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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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sollten, insbesondere Wölfe, dann sind sie sicherlich längst weitergezogen.«
    Während ich das sagte, lief mir ein leichter Schauer den Rücken herunter. Es war schon unheimlich, Werwölfe in der Nähe zu wissen. Ich hätte Werner gerne davon berichtet, denn dann wäre sein Fall vermutlich gelöst, aber mein Verstand sagte mir, dass er mir niemals Glauben schenken würde und ich bestenfalls in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie landen würde.
    Also schwieg ich zu dem Thema und erklärte: »Meine Mitbewohner brauchen mich, sie leiden genau wie ich unter dem Tod unserer Freunde. Ich bin auch ihnen Unterstützung in dieser Situation schuldig. Sie werden also verstehen, dass ich nicht weiterhin nur auf blauen Dunst hin hier herumhängen kann.«
    »Geduld gehört wohl nicht gerade zu Ihren hervorstechenden Eigenschaften, Frau Berger?«
    »Das hat nichts mit Geduld zu tun. Ich kann es mir einfach nicht erlauben, meine kostbare Zeit für eine Sache zu verschwenden, die allein auf Spekulationen beruht. Nein, wirklich, Herr Kommissar, ich würde Ihnen gerne helfen, aber ich hätte zumindest gerne eine gewisse zeitliche Perspektive.«
    Werners Laune besserte sich nach meinen Worten nicht gerade. Er wirkte misstrauisch und zugleich lustlos. Es war wohl nicht sein Ding, in mysteriösen Fällen herumzustochern.
    »Gibt es denn neue Erkenntnisse?«, fragte ich, um Interesse bemüht.
    »Nichts, was ich Ihnen erzählen müsste«, meinte er jedoch ablehnend.
    Na, dann. Wenn er gleich so reagierte, musste er mit meinem Entgegenkommen überhaupt nicht mehr rechnen.
    »Dann packe ich jetzt meine Sachen und fahre zurück nach Berlin«, sagte ich. »Sie haben doch nichts dagegen?«
    »Doch, habe ich. Ich könnte Sie noch eine Weile hier gebrauchen. Aber wenn Sie das als Freiheitsberaubung auffassen …«
    »Das haben Sie gesagt, nicht ich!«, fiel ich ihm ins Wort. Meine Güte, war der Mensch empfindlich. »Ich habe lediglich andere Verpflichtungen, und ehrlich gesagt habe ich noch einmal über alles nachgedacht und glaube nicht, dass der Anschlag mir gelten sollte. Deshalb nehme ich auch nicht an, dass der oder die Mörder noch einmal hierher zurückkehren. Ich bin hier also im Grunde genommen überflüssig.«
    »Schade«, meinte er emotionslos. »Aber das müssen Sie selber entscheiden.« Als er sich anschickte zu gehen, fiel mir ein, dass ich ihn noch etwas fragen wollte.
    »Wann … äh … kann ich denn Ihren pensionierten Kollegen treffen? Diesen Herrn Kolopke?«
    Werner sah mich verdrießlich an. »Das wollte ich Ihnen eigentlich eben sagen, aber wenn sie doch sofort wieder nach Berlin fahren …«
    Hielt er mich für eine Fliege, die ihm auf den Leim kroch? Dann eben nicht.
    »Der Kollege wollte gegen Mittag mal vorbeischauen«, ließ er sich gnädig herab, mir die Information doch noch rüberzuschieben.
    Na gut, bis Mittag konnte ich ja noch bleiben.
    Ich bedankte mich für die Auskunft und sah ihm nach, wie er in einen roten Lancia stieg. Offenbar sein Privatwagen. Roter Lancia?! Ich schüttelte den Kopf.
     
    Auch die Polizisten, die mich in der Nacht überwacht hatten, zogen ab. Als der Mannschaftswagen in der Auffahrt verschwand, atmete ich erst einmal befreit durch.
    Am liebsten wäre ich sofort wieder in das geheime Gewölbe hinuntergestiegen und hätte in der Chronik weitergelesen.
    Aber Amadeus hatte mir leider immer noch nicht verraten, mit welchem Trick man den Durchgang öffnen konnte. Das ärgerte mich nun erneut. Mit welchem Recht schloss er mich aus dem Refugium meiner Ahnen aus? Ich hatte genauso ein Recht auf freien Zugang wie er.
    »Hast du«, sagte eine sanfte Stimme dicht neben meinem Kopf und ich fuhr panisch herum.
    »Wie kannst du mich so erschrecken?«, fauchte ich Amadeus an, der sich unauffällig im Halbdunkel des Raumes hinter mich geschlichen hatte. »Gewöhn dir das doch endlich mal ab. Aber gut, dass du da bist, dann kannst du mir gleich erklären, wie ich in das geheime Gewölbe gelangen kann. Wenn die Chronik das Refugium nicht verlassen darf, muss es mir ja möglich sein, jederzeit dort hineinzugehen. Abgesehen davon, dass ich bei Gefahr ja auch dorthin flüchten müsste.«
    Amadeus trat noch weiter in den Schatten zurück und blockte ab. »Ehrlich gesagt halte ich es für problematisch, einem Menschen unbegrenzten Zugang zu gewähren. Du wärst aufgrund deiner körperlich und mental schwächlichen Konstitution vermutlich nicht in der Lage, dieses Geheimniszu bewahren, wenn man es aus

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