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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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und war sehr aufgewühlt und zornig.
    »Wie konntest du Estelle mit einer anderen Frau betrügen, während sie der Schmerz über deinen vermeintlichen Tod fast umbrachte? Das ist unverzeihlich! Wir waren einmal Freunde, Amadeus, auch mir hättest du es sagen müssen.«
    Amadeus brauste nun auf, aber ehe er Friedrich an die Gurgel gehen konnte, schaltete ich mich in das Gespräch ein. »Nun lass Amadeus doch erst einmal ausreden, Friedrich! Es ist nicht fair, ihn zu verurteilen, ohne die Umstände zu kennen, die sein Handeln bestimmten.«
    Amadeus sah mich dankbar an. »Es ist wirklich nicht so, als hätte ich mir ein schönes Leben gemacht, während ihr meinen Tod beweintet. So ist es ganz und gar nicht gewesen. Ich hatte zwar komplett vergessen, wer ich war, aber ich war dennoch ein Vampir. Die schreckliche Sonnenlichtallergie verbrannte mir mehrfach die Haut, weil ich mich auch daran nicht mehr erinnerte. Sie und mein Nahrungsbedürfnis machten mich weiterhin zu einem Außenseiter,einem Geschöpf der Dunkelheit, und die junge Frau, die sich meiner annahm, riss ich mit mir in die Nacht!«
    »Schön, dass du jetzt wieder weißt, wer du bist.« Friedrich blieb sarkastisch. »Darf ich wissen, was dazu geführt hat?«
    Ich merkte Amadeus an, dass er in dieser aggressiv aufgeladenen Atmosphäre am liebsten gar nichts mehr gesagt hätte, denn Friedrich war offensichtlich verärgert, weil Amadeus Ansprüche an das Geld aus dem Bankraub angemeldet hatte. Doch Friedrich hatte ihn der Unehrenhaftigkeit bezichtigt und das wollte er ganz offensichtlich nicht auf sich sitzen lassen.
    »Wir flogen auf. Irgendwann kurz nach Kriegsende zerrte man mich aus meinem Versteck auf Maries kleinem Bauernhof. Man schnitt Marie die Haare ab und erschoss sie vor meinen Augen. Dann richteten sie auch mich. Nach mehreren Schüssen ins Genick warfen sie mich in eine Jauchegrube, wo ich fast erstickte …«
    »Nur fast? Was für ein glücklicher Umstand«, spottete Friedrich völlig unpassend. »Und in der Todesangst ist dir ganz plötzlich die Erinnerung zurückgekommen und du wusstest praktischerweise wieder, dass du ein Vampir warst?«
    Amadeus hätte ihn niederschlagen können und man sah ihm an, dass er es am liebsten auch getan hätte. Ich zumindest hätte es ihm nicht mal verübelt. Wie konnte Friedrich so über seine Leiden hinweggehen und einzig Estelles Position einnehmen? Natürlich wusste ich aus der Chronik, dass er sie mehr geliebt hatte als jeden anderen Menschen, ja mehr als sich selbst, denn er hatte sich aus enttäuschter Liebe zu ihr sogar umbringen wollen, aber dennoch musste er Amadeus gegenüber doch fair bleiben. Wenn der es nurirgendwie gekonnt hätte, wäre er doch ganz gewiss sofort zu Estelle zurückgekehrt.
    Amadeus ging erneut nicht auf den Zynismus ein, sondern appellierte noch einmal an die alte Freundschaft zwischen sich und Friedrich: »Ich habe nichts getan, Friedrich, weshalb du mich so verachten müsstest, wie du es offensichtlich tust. Ich habe Estelle nie willentlich über meinen Tod getäuscht und du warst mein bester Freund. Warum sollte ich dich belügen? Hätte ich gewusst, wer ich war und wer mich auf Gut Blankensee erwartete, ich wäre barfuß durch die Hölle hierher zurückgelaufen.«
    Friedrich schwieg.
    »Es war wirklich so, Friedrich! Nachdem die Genickwunde verheilt war, welche die Schüsse des Erschießungskommandos gerissen hatten, kehrte nach und nach meine Erinnerung zurück.«
    Als Amadeus das sagte, glaubte ich ihm, denn so wie er die ersten Erinnerungsblitze schilderte, so hatte auch Amanda die Rückkehr ihres Gedächtnisses nach den Elektroschocks in der Psychiatrie empfunden. Es war ganz offensichtlich, dass Amadeus ein ähnliches Schicksal erlitten hatte wie sie. Es hatte eine andere Ursache, aber die Auswirkungen waren genauso schrecklich und persönlichkeitszerstörend gewesen.
    Irgendwann gewann Amadeus auch die Erinnerung an Blankensee und Estelle zurück und er schlug sich nach Deutschland durch.
    »Aber als ich das Gut erreichte, traf ich meine Lieben nicht mehr an. Estelle, Amanda und auch du, Friedrich, alle waren verschwunden. Selbst die Wohnung von Jakob Vanderborg in der Brüderstraße in Berlin fand ich verlassen vor. Zuletzt führte mich meine verzweifelte Suche sogarzur Villa von Karolus Utz in Charlottenburg. Dort traf ich zwar Hansmann und Gertrud an, aber sie verweigerten mir jede Auskunft, ja sie erkannten nicht einmal meine Identität an.
    ›Du bist tot‹, sagte

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