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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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zweitrangig erschien. Wichtig war einzig und alleine, ob das Automobil noch fahrtüchtig war. Da hegte auch Friedrich Zweifel. Wir waren also ziemlich beunruhigt und im Kopf etwas durcheinander, sonst wären wir wohl kaum alle gleichzeitig ausgestiegen, um den Schaden zu besehen.
    Niemand dachte in diesem Moment an die Wölfe. Aber sie dachten an uns!
    Lenz beugte sich gerade über den demolierten linken Kotflügel, als ihn ein schwarzer Schatten unvermittelt von hinten ansprang und zu Boden riss.
    Ich ging sofort neben dem Auto in Deckung und versuchte an das Gewehr zu kommen, welches auf der hinteren Bank lag. Der Großvater hatte sich ins Auto auf den Fahrersitz gerettet, während Friedrich sich auf den Wolf stürzte. Ich sah, wie er mit gewaltig aus dem Kiefer brechenden Zähnen auf die Bestie losging. Von Lenz war nichts zu sehen, offensichtlich lag er unter dem riesigen Tier begraben. Nur sein entsetzter Schrei hing noch in der Luft, wurde aber nun vom lauten Knurren des Wolfesüberlagert, dem vielstimmiges Heulen aus dem Rudel antwortete. Kein Zweifel, wir waren umstellt.
    Ich erreichte das Gewehr, brachte es in Anschlag und feuerte panisch und wahllos zwei Schüsse ab. Dann kroch ich auf allen vieren in den Wagen und schlug die Tür zu. Ich reichte dem Großvater das Gewehr und er versuchte, aus dem halb geöffneten Seitenfenster etwas gezielter auf den Wolf anzulegen, mit dem Friedrich kämpfte. Er schien ihn getroffen zu haben, denn das Tier jaulte herzzerreißend auf, und obwohl er nicht weichen wollte, schaffte Friedrich es in diesem Moment, Lenz unter seinen Vorderbeinen wegzuziehen.
    Doch die Bestie war rasend und ließ nicht ab. Von allen Seiten rückte zudem nun das Rudel knurrend näher. Bald waren wir von Schatten umzingelt, deren gelbe Augen in der uns umgebenden Finsternis bedrohlich leuchteten und die den Kreis immer enger zogen. Der Leitwolf hatte sich in den Oberschenkel von Lenz verbissen, der vor Schmerzen offensichtlich einer Ohnmacht nahe war und nur noch völlig apathisch, ohne jede Gegenwehr dumpf und gequält stöhnte.
    Friedrich schleifte ihn mitsamt der Bestie, die ihn nicht freigeben wollte, zum Auto zurück. Wenn er es nicht erreichte, bevor die anderen Wölfe den Ring schlossen, war Conrad verloren. Das durfte nicht sein. Ich brauchte ihn doch so sehr und würde es nicht ertragen, ihn nach meiner Mutter nun auch noch zu verlieren. In meiner Verzweiflung riss ich den Wagenschlag auf und stolperte ihm und Friedrich entgegen. Ich hörte noch, wie der Großvater entsetzt aufschrie, als ich einen Arm von Lenz ergriff, dann traf mich die Kugel aus seinem Gewehr, die für den Wolf gedacht war, wie mit einer eisernen Faust.
    Seltsamerweise fühlte ich genau, wie sie in meinen Rücken eindrang, von hinten das Herz durchschlug und am Brustbein wieder austrat. Es war, als wäre ein Flammenbündel zu einem Energiestrahl zusammengepresst durch mich hindurchgerast. Den brennenden Schmerz in mir, ging ich taumelnd zu Boden. Friedrich schrie zugleich mit dem Großvater auf, aber als die mir am nächsten stehende Wölfin sich auf mich stürzen wollte, weil sie in mir nun eine leichte Beute sah, da umklammerte ich in meiner an Wahnsinn grenzenden Verzweiflung ihren Hals mit einer solchen unbändigen Kraft, dass sie in meinen Armen verröchelte.
    Über mich selbst verblüfft sprang ich auf und schleuderte das tote Tier zurück in die Meute seiner gierig lauernden Verwandtschaft.
    Friedrich hatte mit Lenz zwischenzeitlich den Wagen erreicht und ihn schon mit halbem Oberkörper auf die Rückbank gewuchtet. Behände und unbeeindruckt von meiner Schussverletzung kletterte ich von der anderen Seite ins Auto und zog Conrad in dem Moment ganz herein, als Friedrich erneut den Kampf mit dem riesigen Wolf aufnahm. Aufatmend verriegelte ich nach diesem Etappensieg die Tür.
    Großvater Vanderborg war auf den Beifahrersitz gerutscht und drehte sich zu mir nach hinten um.
    »Geht es dir gut, mein Kind?«, fragte er besorgt. »Ich befürchtete, mein Schuss hätte dich getroffen.«
    Das hat er, und zwar mitten ins Herz, dachte ich, schüttelte aber den Kopf
    »Mir geht es gut … Da … Großvater … schieß! Der Wolf ist genau vor deiner Flinte!« Ganz mechanisch drückte er bei meinen Worten ab und der Wolf brach tödlich getroffen über Friedrich zusammen. Friedrich robbte auf denKnien zum Automobil, und noch ehe die Meute auf ihn losgehen konnte, hatte er es erreicht und kroch hinter das Steuer. Für den Moment

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