihre Marschgeschwindigkeit nicht ändern würden.
    Aber mit jedem Schritt spürte er, wie die Kraft der Karku nachließ. Unter seinen Füßen wurde der Berg schwächer, und die Wurzeln, die das Volk der Karku und ihr Land zusammenhielten, verwitterten. Jystill hatte die Absicht, vor allem Inthen-Gor zu verteidigen, und vielleicht würden sie das tun. Vielleicht aber würde es dort genauso verlaufen wie hier.
    Harban brachte es nicht über sich, irgendjemandem einen Vorwurf zu machen, aber als jetzt das Brüllen der nachrückenden Tsardonier zu hören war, fand er in seinem Herzen auch keine Hoffnung mehr, dass sie überleben würden. Sein Volk hatte dem Untergang der Welt den Rücken gekehrt.

 
13

    859. Zyklus Gottes,
    20. Tag des Genasauf
     
    K omm ein Stück mit.« Gorian streckte die Hand aus, doch Kessian ließ seine Hände in den Manteltaschen. Ihm war kalt, sehr kalt. Er wusste nicht, was los war, aber er hatte Angst und war halb krank. Er hatte nicht essen wollen, und jetzt hatte er großen Hunger. Der heutige Tag war besonders schlimm gewesen. Feucht und kalt war er heraufgedämmert. Irgendwo war etwas geschehen, das er nicht hatte beobachten können, weil Gorian ihm aufgetragen hatte, woanders zu helfen. Auch das war schrecklich gewesen. Gorian hatte ihm die Hände aufgelegt und ihm Energie gestohlen. So hatte es sich jedenfalls angefühlt. Davon war er müde geworden, aber inzwischen hatte er sich wieder erholt.
    Jetzt aber war es mindestens genauso schrecklich, weil er das Lager verlassen musste, in dem sich alle Soldaten befanden, und zu dem Ort hinaufgehen sollte, wo sie gekämpft hatten. Sie und die anderen, die vor ihnen gegangen waren, und die er fühlen, aber nicht verstehen konnte. Es war alles sehr verwirrend, und er wünschte sich mehr denn je, er wäre daheim. Doch er hatte gelernt, dass Weinen ihm nicht half. So wurde er wütend.
    »Warum?«
    »Weil ich dir zeigen will, wobei du geholfen hast.«
    »Ich habe nichts getan.«
    Gorian winkte ihn weiter. »Doch, das hast du. Oder du hast mir geholfen, damit ich es tun konnte. Komm mit und sieh es dir an.«
    »Ich will nicht. Es ist zu kalt.«
    Kessian bedauerte es im gleichen Augenblick, in dem er es sagte, aber dieses Mal lächelte Gorian nur. »Wenn du jetzt mitkommst, zeige ich dir einen einfachen Weg, wie du dich warm halten kannst. Was sagst du dazu?«
    Kessian runzelte die Stirn. »Ich kann das alles, was du mir sagst, nicht tun. Ich bin zu klein.«
    Gorian hockte sich vor ihn. »Ich weiß, dass du erwacht bist. Du bist ein Aufgestiegener, der über die vollen Kräfte verfügt, möglicherweise sogar der Beste von uns allen. Deine Mutter hat es vielleicht nicht gesehen, oder sie hat es dir

Weitere Kostenlose Bücher