Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa
mehr zügeln konnte und ihr den totbringenden Blutkuss gab. Amanda fand die beiden in einer mehr als dramatischen Situation undkonnte in letzter Minute durch ihre Entschlossenheit Klaras Leben retten. Allerdings nur um den Preis, dass Klara zu einer Vampirin wurde. Ihr schien das aber offenbar keine Probleme zu bereiten, und als ich sie später darauf ansprach, meinte sie nur glücklich: »Ich werde Friedrich bis in alle Ewigkeit lieben, so ist es bestimmt.«
Was wäre das Leben einfach, wenn ich auch mal so schlicht denken könnte.
Als ich aus diesen Gedanken wieder geistig in den Salon zurückkehrte, musterte Amadeus gerade Friedrich mit einem kritischen, ja fast misstrauischen Blick.
»Erzähl mir nicht, Friedrich, dich hätte ausschließlich das Heimweh hergetrieben. Nach der Wiedervereinigung hast du dir sehr viel Zeit gelassen. Du hättest längst auch für dich das Erbe von Blankensee reklamieren können. Warum hast du so lange gewartet?«
Friedrich lachte, aber es klang ein wenig aufgesetzt. »Das ist mein alter Freund Amadeus, wie ich ihn in Erinnerung habe. Du lässt dich nach wie vor nicht täuschen. Jedenfalls nicht von mir.«
Nun lächelte auch Amadeus. »Nein, dazu kenne ich dich zu gut. Als Mensch und … Vampir.« Er schwieg einen Moment und sah Friedrich nur nachdenklich an.
»Ich habe die Aufzeichnungen von Amanda in der Familienchronik gelesen«, fuhr er schließlich fort. »Sie hat von einem dramatischen Überfall auf die Bank von Utz berichtet. Von großen Vermögenswerten, die euch dabei in die Hände gefallen sind.« Er grinste nun ziemlich frech. »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Beute hier auf dem Gut verborgen liegt?«
»Gut kombiniert«, sagte Friedrich nun anerkennend. »Leider ist sie kaum noch etwas wert.«
Das nahm ihm Amadeus nicht ab. »Es war von Gold die Rede. Von viel Gold, das eher noch an Wert gewonnen haben dürfte.«
»Ach, war es das? Ist Amanda tatsächlich so ins Detail gegangen?«
»Erfreulicherweise. Du wirst nicht umhinkommen, den Goldschatz mit Louisa und … mir zu teilen.«
Friedrich setzte ein impertinentes Lächeln auf. »Dann finde ihn, mein Lieber, und wir können darüber reden.«
Amadeus schwieg. Es war klar, dass Friedrich versuchte ihn auszutricksen. Denn nur er wusste, wo das Vermögen versteckt war.
Amadeus gab nach. »Wir waren immer Freunde Friedrich. Als Menschen wie als Vampire. Dich wieder hier auf dem Gut zu sehen und bei so guter Gesundheit und mit einer so zauberhaften Gefährtin macht mich glücklich. Natürlich ist es dein gutes Recht, nach der Beute aus dem Bankraub zu sehen und dir deinen Anteil davon zu holen.«
»Meinen Anteil?«, fragte Friedrich mit einem süffisanten Unterton in der Stimme, dem man anmerkte, dass er offensichtlich durch seine New Yorker Geschäfte diskussionserprobt war. »Wer hätte denn deiner Meinung nach noch Anspruch auf die Beute? Weder Amanda noch Conrad leben, soviel ich weiß, und ihre Kinder …«
Amadeus unterbrach ihn. »Ihre Tochter Lysette soll in die USA ausgewandert sein. Hast du niemals Kontakt zu ihr gehabt?«
Friedrich zuckte leicht die Schultern und machte eine unwirsche Kopfbewegung. »Wir haben zunächst im Untergrund von New York gelebt. Dort haben wir nie von ihr gehört und später, nun ja, da waren wir mit anderen Dingenbeschäftigt und … Amerika ist groß. Warum sprichst du von ihr?«
»Weil Louisa ihre Enkelin ist und darum ebenfalls ein Anrecht auf einen Teil der Beute hat. Sie könnte das Geld gut gebrauchen, um damit Blankensee wieder herzurichten.«
Friedrich wirkte ein wenig arrogant, als er sagte: »Ein löbliches Ansinnen, Estelle würde es freuen.«
Ich sah, wie Amadeus um Fassung rang. Die Erwähnung von Estelle schien ihn zu schmerzen, aber er hielt Friedrich entgegen, dass Zeiten sich änderten und man als ein Mensch, der ich ja nun mal sei, irgendwie sein Auskommen haben müsse. »Von der Schauspielerei alleine kann sie vermutlich nicht leben.«
Es gefiel mir nicht, wie Amadeus über mich und meine »angeblichen« Pläne sprach, und gerade wollte ich das Wort ergreifen, um ein paar Dinge klarzustellen, als Friedrich mit falschem Bedauern sagte: »Ach, die Arme! Hat sie so eine brotlose Zunft gewählt?« Und mit einem zynischen Grinsen fügte er hinzu: »Man könnte meinen, Sie sei meine Enkelin … nicht wahr? Hat man mir nicht immer vorgeworfen, dass ich nur für die Künste und ansonsten in den Tag hinein leben würde? Was bitte, frage ich dich, hätte
Weitere Kostenlose Bücher