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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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sie selbstbestimmte Produzenten ihres Schicksal werden wollen. Da folgte ich durchaus Kants Kritik der reinen Vernunft.
    Auch Estelle und Amadeus hatten diese Chance, sie haben sie nicht ergriffen. Statt von Vernunft hatten sie sich von Begierde und Leidenschaft leiten lassen.
    Brecht hat einmal gesagt, der Schauspieler dürfe sich nicht vollständig mit seiner Rolle identifizieren, sondern müsse sich immer noch ein Stück von außen beobachten und kontrollieren. Professor Knuppers sah das zwar anders,aber ich glaube, Brecht hat recht. Jedenfalls macht das den Unterschied aus zwischen einer antiken Tragödie und seinem epischen Theater: In der antiken Tragödie ist der Mensch wirklich von den Göttern gelenkt, in Brechts Lehrstücken wird er zum Herrn über sein Schicksal, weil er die selbstverschuldete Unmündigkeit abstreift und emanzipiert handelt.
    Hätte Estelle Vanderborg Amadeus widerstanden, hätte Eleonores Dämon in ihr keine Chance gehabt. Sie hätte Utz ihr Kind geschenkt und der Fluch wäre durch die Vereinigung der Blutlinien schon damals gebrochen worden.
    Auch mir fiel es nicht leicht, Amadeus zurückzuweisen, aber ich konnte und wollte nicht denselben Fehler wie Estelle begehen. Ich wollte nicht, dass sich die Geschichte noch einmal wiederholte. Amadeus hatte kein Recht auf meine Liebe, und ich könnte die seine nicht in dem Bewusstsein ertragen, welches Leid sein egoistisches Handeln meinen Ahninnen zugefügt hatte. Er hatte sich nicht wie ein Ehrenmann verhalten, sondern wie ein ehebrecherischer, eigensüchtiger Schurke.
    Man konnte nicht alles mit der »Magie und Macht der Liebe« rechtfertigen.
     
    Ich wusste, dass ich in diesem Urteil hart war, und eine andere junge Frau an meiner Stelle hätte sich vermutlich glücklich geschätzt, von so einem attraktiven Vampir in eine fantastische Welt der omnipotenten Wesen entführt zu werden. Aber ich war zu sehr ich selbst, um mich derart zu verleugnen und in der befremdlichen Existenz eines solchen Partners aufzugehen.
    Alle Vanderborg-Frauen hatten ihren Vampirismus als einen Fluch empfunden, sie waren hin und her gerissengewesen zwischen ihrer menschlichen Existenz und deren Werten und den Anforderungen des Vampirismus und seinen Verlockungen. Keine hatte sich je wirklich mit dem Fluch des Bluttrinkens abfinden können, und es war für mich ein eindeutiges Zeichen, dass nach Amanda nur noch eine Generation von Vampiren und Werwölfen geboren worden war. In der nächsten Generation war der Fluch bereits gebrochen worden und meine Mutter und ich wurden darum als Menschen geboren. Menschen mit einem freien Willen. Und das wollten wir auch bleiben.
     
    Ich hatte ein Engagement für die nächste Spielzeit und Marc hatte seine Doktorarbeit eingereicht.
    Seine Zärtlichkeit hüllte mich in allem so schützend ein. Meine Kämpfe waren klein und überschaubar, sie forderten mich, aber sie überfordern mich nicht, und sie trugen nicht den Keim der Vernichtung in sich, wie es alles tat, was von Amadeus kam. Selbst seine Liebe war so bedingungslos fordernd und absolut, dass ich mich jedes Mal komplett aufgeben musste und immer schwerer zu mir selbst zurückgefunden hatte. Das konnte nicht richtig sein.
    »Dieser Amadeus«, sagte meine Mutter plötzlich in meine Gedanken hinein. »Ich glaube, er liebt dich. Friedrich möchte, dass er mit ihm und Klara nach Amerika kommt. Wirst du mit ihm gehen?«
    »Warum fragst du?«
    »Ach, ich habe gerade über meine Mutter nachgedacht … über mein Verhältnis zu ihr. Wenn du in die USA gehst … solltest du nach ihr suchen … und wenn du sie findest … lass es mich wissen. Ich … ich … habe ihr einiges zu sagen.«
    Das freute mich zu hören, aber dennoch musste ich sieenttäuschen. »Ich weiß nicht, was Amadeus plant, aber wohin er auch geht, ich werde ihm nicht folgen. Gerade nach all dem Schrecklichen, das hier geschehen ist, fühle ich die Verpflichtung, das Erbe der Vanderborgs zu wahren, und Blankensee wieder zu dem zu machen, was es einmal war: ein blühendes Gut, ein Hort der Familie, ein Refugium für die Verfolgten und Verzweifelten.«
    »Du willst es doch nicht verkaufen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Meinst du nicht, dass auch du dich mit dem, was auf Blankensee geschehen ist, aussöhnen könntest?«
    »Liegt dir so viel daran?«, fragte meine Mutter unsicher.
    »Ja, sehr viel. Ich möchte dich bei mir haben. Das geheime Gewölbe wird erhalten bleiben und stets bereitstehen für die Vanderborgs, welche

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