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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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unmittelbar, schob Isabell auf den Sitz neben mir, und während sich Grimhilde zu uns setzte, klemmte Schwarzack sich hinter das Steuer und Utz nahm den Beifahrersitz ein.
    »Was … was soll das?«, kreischte Isabell schockiert. »Wo wollt ihr mit uns hin?«
    Und ich fügte hinzu: »Warum tötest du mich nicht gleich und lässt sie gehen?«
    Grimhilde funkelte uns aus ihren rot glühenden Augen an und fauchte mit rauer, dunkler Stimme: »Zamknij mordę!«, was vermutlich so was wie »Maul halten« auf »Karpatisch« hieß.
    Utz erwies sich als etwas gesprächiger. Offenbar war er überwältigt von dem Triumphgefühl, mich in seinen Klauen zu wissen, was ihm die Zunge löste. Jedenfalls sagte er mit eiskalter Stimme, die sofort die Hitze der Nacht vergessen machte und mich vor Entsetzen frösteln ließ: »Ich möchte euch – und natürlich besonders dich, Louisa, als letzte Nachfahrin der Vanderborgs – zu einem ganz besonderen Fest einladen. Es wird dir gefallen, es ist ein Opferfest … im Gedenken an meine Ahnen.«
    Mir stockte das Blut in den Adern.
    Hatte er Opferfest gesagt? Für seine Ahnen? Es stand außer Frage, wer das Opfer sein würde … ich!
     
    Wir fuhren durch Charlottenburg, über Wannsee in Richtung Potsdam und mir war klar, dass er via Landstraße nach Blankensee wollte. Das ließ einen kleinen Funken Hoffnung in mir aufglimmen, denn dort wusste ich Amadeus, Friedrich und Klara, die ganz gewiss alles für unsere Rettung tun würden.
    »Was … was sind das für Wahnsinnige?«, wisperte Isabell. »Wie kommen die denn gerade auf uns?«
    Ich hielt ihre feuchte, kalte Hand umklammert und versuchte ihr, und damit gleichzeitig auch mir, Mut zuzusprechen. »Ich glaube, wir fahren nach Blankensee«, flüsterte ich. »Das ist eine Chance …«
    Aber offenbar dachte sie an unsere toten Freunde und wisperte kreidebleich im Gesicht zurück: »Das glaubst du doch nicht wirklich? Sie werden uns töten, wie sie Mandy und die Jungs getötet haben.«
    »Powiedz jej, żeby była cicha!«, fuhr mir Grimhilde erneut auf Polnisch dazwischen.
    »Haltet die Schnauze!«, knurrte Schwarzack.
    Doch im selben Moment, in dem er das sagte, geriet der Wagen mit quietschenden Bremsen ins Schlingern, und ich sah mit Entsetzen, wie er in eine auf der Landstraße plötzlich auftauchende Barriere aus mehreren Polizeifahrzeugen schleuderte. Sie hatten dort unter flackerndem Blaulicht eine Straßensperre errichtet, und da diese hinter einer Kurve lag, hatte unser Chauffeur sie offenbar erst viel zu spät bemerkt.
    Es krachte ohrenbetäubend und ich wurde, weil ich nicht angeschnallt war, aus dem Sitz katapultiert und auf den Boden der Limousine geschleudert. Sekunden später fühlte ich die Glassplitter der zerberstenden Seitenscheibe auf mich niederprasseln. Dann hörte ich wild durcheinander Schreie, Kommandorufe und über Lautsprecher die Aufforderung, mit erhobenen Händen aus dem Fahrzeug zu kommen. Als ich vorsichtig aufschaute, lag Isabell reglos im Sitz und das flackernde Blaulicht strich gespenstisch über ihr leichenblasses Gesicht.
    Lieber Gott, lass sie nicht tot sein, flehte ich stumm. Ichversuchte mich hochzuziehen, aber als ich Schüsse hörte und mir mehrere Kugeln um die Ohren peitschten, ging ich lieber wieder in Deckung.
    Wenige Augenblicke später wurde die Seitentür aufgebrochen und zwei Polizisten zogen mich aus dem vollkommen demolierten Auto.
    Mir bot sich ein schreckliches Bild. Zwei Polizeifahrzeuge in der Sperrkette standen in lodernden Flammen und direkt davor rangen mehrere Polizisten mit Utz und seinen beiden Begleitern. Immer wieder knallten Schüsse, aber keine Kugel konnte ihnen etwas anhaben. Insgesamt herrschte wilde Hektik.
    Das Feuer, dachte ich, jemand müsste Utz ins Feuer stoßen, dann würde er verbrennen und seine schwarze Seele würde endlich zur Hölle fahren, wo sie hingehörte!
    Ich stieß die Polizisten zur Seite und stürzte wie von Sinnen direkt auf ihn zu, um es gleich selber zu tun. Aber ich war viel zu schwach, er rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck, als ich mit voller Wucht gegen ihn prallte. Stattdessen schloss er seine kräftigen Hände um mich und hielt mich wie einen lebenden Schutzschild vor seinen Körper.
    Dabei sagte er höhnisch: »Vielen Dank, meine Liebe, mit dir als Geisel sind wir aus diesem lästigen Scharmützel gleich heraus und können uns dem eigentlichen Vergnügen dieser Nacht zuwenden! Die Seelen meiner lieben Verstorbenen sind sicher schon ganz

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