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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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diese Stadt nicht. Aber irgendetwas irritierte mich daran und so drehte ich mich um und sah eine schattenhafte Gestalt in eine Toreinfahrt huschen. Ganz offensichtlich ging da jemand hinter uns, der nicht von mir gesehen werden wollte.
    »Was ist denn?«, fragte Isabell irritiert, weil ich stehen geblieben war. »Wir sind gleich da.«
    »Pst!«, beschied ich sie knapp und wisperte dann: »Ich glaube, wir werden verfolgt.«
    Isabell stieß eine wiehernde Lache aus, die nicht nur peinlich, sondern auch der Situation völlig unangemessen war. Ich ergriff ihren Arm und zog sie in den Durchgang zu einem Hinterhaus.
    »Sei ruhig«, zischte ich, »das ist nicht witzig! Es ist dunkel und außer uns beiden ist hier niemand. Wenn uns jemand angreift, haben wir ganz schlechte Karten.«
    Offensichtlich hatte sie deutlich einen über den Durst getrunken und reagierte immer noch albern. »Der Film ist aus, Käpt’n Sparrow geht nach Haus, rabimmelrabammelrabum …«, sang sie kichernd zur Melodie von Ich geh mit meiner Laterne . »Vielleicht hat er den gleichen Weg.«
    Ich hätte gerne genau so albern mitgelacht, aber ich spürte ganz intensiv, dass es keinen Grund zum Lachen gab. Die Bedrohung kam näher und war inzwischen so deutlich, dass ich das Gefühl hatte, sie mit Händen greifen zu können.
    Ich merkte, wie ich trotz der Hitze fröstelte und unwillkürlich zu zittern begann.
    »Wollen wir nicht weitergehen?«, fragte Isabell. »Ich hab jetzt die nötige Bettschwere!«
    Vorsichtig schaute ich auf die Straße. Nichts, alles leer. Kein Mensch. Wahrscheinlich lag jeder in Kreuzberg, der nicht an einer Getränkequelle hockte, platt auf seinem Diwan. Vielleicht hatte ich doch einen kleinen Hitzekoller und mir den Schatten nur eingebildet.
    »Okay, alles klar, wir können«, sagte ich also und zog Isabell auf die Straße. Und da standen sie … wie aus dem Nichts gestampft … im Schein der nächsten Laterne. Alle drei, so wie ich sie auf dem See gesehen hatte.
    Utz, blond und hünenhaft, mit seinen beiden wölfischen Begleitern, dem riesigen Schwarzack und der rotblonden Grimhilde. Utz trug einen langen schwarzen Mantel und sah aus, als wäre er aus »Matrix« entsprungen. In seinem bleichen Gesicht glühten die Augen gelb und bedrohlich, und als er den Mund zu einem Lächeln des Triumphes verzog, sah ich, wie gefährlich spitz seine Eckzähne waren. Die drei bildeten in der schmalen Straße einen Riegel, der uns komplett den Weg versperrte.
    Nun bekam es auch Isabell mit der Angst. »Wa… was … sind das für Leute? Was wollen die von uns?«
    Obwohl ich ebenfalls vor Furcht schlotterte, versuchte ich sie zu beruhigen. »Nichts … jedenfalls nicht von dir … lauf schnell weg … ich lenke sie ab …«
    Ich schob sie in die andere Richtung, in der Hoffnung, dass sie fortlaufen würde. Aber sie blieb verstockt stehen.
    »Ich lasse dich doch nicht alleine!«
    »Aber es wäre besser für dich«, wisperte ich nun in höchster Panik. Ich wollte sie auf keinen Fall in diese Auseinandersetzung mit reinziehen. »Bitte, ich regele das schon alleine.«
    »Quatsch!«, bürstete sie mich einfach ab, und weil der Alkohol sie offenbar mutig gemacht hatte, ging sie mit kleinen festen Schritten auf die drei zu und sagte kess: »Macht mal Platz, Leute, die Straße ist für alle da.«
    Das wäre schon im Normalfall keine wirklich gute Aktion gewesen, bei diesen dreien aber war ihr Verhalten selbstmörderisch. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr hinterherzuhetzen und sie von Utz und seinen Monstern wegzuziehen.
    »Lauf«, schrie ich und rannte mit ihr an der Hand in die entgegengesetzte Richtung davon. Das musste doch zu schaffen sein, wir wohnten doch gleich um die Ecke!
    Ich weiß nicht, wie sie es angestellt hatten, aber noch bevor wir am Ende der Straße ankamen, standen sie plötzlich alle drei wieder unmittelbar vor uns.
    Ich stockte und blieb in Panik bewegungsunfähig mitten auf der Straße stehen. Dabei hatte ich nur einen Gedanken: Wir sind verloren!
    Mitten in meine Verzweiflung hinein richtete Utz das Wort an seine Begleiter. Ich hörte Mandys Mörder zum ersten Mal sprechen. Er hatte eine klare, metallische Stimme, befehlsgewohnt und arrogant.
    »Die Dunkelhaarige gehört mir, ihr könnt die andere haben«, sagte er, und ehe ich noch reagieren konnte, hatte er mich in seine Arme gezogen und rannte mit mir um dienächste Häuserecke. Dort stieß er mich in eine auffällige schwarze Stretchlimousine. Sein Begleiter folgte

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