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Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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Automobil und brauste mit heulendem Motor davon.
    »Hat er Euch was getan?«, fragte Mathias besorgt. Ich schüttelte den Kopf.
    »Noch nicht.«

    Der Rauswurf war die größte Dummheit, die ich in meiner Lage begehen konnte, und machte mir Radke endgültig zum Feind. Dennoch kam er tatsächlich nach einer Woche wieder, und weil ich natürlich niemanden um einhunderttausend Reichsmark angehen konnte, stand ich mit leeren Händen da.
    Wäre nicht kurz vor unserem Gespräch der österreichische Kronprinz mit seiner Frau in Sarajevo Opfer eines Mordanschlages geworden, der uns an den Rand des nächsten Krieges brachte, was in Deutschland anderes wichtiger machte, als eine vermeintlich vampirische Serienmörderin zu fassen, hätte mich Radkes Denunziation gewiss sofort ins Gefängnis gebracht.
    So aber hatte ich es zunächst nur mit Utz zu tun, der wenige Tage nach Radkes zweitem Rauswurf in Blankensee mit Chauffeur und seinem neuen Automobil vorfuhr, Amanda mit Geschenken überhäufte und auch mich vor allem Gesinde höchst zuvorkommend behandelte. Nichts deutete darauf hin, dass Radke ihm meinen fortgesetzten Ehebruch mit Amadeus oder gar den Mord an seiner Geliebten hinterbracht hatte.
    Dennoch war dieser unangekündigte Besuch sehr ungewöhnlich und hätte darum meine Wachsamkeit wecken müssen. Allein die Erleichterung über das höfliche, ja fast freundliche Auftreten von Utz verleitete mich zum Leichtsinn.
    So ließ ich mich, weil Amanda so sehr bettelte, von Utz zu einer Fahrt mit dem Automobil überreden, was nicht nurfür das Mädchen, sondern auch für mich durchaus etwas Reizvolles hatte. Ich dachte natürlich, wir würden alle zusammen fahren, und war dann sehr erstaunt, dass Utz mich mit Amanda und dem Fahrer alleine losschickte, etwas, was ich einerseits begrüßte, weil es mich seiner nicht sonderlich gelittenen Gesellschaft enthob, andererseits aber auch mein Misstrauen weckte. Nun, es war beschlossen, und so kleidete ich mich für den Ausflug an, versperrte sorgfältig mein Zimmer und ging dann zu Amanda hinüber, um sie bei der Auswahl eines Kleides zu beraten, etwas, was sie selten duldete, heute allerdings hinnahm, weil sie sich gar zu sehr auf ihre erste Fahrt mit einem Automobil freute. Als er uns verabschiedete, ruhte Utz’ Blick wohlgefällig auf Amanda, und verstört registrierte ich die große Ähnlichkeit zwischen ihr und ihm, die vor allem in der kräftigen Statur, den hellen Augen und dem blonden Haar begründet war. Dinge, von denen sich aber immer noch einiges auswachsen konnte und die in der Kombination nicht eben selten unter den Menschen waren. So schob ich meine Befürchtungen beiseite und widmete mich an diesem herrlichen Julitag der aufregenden Fahrt.
    Als wir angeregt von dem Erlebnis zurückkehrten, bestätigte sich jedoch meine dunkle Vorahnung, die mich während des ganzen Ausflugs nicht zur Ruhe hatte kommen lassen, auf das Schlimmste.
    Utz hatte meine Abwesenheit ausgenutzt, um in mein Studierzimmer einzudringen, und hatte mit brutaler Gewalt meinen Sekretär aufgebrochen. Alles, was sich darin befunden, war über den Boden verstreut und meine Aufzeichnungen für die Familienchronik der Vanderborgs waren entwendet. Sobald ich das erkannt hatte, wurde mir klar, dass Amanda und ich in höchster Gefahr schwebten,und so schickte ich das Kind mit einer Notiz noch im Reisekleid zu Mathias. Ich bat ihn dringlich, Amanda sofort zu Vanderborg nach Berlin zu bringen und Friedrich und Amadeus mir aus der Garnison zur Hilfe zu holen. Ich selbst wollte mich in meine geheimen Räume flüchten.
    Aber das Mädchen war kaum aus dem Schlafgemach, als Utz hereinstürmte und mir das Bündel meiner Aufzeichnungen und die schweinslederne Chronik mit bitterem Triumph vor die Füße schleuderte. »So hat Radke, der alte Fuchs, also tatsächlich recht und du bist eine Verbrecherin und auch noch dumm genug, über deine verabscheuungswürdigen Taten akribisch Bericht zu führen!« Er lachte laut und hässlich.
    »Für wen, frage ich mich, hast du es getan? Für deine eigene Eitelkeit? Die bricht dir jetzt den Hals, mein Täubchen! Einem Richter übergeben würde dieses Material, das einem Geständnis über unzählige Morde gleicht, genügen, um dich mehrfach zur Todesstrafe zu verurteilen.«
    Wieder lachte er dröhnend und so bösartig, dass ich vor Entsetzten erstarrte und unfähig war auch nur einen Schritt zu tun, um dem zu entfliehen, was nun wie ein schwarzes Verhängnis auf mich zukam.
    »Allein

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