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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Normalität in die Erde und die Welt zurückgekehrt war. Das Dröhnen und Klagen, das er in den Energiebahnen gespürt hatte, ließ nach.
    »Die Erde ist böse, weil du das gemacht hast«, sagte Kessian.
    Gorian sah ihn scharf an, der Blick war beinahe überwältigend. Doch in seinen Augen strahlten auch Licht und Freude.
    »Konntest du das spüren?«
    »Ich konnte es nicht ausblenden. Was meinst du denn, warum mir übel war?«
    »Werde nicht frech, Kessian. Dies ist wichtig.«
    »Warum?«
    »Es bedeutet, dass du jetzt schon etwas fühlen kannst, für das ich Jahre gebraucht habe. Dadurch bist du noch besser und noch wertvoller, als ich bisher dachte.«
    »Oh.«
    Gorian runzelte die Stirn. »Du solltest froh darüber sein. Dies ist ein wildes Land, überall ist Kraft.«
    Kessian schwieg dazu. Er fühlte sich nicht wohl, als sei er dabei erwischt worden, wie er etwas gesehen hatte, das er nicht hätte sehen dürfen.
    »Ich weiß immer noch nicht, was wir hier wollen.«
    »Ich sagte es doch schon«, erklärte Gorian. »Wir holen die Aufgestiegenen aus dem Schatten heraus, damit wir den Platz einnehmen, der uns zusteht.«
    »Wir alle?«
    Gorian zauste Kessians Haare unter der Kapuze. »Alle, die das Gleiche glauben wie ich. Nun komm.«
    Kessian starrte ein letztes Mal den Toten an.
    »Warum soll ich denn die Toten wieder lebendig machen?«
    »Weil wir eine Armee brauchen. Wir haben kein eigenes Land wie die Konkordanz oder das Königreich Tsard und dürfen nicht von anderen abhängig sein. Diese Leute, die Toten, denen ich wieder das Leben schenken kann, unterstehen unserem Befehl. Sie werden für uns kämpfen und sind nur uns ergeben.« Ein seltsamer Schimmer trat in Gorians Augen, eine grimmige Freude. »Sie verlangen nichts und brauchen nichts außer unserem Segen, damit sie weiterlaufen. Was hältst du davon, eine eigene kämpfende Truppe zu haben?«
    Daheim hatte Kessian mit Holzsoldaten gespielt. Ein Tischler auf dem Hügel hatte ihm einen ganzen Manipel und ein winziges Katapult gemacht. Gorian sprach über die Toten, als seien sie bloßes Spielzeug.
    »Sie sollten in Gottes Umarmung ruhen dürfen«, widersprach Kessian.
    »Sie sind Soldaten!« Gorians Aufschrei hallte laut zwischen den Talwänden. Kessian zuckte zusammen. »Unter ihnen ist keiner, der sterben wollte oder der von Gott gerufen wurde. Sie alle wollten weiterleben. Ich gebe ihnen diese Möglichkeit. Verstehst du das nicht? Ich helfe ihnen, und als Gegenleistung kämpfen sie für mich. Es ist ganz einfach, Kessian. Warum siehst du das nicht ein?«
    »Aber an diesem Ort, zu dem du mich gebracht hast …«
    »Wystrial«, sagte Gorian.
    »Das waren überhaupt keine Soldaten, sondern ganz normale Leute.«
    Gorian seufzte. »Dort gab es eine Seuche. Ein großes Unglück. Du hast recht, die Krankheit hat gewöhnliche Leute getötet. Einige davon konnten wir wieder zum Leben erwecken, und sie haben uns geholfen, die Schiffe zu beladen, nicht wahr? Jetzt können sie wieder in Gottes Umarmung zurückkehren. Aber dort waren auch Soldaten. Die Garnison und viele Legionäre. Keiner dieser Menschen wollte sterben. Es waren gute, ehrliche Leute, die einen schrecklichen Tod fanden. Ich gab ihnen das Leben zurück, und nun laufen sie wieder herum. Ist das nicht gut?«
    »Vielleicht, ja«, sagte Kessian.
    »Wenn du an ihrer Stelle gewesen wärst, wenn dir dein Leben einfach weggenommen worden wäre, obwohl du dem Allwissenden treu ergeben warst, hättest du dann nicht auch gern wieder gelebt und geatmet und wärst herumgelaufen?«
    Kessian dachte einen Augenblick darüber nach, dann besserte sich seine Laune. »Ich glaube schon.«
    Gorian nickte lächelnd. »Genau wie ich. So kurz mein zweites Leben auch sei. Und ich würde tun, was immer man von mir verlangt. Wenn ein Aufgestiegener sie gerettet hat, ist es dann nicht richtig, dass sie sich vor allem diesem Aufgestiegenen verpflichtet fühlen und für ihn arbeiten?«
    »Ja, kann sein«, meinte Kessian.
    »Das ist auch schon alles. Nun komm, lerne den König kennen und denke darüber nach, dass wir den armen Toten etwas Gutes tun können.«
    Natürlich hatte er recht. Niemand war gern tot. Sehr alte oder kranke Leute sagten manchmal, sie hätten genug und würden am liebsten in die Erde zurückkehren, aber die anderen doch nicht. Es war seltsam, darüber nachzudenken. Man konnte bei vielen Dingen eine zweite Chance bekommen, aber niemals im Leben, sobald man einmal tot war. Bis jetzt.
    »Wie fühlt es sich denn an,

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