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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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zerfleischt. Dann liefen mir unaufhaltsam und unkontrollierbar die Tränen und Klara konnte die ihren ebenfalls nicht zurückhalten.
     
    Was Conrad anging, so wollte ich ihn nie wiedersehen.
    »Hörst du, Klara! Nie wieder!«
    Sie nickte und wir wussten beide, dass es keine andere Möglichkeit gab. »Sag Friedrich, dass ich es nicht kann. Er soll Conrad wegschicken, wenn er auftaucht … Ich kann ihm nicht verzeihen … und ich kann nicht einmal seine Gegenwart ertragen. Ich habe ihm geschworen, dass ich ihm alles verzeihen werde, was die Liebe verzeihen kann. Das, was er unserem Kind angetan hat, fällt nicht unter diesen Schwur.«
    Doch Klara nahm Conrad in Schutz. »Aber er kann nichts dafür, Amanda. Wenn er von einem Dämon besessen ist, kann man ihn für sein Handeln nicht verantwortlich machen … man müsste einen Exorzismus versuchen … irgendetwas, was ihn davon befreit …«
    Ich unterbrach sie.
    »Das bringt mir den zweiten Zwilling nicht zurück.«
    Ich streichelte Lysander über das dunkle Haar. Wie ähnlich er jetzt schon seinem Vater sah … der Anblick war kaum zu ertragen.
    »Ich kann nach dem, was geschehen ist, nicht mehr mit Conrad zusammenleben«, sagte ich später verzweifelt zu Friedrich. »Vampire und Werwölfe sind von alters her Feinde … und so muss es wohl bleiben.«
     
    Conrad kehrte nicht zurück und ich verkroch mich auf Blankensee. Es war das traurigste Weihnachtsfest seit den Jahren in der Irrenanstalt, dem es in gewisser Weise ähnelte. In mir war es kälter als vor der Haustür, und die Hoffnung, an der sich jedermann am Heiligen Abend wärmte, hatte für mich keine Glut mehr.
    »Man wird ihn erschossen haben«, sagte ich emotionslos zu Friedrich, als wir mit Klara, die für uns einen kleinen Baum geschmückt hatte, am Kamin saßen. Lysander lag in meiner ehemaligen Wiege daneben, welche Friedrich vom Dachboden geholt und wieder hergerichtet hatte. »Irgendein Jäger wird ihm den Garaus gemacht haben.«
    Friedrich schüttelte den Kopf.
    »Dagegen spricht, dass nur eine silberne Kugel einen Werwolf töten kann.« Er hatte recht, aber ich wollte einfach mit Conrad abschließen. An ihn nur zu denken, bereitete mir solche Pein, dass ich darüber wahnsinnig werden würde, wenn ich nicht lernte, mich ganz und gar von ihm zu lösen. Wenn die Dichter sagen, Liebe sei Leben und Tod, so musste nun gestorben sein. Ich würde Conrad aus meinem Herzen reißen und nie mehr lieben … jedenfalls keinen Mann … vor allem keinen, der seine Gestalt wandelte und bei jedem Vollmond zu einer Bestie mutierte!
    In der Irrenanstalt hatte ich das Überleben gelernt, seitdem besaß ich einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb, nun trat der Beschützerinstinkt der Mutter hinzu. Ich musste an mein Kind denken, für das Conrad eine unkalkulierbareGefahr darstellte. Ich betrachtete das Würmchen, wie es in der Wiege schlummerte, und dachte dabei den grässlichen Gedanken, dass es für alle besser wäre, wenn Conrad durch einen gezielten Schuss ohne große Qual sein Leben verloren hätte. So hart es auch war und sosehr es mich in meiner Seele schmerzte.
    Aber als Friedrich vor Silvester noch einmal ins Dorf fuhr und von dort die letzten Zeitungen mitbrachte, da stellten wir fest, dass sie nichts darüber berichteten. Weder war ein Wolf gesichtet noch irgendetwas Auffälliges in der Umgebung beobachtet worden. Da offensichtlich auch niemand die Leiche eines Säuglings entdeckt hatte, gab mir das noch einmal Hoffnung.
    Waren Wölfe nicht als liebevolle Tiere bekannt, die sich sogar fremder Brut annahmen und sie säugten? Und sind es nicht Wölfe gewesen, welche die Waisen Romulus und Remus gerettet und aufgezogen hatten, sodass sie auf den sieben Hügeln das mächtige Rom errichten konnten? Warum sollte mein Kind von seinem Wolfsvater nicht ebenso liebevoll behandelt worden sein?
     
    Die Hoffnung zerschlug sich, als am nebeldüsteren Neujahrstag kurzfristig Tauwetter einsetzte und Klara und ich beim Spaziergang mit Lysander am See unter einer abtauenden Schneeverwehung die durch Eis und Schnee erschreckend gut konservierte Leiche meines Kindes entdeckten. Es lag wie im Schlaf und war bis auf ein paar Schrammen, welche die Wolfskrallen hinterlassen hatten, nahezu unversehrt.
    Conrad oder der Werwolf, der er war, hatte den Säugling fortgeschleppt und offenbar am See abgelegt, ehe er in die Wälder verschwand. Dann war der Orkan aufgezogen undhatte mit eisigem Atem den Schnee verweht und das Kind darunter

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