Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa
dir herauspressen wollte. Das Gewölbe ist der Zufluchtsort für den dunklen Zweig der Vanderborgs, für mystische Wesen, die sein Geheimnis auch unter schlimmster Folter nicht preisgeben würden.«
»Willst du damit sagen, dass nie ein Mensch über die Zugänge Bescheid wusste?«
Er zögerte … und entschied sich dann offensichtlich doch für eine ehrliche Antwort.
»Ich habe gelesen, dass Amanda Verfolgten des Naziregimes dort Zuflucht gewährt hat. Ob sie ihnen den Zugangsmechanismus offenbart hat, kann ich nicht sagen …« Er schaute mich aus dem Dunkel mit glitzernden Augen an. »Ich glaube, eher nicht. Es wäre für alle eine zu große Gefahr gewesen. Bitte, Louisa, versteh mich … Du bist zu schwach, du könntest Utz nicht standhalten.«
»Was zu beweisen wäre!«, knurrte ich.
»Darauf kann ich es nicht ankommen lassen. Es wäre unser Untergang.«
»Okay«, sagte ich beleidigt. »Dann nicht, wenn du kein Vertrauen zu mir hast. Ich trage mich übrigens mit dem Gedanken, das Gut zu verkaufen.«
»Das wirst du nicht tun«, entfuhr es ihm. »Ich meine … du hast es doch gerade erst bekommen.«
»Das heißt nicht, dass ich es behalten muss. Schon gar nicht nach dem, was hier mit meinen Freunden passiert ist.« Und bewusst schnippisch fügte ich hinzu: »Du solltest dich beizeiten nach einer anderen Bleibe umsehen. Das geheime Gewölbe wird natürlich mit verkauft.«
Ich hatte ihn wütend gemacht, man konnte es an seinen gelb funkelnden Augen erkennen.
Fein, dachte ich, genau das hatte ich bezweckt. Ich ließmich doch von ihm nicht wie eine Vanderborg zweiter Klasse behandeln. Du bist ein Mensch, du kannst kein Geheimnis bewahren, darum darfst du auch nicht ins geheime Gewölbe … Wieso entschied er das? Wer war er überhaupt? Irgendein Nachkomme aus der Familie von Estelles Geliebtem … Was hatte er für Ansprüche an mein Erbe zu stellen? Und plötzlich hatte ich wieder den schrecklichen Verdacht, dass er vielleicht doch ganz massiv eigene Interessen in Bezug auf das Gut verfolgte. Vielleicht diente Utz ihm nur als willkommener Vorwand, denn der konnte ja genauso gut erst in der magischen Nacht überhaupt hier angekommen sein. Dann war Amadeus doch wieder verdächtig …
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich immer wieder mit seiner persönlichen Ausstrahlung, Leidenschaft und Magie einlullte, sodass ich völlig in seinen Bann geriet und schließlich gegen meine eigenen Interessen handelte. Aber damit war jetzt Schluss!
»Das kannst du nicht tun, Louisa! Das Gut gehört der ganzen Familie …«
»Von der außer mir und meiner Mutter niemand mehr lebt. Du gehörst genau genommen ja wohl gar nicht dazu, wenn dein Ururgroßvater lediglich der Lover von Estelle und nie mit ihr verheiratet gewesen war!«
»Aber Amanda war seine Tochter!«, rief Amadeus zornig aus.
Ich packte meinen Schlafsack zusammen, dann rollte ich die Isomatte ein.
»Da war sich Estelle aber viel weniger sicher als du!«, schnappte ich und betont beiläufig fügte ich hinzu: »Ich fahre dann heute Mittag nach Berlin zurück. Meine Freunde warten auf mich.«
Er sah mich einen Moment irritiert an, dann riss er mich mit einer solch heftigen Geste an sich, dass ich vor Schreck aufschrie. Aber als er mein Gesicht mit Küssen bedeckte, fiel es mir schwer, mich nicht gleich wieder in seine leidenschaftliche Zärtlichkeit fallen zu lassen.
Er versenkte sein Gesicht in mein Haar und stöhnte. »Bleib bei mir, Louisa! Ich habe so lange von dir geträumt und nun, wo ich dich endlich bei mir habe, aus Fleisch und …«, er zögert, »… Blut … darfst du mich nicht schon wieder verlassen. Du bist mein Leben!«
Ich fand, dass er nun aber etwas theatralisch wurde. Doch weil die Situation so vollkommen verfahren war und ich wirklich nicht mehr wusste, was ich denken sollte, flüsterte ich nahe an seinem Ohr: »Ich komme ja wieder. Marc und Isabell brauchen jetzt meinen Beistand … deswegen muss ich nach Berlin.«
»Dann musst du wohl gehen«, sagte er resignierend und das Feuer in seinen magischen Augen erlosch. »Aber du begibst dich in große Gefahr. Wir dürfen Utz nicht unterschätzen. Und … es wäre besser, du würdest hier in der Sicherheit des geheimen Gewölbes bleiben, bis wir wissen, was er plant, und die Gefahr überwunden ist.«
Das hätte ich einerseits gerne getan, aber andererseits merkte ich, wie mir hier schon wieder alles zu viel wurde. Der versiegelte Salon ließ meine toten Freunde so schrecklich
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