Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa
eine: »Wo hineingezogen? Sie sprechen von einer Sekte, was genau meinen Sie damit? Ich gehöre keiner Sekte an und meine Freundin Isabell auch nicht.«
Ich hatte wohl etwas ungehalten auf ihn gewirkt, denn er versuchte mich zu beruhigen. »Das unterstelle ich Ihnen ja auch gar nicht. Aber wir müssen davon ausgehen, dass eine dieser schwarzen Sekten von Blankensee aus operiert, und zwar schon seit einiger Zeit. Das Gut stand sehr lange leer und bot somit einen idealen Unterschlupf. Außerdem gibt es mit dem vorzeitlichen Hünengrab eine kultische Stätte auf dem Gutsgelände. Für solche Fanatiker ist das ein mythischer Ort, an dem sie gewiss ihre bizarren Rituale zelebriert haben.«
Er sah mich forschend an, ob ich ihm überhaupt noch folgen konnte.
Ich konnte sehr gut sogar, wenngleich das, was er sagte, fernab der Realität war. Dennoch ließ ich ihn ausreden. Alles, was ihn von der Wirklichkeit abbrachte, warmir schließlich willkommen. Eine Satanistensekte war tausendmal einfacher zu erklären als eine Blutfehde unter Vampiren! Und wie wenig die Polizei gegen diese Geschöpfe ausrichten konnte, hatten wir ja gestern erlebt.
»Als Sie, Frau Berger, das Gut übernommen haben, störten Sie vermutlich, und man hat versucht, Sie zu vertreiben, und schließlich zu drastischen Mitteln gegriffen …«
Ich nickte, weil es innerhalb seiner Grundannahme, dass sich eine Sekte von Teufelsanbetern auf dem Gut eingenistet hätte, durchaus stimmig klang.
»So könnte es in der Tat sein«, sagte ich. »Und wie sehen Ihre nächsten Schritte aus? Werden Sie uns weiter überwachen lassen?«
Das wüsste ich schon ganz gerne, denn nach diesem frechen Überfall von Utz mitten in Berlin war mir klar, dass Amadeus mit seiner Befürchtung, dass ich nirgends sicher wäre, recht hatte. Auch wenn ich es ungern zugab und immer noch nicht wahrhaben wollte: Utz schien tatsächlich zur großen Endabrechnung gekommen zu sein und die schloss mich offenbar mit ein.
Werner kratzte sich am Kopf und brachte das wenige schütterte Haar, das spärlich auf seinem Kopf spross, völlig in Unordnung. Es sah danach unsagbar albern aus, und ich musste an mich halten, um nicht in dieser ernsten Situation plötzlich loszulachen.
»Ich glaube nicht, dass diese Leute noch einmal in Kreuzberg zuschlagen werden. Aber ein paar Tage werde ich meine Leute dort belassen«, sagte er. »Das ist natürlich kein Dauerzustand und ersetzt nicht Ihre Mitarbeit.«
»Wie soll die aussehen?«
»Seien Sie etwas weniger leichtsinnig. Bringen Sie sich nicht unnötig in Gefahr und melden Sie jedes verdächtigeVorkommnis. Geben Sie vor allem Bescheid, wenn Sie Berlin verlassen.«
»Das habe ich in nächster Zeit nicht vor.«
Er nickte, stand auf und murmelte sichtlich frustriert: »Als wenn wir nicht schon genug mit rivalisierenden Rockerbanden um die Ohren hätten! Müssen jetzt auch noch die Satanisten verrücktspielen?«
Wir wurden am Mittag entlassen und konnten wieder in die WG zurückfahren, wofür uns Werner einen Ride mit einem Streifenwagen spendierte. Vermutlich wollte er mit dessen Auftauchen vor unserer WG gleich ein abschreckendes Signal setzen. Die beiden Polizisten darin bezogen nämlich einen Dauerparkplatz in Sichtweite der Haustür, was Isabell dann allerdings etwas übertrieben fand.
»Ist doch sicher nur noch für ein oder zwei Tage«, sagte ich. »Werner meinte, er müsse sie dann eh mal wieder abziehen. Er sieht selber auch keine akute Bedrohung mehr. Der hat doch die Typen auch längst zur Fahndung ausgeschrieben und sie gehen ihm sicher bald ins Netz. Im Moment finde ich es ehrlich gesagt ganz beruhigend.«
Isabell wirkte irritiert. »Meinst du, der Überfall hat etwas mit den Morden auf Blankensee zu tun? Kommen die wieder? Erst dachte ich, es wäre reiner Zufall gewesen, dass wir denen in die Fänge geraten sind.«
Ich wollte offen zu ihr sein, sie aber auch nicht noch mehr ängstigen. Da Werner offensichtlich ihr gegenüber keine weitergehenden Andeutungen gemacht hatte, erzählte ich ihr seine Satanistentheorie. »Aber natürlich suchen die sich ihre Opfer nicht gezielt aus. Die nehmen, was ihnen so über den Weg läuft. Diesmal waren wir es leider. Ein unglücklicher Zufall, denke ich.«
Sie schien erleichtert. »Nehme ich auch an«, sagte sie, »also, dass wir denen zufällig über den Weg gelaufen sind. Die waren garantiert vollkommen zugedröhnt und wissen heute bestimmt nicht mehr, was sie gestern gemacht haben.«
Ich
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