Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
Vom Netzwerk:
fliehen. Utz wird sie erbarmungslos foltern.« Und weil Conrad nicht auf ihn hörte, Großvater Vanderborg aber ebenfalls nicht ohne seine Tochter fahren wollte, griff der eine Lenz ins Lenkrad und der andere von hinten an seine Schulter, um ihn zum Anhalten zu zwingen. Das Auto schlingerte ganz entsetzlich, und da wir gerade auf der Höhe des Friedhofs waren, sah ich es schon gegen eins der Grabkreuze krachen und dort seine mechanische Seele aushauchen. Das durfte nicht sein, denn dann wären wir alle verloren, schließlich waren wir immer noch im Machtbereich von Utz und auch der körperlosen Dämonen, die auf Burg Przytulek hausten. Dem unaussprechlich Bösen, das in den seelischen Abgründen des Grafengeschlechts Anker geworfen hatte und im Umkreis der Burg jede menschliche Energie aufsaugte und sich einverleibte.
    Ich riss also Friedrich zurück und schrie ihn an:
    »Lass diesen Unsinn! Du bringst uns alle zu Tode!« Aber Friedrich stieß mich von sich und versuchte in voller Fahrt die Seitentür zu öffnen.
    »Ich fahre nicht ohne Estelle, wie konntest du sie zurücklassen, Amanda?! Wo ist sie? Ich muss zu ihr …«
    »Du musst nirgendwohin, Friedrich«, schrie ich ihn an und klammerte mich mit beiden Händen an ihn, damit er nicht aus dem Auto sprang. »Du kommst zu spät! Estelle ist nicht mehr! Sie ist tot!!!«
    Er stieß mich zurück.
    »Du lügst! Vampire können nicht sterben … Du hast sie feige im Stich gelassen, deine eigene Mutter … in der Gewalt von Utz!«
    »Mach die Tür zu, Friedrich!«, schrie ich nun noch lauter und versuchte, mich über ihn werfend, den Türgriff zu erreichen. Vergebens.
    »Hör mir doch wenigstens zu! Estelle ist tot, sie hat sich für mich geopfert … Siehst du die Flammen auf der Mauer zwischen Burg und Bergfried? Sie hat sich hineingestürzt, damit ich frei bin zu fliehen … ohne sie, denn sie konnte die Burg nicht verlassen … nicht, solange Utz als der letzte Przytulek noch dort lebt … der Bann des Fluches war stärker als sie … sie wollte nicht, dass ich auch noch sein Opfer werde … sie tat es für mich, Friedrich … sie wollte, dass ich lebe … Bitte, mach die Tür zu! Wenn ihr Tod nicht vergebens gewesen sein soll, dann müssen wir jetzt zusammenhalten und fliehen. Ihr Schicksal ist vollendet, stürz du uns nun nicht noch unnötig ins Unglück. Hörst du die Dämonen nicht, ihr Element ist das Feuer, sie werden mit jeder Minute stärker … ihnen können wir nichts entgegensetzen, für einen Kampf mit ihnen sind wir zu schwach … uns bleibt nur die Flucht!«
    Ich hatte schnell und eindringlich gesprochen und Friedrich diesmal anscheinend überzeugt oder auch in sein Gehirn drangen die ersten qualvollen Schreie der untoten Seelen. Sie waren noch fern und darum leise, aber die Schmerzen, welche sie auslösten, waren schon so schneidend, dasses nicht mehr lange dauern konnte, bis wir darüber wahnsinnig wurden. Er zog also die Tür wieder vollständig zu, und Lenz trat das Gaspedal durch, sodass der Wagen schleudernd und holpernd den Friedhofsweg entlangraste und dann auf die Dorfstraße einbog. Drei riesige Uhus flogen direkt auf uns zu und zogen erst kurz vor dem Erreichen der Windschutzscheibe über uns hinweg. Automatisch hatten wir uns alle weggeduckt, auch das Auto, es knirschte und krachte, und als wir unsere Köpfe wieder hoben, steckten wir mit der Motorhaube in einem Misthaufen. Hoffentlich war es nicht der, auf dem die Wirtstochter vor sich hin rottete. Doch natürlich, der war es, und als der Großvater direkt vor seinem Gesicht einen madenzerfressenen Arm aus dem Dung ragen sah, vergaß er, dass ihn ja noch die Windschutzscheibe von dem ekligen Relikt trennte, und sank ohnmächtig in seinem Sitz zusammen. Lenz war wenigstens nicht ganz so zart besaitet, lief aber ziemlich grün an, sodass Friedrich und ich ohne ein Wort in bester Übereinstimmung aus dem Auto sprangen und es mit unseren vampirische Kräften zurück auf die Dorfstraße schoben. Doch kaum hatten wir die Straße erreicht, stürzten sich mit markerschütternden Schreien die Uhus auf uns. Wir flohen zurück ins Automobil, und als Friedrich die Tür zuschlug, blieb ein Uhu mit einem Teil seiner Schwinge darin hängen. Der majestätische Vogel klebte drohend an unserer Seitenscheibe, und es dauerte einige Minuten, bis er sich unter Verlust mehrerer Federn losgerissen hatte.
    Wir hatten das letzte leer stehende Haus von Przytulek passiert, als etwas zehn Meter vor uns seitlich aus den

Weitere Kostenlose Bücher