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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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die ganze Wahrheit erzählt. Er wusste lediglich, dass Amadeus von einem vampirischen Dämon besessen sein sollte, nicht aber dass er selber der Vampir und Dämon war.
    »Irgendwann wird er erwachen. Dann wird er Nahrungbrauchen«, flüsterte ich Marc zu. »Denk an das Blutbad, das Utz unter unseren Freunden angerichtet hat! Auch in Amadeus schlummert eine solche archaische Bestie, die er vielleicht irgendwann nicht mehr im Zaum halten kann.«
    Ich trat zu ihm und küsste ihn.
    »Es ist besprochen. Zu unserem und seinem Besten. Fangen wir an.«
    Ich schaute Bruder Antonius an, der mit dem Prozessionskreuz in der Hand noch immer am Eingang stand. »Sind Sie bereit?«
    Er nickte und meinte sorgenvoll: »Wenn ihn ein vampirischer Dämon besetzt hält, gibt es nur diesen einen Weg.«
    »Und Amadeus ist wirklich einverstanden?«, fragte Marc noch einmal. Ganz offensichtlich fiel es ihm immer noch schwer, sich an dem Exorzismus zu beteiligen.
    Sollte ich es ihm erleichtern, indem ich ihm sagte, dass Amadeus auf ihn sehr viel weniger Rücksicht genommen hatte … ja, dass ich mit ihm … Ich zuckte vor diesem Gedanken zurück. Nein! Er sollte es niemals erfahren. Ausgelöscht! Für immer ausgelöscht und mit Amadeus’ Tod besiegelt!
    »Und er ist wirklich einverstanden?«, wollte auch Antonius sich noch einmal vergewissern. Es war auch ihm anzumerken, dass er vor dieser Tat zurückschreckte. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass es getan werden musste – unter der Mitwirkung eines Gottesmannes. Nur er allein würde uns die Kraft geben, die wir brauchten.
    »Ja«, sagte ich also. »Er weiß, dass er nur so erlöst werden kann, und er hat ein Recht auf Erlösung.«
    So ergab sich Antonius in seine Pflicht. »Was wir tun, ist gut«, sagte er seufzend. »Es ist ein christliches Werk des Erbarmens und der Nächstenliebe.«
    Er sah Marc und mich ernst und fest an. »Wir töten nur das Böse in ihm, den Dämon, und retten dadurch das Kostbarste und Beste, das er besitzt – seine unsterbliche Seele.« Er trat nun näher zum Bett. »Fangen wir also an.«
    Er entzündete eine geweihte Kerze und versprengte Weihwasser im Zimmer. Dann zog er das Kruzifix hervor, das an der Kordel hing, die seine Kutte an der Taille umgürtete. Dabei murmelte er lateinische Worte. Vermutlich exorzistische Abwehrformeln.
    »Exorciamus te … omnis satanica potestas … omnis incursio infernalis adversarii …«
    Auch Marc trat nun heran. Ich bemerkte, dass mit Amadeus eine Veränderung vor sich ging … In seinen leeren Augen blitzte plötzlich eine dunkle Glut auf und sein erstarrter Körpertonus wich einer Unruhe, die sich von der Körpermitte über alle Muskeln und Glieder ausbreitete.
    »Schnell«, flüsterte ich hektisch. »Schnell, er wacht auf … Marc! Wir müssen uns beeilen!«
    Marc trat an die eine Seite des Bettes, während sich Antonius im Schutze des erhobenen Kreuzes von der anderen Seite näherte.
    Amadeus’ Körper begann zu zucken, Arme und Beine bewegten sich ruckartig wie in unwillkürlichen Spasmen.
    »Antonius!«, schrie ich in Panik. Und während ich aus meinem Rucksack mit bebenden Fingern Pflock und Hammer hervorholte, flehte ich: »Haltet ihn fest, bitte, haltet ihn fest, sonst war alles umsonst!«
    Marc warf sich auf seiner Seite des Bettes auf Amadeus’ zuckenden Körper, während Bruder Antonius verwirrt zu mir herüberstarrte. Nur mühsam gelang es Marc, den sich Aufbäumenden mit dem Oberkörper zurück auf das Lager zu drücken.
    »Helfen Sie mir«, wandte er sich keuchend an Antonius. Der erwachte aus seiner Erstarrung und griff nun ebenfalls beherzt zu, ohne dabei jedoch seine gemurmelte Beschwörungslitanei zu unterbrechen. Dass Besessene unter dem Kreuz tobten und ungeahnte Kräfte entfesselten, war ihm als geübtem Exorzisten gewiss nichts Neues.
    Für mich aber war es fast nicht zu ertragen, Amadeus so leiden zu sehen, und meine Hände mit den Todeswerkzeugen bebten. Doch es musste sein! Jetzt aufzuhören würde sein tragisches Schicksal nur unnötig verlängern.
    Ich umfasste den Pflock fester, setzte ihn auf seine nackte Brust, hob den Hammer und … brach stöhnend ab.
    »Ich kann es nicht«, stammelte ich und fühlte, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Als ich zu ihm trat, überwältigte mich eine solche Sehnsucht und Zuneigung zu ihm, dass ich den Schlag nicht führen konnte. Mir war, als stünde ich mitten in einem meiner Träume, und während Amadeus mich umarmte, drang seine Liebe wie der

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