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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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wirkte erhitzt und ein wenig verlegen. Beides kein Wunder. Erstens war die Motorradfahrt an einem solchen Tag sicherlich ziemlich hot und zudem stand ich nun auch noch splitterfasernackt vor ihm und heizte seinen Hormonenein. Wir waren zwar in der WG im Umgang miteinander ziemlich locker, aber so hatte er mich bisher nur einmal unter der Dusche nach meiner Elektra-Aufführung gesehen! Und man wusste ja, was daraus geworden war.
    Gewiss ging ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf, aber trotz seiner sichtlichen Verlegenheit dachte er überhaupt nicht daran, den Blick wenigstens anstandshalber zu senken, sondern starrte mich weiter an, während er sagte: »Ich … ich hatte einfach kein gutes Gefühl dabei, dich hier alleine zu lassen … ohne männlichen Schutz. Ich weiß dich nicht gerne in Gefahr … und … äh … weil doch Wochenende ist, dachte ich, ich sehe mal nach dem Rechten.«
    Na, wunderbar! Nichts dagegen einzuwenden an sich, aber so hatte ich mir das eigentlich nicht gedacht. Ich wollte in aller Ruhe die Chronik weiterlesen … Aber ehrlich gesagt war ich nicht wirklich verärgert, sondern sehr gerührt, weil er den weiten Weg auf sich genommen hatte, nur um mich zu beschützen. Er war offensichtlich mit dem Motorrad direkt zum See gefahren, denn er hielt noch in voller Montur den Helm in der Hand. Sein Haar war verstrubbelt und einige Strähnen klebten ihm feucht an der Stirn. Langsam kam nun wieder Leben in mich, nachdem sich mein erster Schreck gelegt hatte und ich beugte mich zu meinem Handtuch herunter und schlang es um meinen nackten Körper.
    »Magst du nicht auch ein wenig baden? Du wirkst so, als könntest du es nach der Fahrt gebrauchen.«
    Marc lachte nun entspannt und seine makellosen weißen Zähne blitzten wie für eine Zahnpastawerbung. Mir war bisher gar nicht so aufgefallen, dass er eigentlich sehr attraktiv aussah. Natürlich fehlte ihm die geheimnisvolle Aura und die Ausstrahlung von Amadeus, aber für einennormalen Sterblichen … wirklich nicht schlecht! Die Arbeit auf dem Dach des Gutshauses hatte ihm offenbar gutgetan, denn er wirkte muskulös und hatte eine gesunde Bräune im Gesicht.
    Noch einmal forderte ich ihn auf: »Mach ruhig, das Wasser ist wirklich herrlich.«
    »Wenn du den Steg mal eben zum Paradies erklärst«, sagte er mit einem schelmischen Augenzwinkern, »bin ich dabei.«
    Ich musste nun auch grinsen, denn das hatte er wirklich süß gesagt.
    »Klar, mache ich, außer dem lieben Gott sieht niemand zu und Äpfelchen für einen Sündenfall sind ja weit und breit keine vorhanden.«
    Nun starrte er mir allerdings ziemlich frech auf meine vom Handtuch nur knapp bedeckten Brüste.
    »Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht ganz so sicher.«
    Er nun wieder! Er pellte sich aber schon aus der Motorradkluft, und ich fragte mich, wie er es darin bei der Hitze nur ausgehalten hatte.
    »Guck weg«, sagte er, weil ich ihn nun wohl doch viel zu interessiert beobachtete. »Nicht dass mein schönes Gutsfräulein erblindet.«
    » Bin weder Fräulein, weder schön …«, kam zwanghaft das Gretchenzitat. Einmal Schauspielerin, immer Schauspielerin! Ich stoppte und lachte. »Sehr witzig! Im Gegensatz zu Gretchen habe ich schon mehr als einen nackten Mann gesehen!«
    Aber ich wandte mich wunschgemäß ab, bis ich ihn in den See platschen hörte. Mit kräftigen Kraulstößen schwamm er hinaus, und es war schön, seinen gleichmäßigen langen Zügen, mit denen er das Wasser teilte, zuzuschauen.
    Eine große Hand legte sich mir unvermittelt auf den Mund, während eine andere mich mit hartem Griff um die Taille fasste und ins Schilf neben dem Steg zog. Mein Schrei erstickte wirkungslos. Entsetzt erkannte ich die rotblonde Frau aus Utz’ Begleitung.
    » Den nehme ich mir, Schwarzack«, sagte sie mit dunkler Stimme und stieß mich in die Arme ihres schwarzen Gefährten. »Du kannst sie haben.«
    Der Hüne fing mich auf, und als ich erneut zu schreien versuchte, verschloss auch er mir mit seiner schwarzen Pranke grob den Mund.
    »Benimm dich«, brummte er mit rauer, tiefer Bruststimme, »und ich werde es dir so besorgen, dass du Himmel und Hölle zugleich zwischen deinen Schenkeln spürst!«
    Mir gefror das Blut in den Adern. Er ist kein Mensch, schoss es mir durch den Kopf. Er ist ein Werwolf, der nur nach seinen archaischen Trieben lebt. Er wird tun, was er mir androht, und niemand wird mich retten!
    Ich sah, in den Pranken von Schwarzack zitternd, wie Marc in der Seemitte wendete und wieder

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