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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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er schleudernd neben mir anhielt und mich auf die Maschine zerrte, sprang sie ab. Der Aufprall ihres schweren Körpers warf das Motorrad um. Ich wurde ein Stück zur Seite geschleudert und sah, noch auf dem Bauch liegend, wie das Monster auf allen vieren über Marc stand, bereit, ihn mit ihrem tödlichen Fang zu packen und zu zerfleischen.
    Mein panischer Blick ging Hilfe suchend zu Amadeus. Doch was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    Er hatte nichts Menschliches mehr. In seinen Augen schimmerte ein eisiger Triumph, und mir wurde erschreckend klar, dass er mich noch immer nicht aufgegeben hatte und vermutlich auch niemals nur eine Sekunde daran gedacht hatte, mich Marc zu überlassen. Nun glaubte er, den Sieg in der Hand zu haben. In wenigen Augenblicken würde sein Nebenbuhler von der Werwölfin zerrissen werden. Er war der Einzige, der Marc noch retten konnte, aber er ließ die Waffe sinken.
    Das kannst du nicht tun, flehte ich stumm. Ich … ich könnte dich niemals lieben, wenn du zulässt, dass sie ihn tötet! So tief kannst du nicht sinken … dich eines Werwolfes zu bedienen, um meine Liebe für dich zu erzwingen!
    Ich fühlte, wie in diesem Augenblick mein Herz Marc zuflog, und meine Angst und Verzweiflung Amadeus.
    »Schieß, Amadeus!«, schrie ich und im selben Augenblick hob er den Arm und streckte die Wölfin mit einem gezielten Schuss nieder.
    Die Silberkugel musste sie direkt ins Herz getroffen haben, denn sie brach auf der Stelle über Marc zusammen und verwandelte sich unter wilden Zuckungen und klagendem Heulen in einen Menschen zurück … die wilde rotblonde Schönheit, die sich Utz, in dem irrtümlichen Glauben, sie gezähmt zu haben, als Gefährtin aus einem mystischen Wolfsrudel auserwählt hatte.
    Marc versuchte sich unter der Last ihres Körpers und des Motorrades hervorzuarbeiten, während sich Amadeus wortlos umdrehte und, die Waffe noch in der herabgesunkenen Hand haltend, zurück zum Gutshaus ging. Ich sah ihm nach und wusste, dass er etwas Großes getan hatte.
    Friedrich hatte Schwarzack erschossen, der sich ebenfalls im Todeskampf in einen Menschen zurückverwandelte. Beide lagen nun mit einer Silberkugel im Herzen im Gras, dazwischen die blutigen Überreste von Utz. Wenigstens die würden, sobald die Sonne aufging, zu Staub zerfallen und im Wind verwehen. Kommissar Werner würde sich also nur noch mit den beiden Werwölfen in ihrer menschlichen Gestalt herumschlagen müssen.
    »Sie haben sein Herz gefressen«, sagte ich noch immer fassungslos zu Friedrich.
    Er nickte und stellte lakonisch fest: »Das heißt, Utz ist tot.«
    »Wirklich? Bist du sicher?«
    »Ja, vollkommen. Ob von einem Pflock durchbohrt oder von einem Werwolf gefressen, das spielt keine Rolle … ohne Herz hört auch ein Vampir auf zu existieren.«
    »Seine eigenen Gefährten haben ihn getötet«, sagte ichimmer noch schockiert, aber zugleich auch erleichtert. »Sie haben uns damit das grausige Geschäft abgenommen.«
    »Er war schwach … das war sein Untergang … So etwas verzeihen diese Kreaturen nicht …«
    »Auch er hat nicht verziehen«, sagte ich. »Er war nicht bereit zur Versöhnung. Darum ist es besser so. Ich bin froh darüber, dass er erlöst ist, ohne dass sein Blut an unseren Händen klebt.«
     
    »Gott hat uns beschützt«, sagte meine Mutter später im geheimen Gewölbe, als ich ihr das Kreuz zurückgab.
    »Gott ist die Hoffnung und die Liebe.«
    Aber das verstand Amadeus nicht oder er wollte es nicht verstehen. Die Verluste, die er erlitten hatte, die Kriege, die er erleben musste, Kerker und Folter durch Utz hatten ihm jeden Glauben an eine göttliche Instanz genommen und sogar an seinen eigenen Werten zweifeln lassen.
    »Ich wollte einmal Frieden und Freiheit für alle Menschen, Louisa, aber das Böse triumphiert überall in der Welt. Der Sieg gegen Utz ist nur ein Etappensieg. In New York kämpft Friedrich gegen andere bösartige Vampire weiter. Und auch der Völkerfrieden scheint nach einer relativen Phase der Ruhe in großer Gefahr. Überall um den Erdball kündigen sich schon wieder Vorboten von Kriegen an. Naturkatastrophen, Hungersnöte, Wirtschaftskrisen, Staatsbankrotte, Armut … Das kann nicht friedlich enden. Der Nahe Osten brennt, und wer garantiert dafür, dass nicht die Flammen von dort bis zu uns überschlagen?«
    Marc gab ihm zwar recht, aber er sah doch sehr viel optimistischer in die Zukunft. »Die Menschheit hat stets Wege gefunden, mit den Widrigkeiten auf der

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