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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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amüsiert, aber andererseits auch traurig und entschlossen.
    »Ich halte das, was du gerade vorhast, für keine gute Idee«, sagte er sehr ruhig.
    »Wer fragt danach?«
    » Du solltest danach fragen. Wir sind drei und was du gerade fortschleppen willst, gehört nicht nur dir … genaugenommen gehört es dir gar nicht, sondern ausschließlich Friedrich. Er ist der nächste Vanderborg.«
    Ich war es leid! Da wollte ich mich entgegenkommend zeigen und, während Friedrich und Klara hier waren, Familiensinn beweisen und meinen Entschluss, Blankensee für immer zu verlassen, vorübergehend zurückstellen und dann kam er mir so! Ehe ich noch meine Gefühle kontrollieren konnte, schleuderte ich ihm voll Zorn das Buch vor die Füße.
    »Dann nimm sie, eure dunkle Chronik! Ich brauche sie nicht! Alles, was ich über meine Familie wissen musste, weiß ich, und sei sicher, dass ich sie auf keinen Fall weiterschreiben werde! Ich verabscheue dich und deine dunkle Zunft. Ihr ekelt mich an!«
    Amadeus stand wie versteinert und starrte auf das Buch, das sich im Flug geöffnet hatte und mit geknickten Seiten am Boden liegen geblieben war.
    »Lass mich raus!«, verlangte ich, immer noch vor Wut kochend. »Lass mich sofort raus!«
    Er trat mit schleppendem Schritt zum geheimen Mechanismus. Doch bevor er ihn betätigte, sah er mich noch einmal fassungslos an und fragte: »Keine Chance, dass du es dir noch einmal überlegst? Friedrich und Klara …«
    »Nein.« Ich blieb fest. »Ich habe die Nase von Vampiren gestrichen voll! Für immer!«
    Er öffnete den Durchgang, und während die Mauer zur Seite fuhr, sagte er mit dunkler, unheilschwerer Stimme: »Ich warne dich, Louisa, du begibst dich in große Gefahr … Vergiss nicht, dass Utz und seine Werwölfe dort draußen auf dich lauern.«
    »Es ist kein Vollmond«, sagte ich und trat aus dem geheimen Gewölbe. »Und ich hoffe, er hat mit euch erst mal genug Ablenkung!«
    Dann lief ich ohne ein weiteres Wort des Abschieds den Kellergang entlang zur Treppe, die in das Gutshaus hinaufführte, und sofort aus der Eingangsdiele die Freitreppe runter. Unten angekommen sprang ich in den bereits mit meinen Habseligkeiten beladenen Käfer.
    Wenig später raste ich in überhöhtem Tempo die Zufahrt entlang. Mechanisch stellte ich den Scheibenwischer an, als ich nichts mehr von der Straße sehen konnte, es brachte nichts. Nur langsam begriff ich, dass es meine eigenen Tränen waren, die meinen Blick blind machten.
     
     
    E
s war alles zu viel! Darum fuhr ich erst einmal nicht nach Kreuzberg, sondern zu meiner Mutter nach Potsdam. Ich schrieb ihr eine SMS und fragte, ob sie etwas dagegen habe, wenn ich bei ihr übernachtete. Ich sei gerade auf dem Weg. Sie freute sich und so lag ich wenig später in meinem Mädchenzimmer und heulte mir wie früher in der Pubertät die Augen aus. Irgendwann schlich ich unter die Dusche, und als ich darunter wieder hervorkam und mit einem Glas Cola am Küchentisch hockte, ging es mir schon deutlich besser.
    Ich war nun sicher, dass ich eine gute Entscheidung getroffen hatte, als ich in der aufgewühlten Stimmung, in der ich mich befand, nicht gleich nach Kreuzberg zu Marc gefahren war. Ich schrieb ihm eine SMS, dass ich morgen zurückkommen würde, und ging dann an Mamas Privatschublade, was ich mich unter normalen Umständen natürlich niemals getraut hätte, und holte die Schachtel mit den alten Fotos heraus.
    Systematisch durchsuchte ich sie und fand tatsächlich einige Bilder von meinen vampirischen Verwandten. VonFriedrich und Amanda, von Lysette und Friedrich, der sie auf dem Schoß hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war, von Amandas Hochzeit mit Conrad Lenz und schließlich auch noch ein beschädigtes Bild mit Silberbromidausblühungen von Amadeus. Es war von 1918 und zeigte ihn in Uniform neben einem Pferd. Es hatte mehrere Stempel, die anzeigten, dass er es Estelle offensichtlich mit der Feldpost geschickt hatte.
    Für meine liebste Estelle und meine Tochter Amanda. Amadeus – Vati!, s tand kaum noch leserlich auf der Rückseite. Ort und genaues Datum waren verwischt und nur vom Feldpoststempel abzuleiten. Wie sicher er schien, dass Amanda sein Kind war.
    Ich hatte genug gesehen. Der Amadeus auf dem Foto war unleugbar mein Amadeus. Er war gegenüber dem Foto kaum gealtert und hatte sich fast gar nicht verändert, wenn man von dem altmodischen Schnurrbart absah, der ein wenig befremdlich wirkte. Wenn ich noch irgendwelche Zweifel hinsichtlich seiner

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