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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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konnte sich doch ruhig mal einer auf die Erde trauen! Tausende von Fantasyleserinnen dieser Welt würden ihn jedenfalls mit offenen Armen empfangen.
    Ich drehte mich abrupt um und ging mit eiligen Schritten zum Gutshaus zurück. Engel?! Mir ging es wohl irgendwie nicht gut! Sicher machte Marc sich schon Sorgen, weil ich so lange wegblieb.
     
    »Meint ihr, dieses Gut hat einen negativen Einfluss auf meine Psyche?«, fragte ich in die Runde, als wir wieder inBerlin in unserer WG angekommen waren und mit Isabell und Stefan noch am Küchentisch bei einem Glas Rotwein zusammenhockten.
    »Wie kommst du denn darauf ?«, fragte Isabell erstaunt. »Ich dachte, Landluft macht den Geist frei?«
    »Ja, schon, aber ich finde es manchmal doch bedrückend und …« Ich erzählte von den Grabsteinen. »Wenn ich mir vorstelle, dass darunter echte Menschen, vielleicht gar Verwandte von mir begraben liegen, dann finde ich den Gedanken schon etwas gruselig.«
    Nun lachte Stefan und meinte: »Damit wirst du wohl leben müssen. Früher haben Schlossherren und Gutsbesitzer oft ihre Angehörigen auf eigenem Grund und Boden bestattet.«
    »Das war erlaubt?«, fragte ich verwundert. »Heute darf man nicht mal seinen toten Hund im Vorgarten verbuddeln. Das verstößt gegen Hygienevorschriften und Grundwasserschutzgesetze oder so …«
    Mandy sah mich fragend mit ihren veilchenblauen Augen an. »Sprichst du da aus eigener Erfahrung?«
    Ich nickte. »Ja, ich hatte mal einen Hund, der wurde überfahren, und ich wollte ihn unbedingt vor unserem Haus beerdigen, aber der Hausbesitzer hat gleich Stress gemacht, und da haben meine Mutter und ich ihn mit dem Fahrrad in den Wald gebracht und da begraben … an einer kleinen Lichtung. Maiglöckchen haben dort geblüht … ganz viele …«
    Ein Bild von Bobby stieg aus der Erinnerung auf und seine schwarzen Augen sahen mich in der ihm eigenen Art tiefsinnig an. Er war ein so guter Hund.
    Isabell legte ihre Hand auf die meine. »Da hat er es doch sicher viel schöner gehabt, als in so einem lausigen Vorgarten vor einem Siedlungshaus!«
    Und Stefan sagte trocken: »Friedwald ist auch viel angesagter.« Er nun wieder!
    Wenigstens hatte der Hund von den sonderbaren Gefühlen abgelenkt, die der letzte Besuch auf Gut Blankensee bei mir hervorgerufen hatte. Besonders das Erlebnis vor der Toilette war mir doch sehr peinlich, und so war ich froh, dass niemand auf die Idee kam, genauer nachzufragen, warum ich an meiner geistigen Gesundheit zweifelte.
    »Sag mal«, fragte ich Isabell, »hast du in dieser Woche etwas Zeit für mich? Ich stecke mitten in der Elektra und könnte ein bisschen Unterstützung beim Rollenstudium brauchen. Hilfst du mir?«
    »Na, klar, sag einfach Bescheid.«
    Dankbar stieß ich mit ihr an und Marc begann seine Umbaupläne für das Gut zu entwickeln. Das hörte sich zunächst recht spannend an, aber als er dann immer mehr ins Detail ging, über alternative Energieversorgung und Wärmepumpen redete, da fingen wir reihum an zu gähnen und verzogen uns schließlich einer nach dem anderen in unsere Zimmer.
    »Gute Nacht«, sagte ich. »Sei bitte nicht böse, Marc, das war sehr interessant, aber ich muss morgen viel lernen und fit sein.«
    Ich drückte ihm ein flüchtiges Küsschen auf die Stirn und verschwand auf die Toilette. Gott sei Dank, ein Klo ohne unheimliche Geräusche und mit ganz normaler Wasserspülung.
    Als ich später im Bett lag, kroch das panische Gefühl, das ich auf dem Gut gespürt hatte, ohne Vorwarnung noch einmal in mir hoch, und ich fragte mich, ob das vielleicht der Grund war, warum meine Mutter nie mehr nach Blankensee zurückkehren wollte. Wie im Westflügel war icherneut auf ein derartig negatives Energiefeld getroffen, dass ich bis in meine Seele gefroren hatte, und solch ein schreckliches Erlebnis wollte ich nicht noch einmal haben. Hatte nicht auch meine Mutter von etwas abgrundtief Bösem gesprochen, dem sie und ihre Familie sich nur durch den Umzug nach Berlin hatten entziehen können? Was war damals nur Grauenvolles auf dem Gut geschehen, dass mir der Ort wie verflucht vorkam?
     
     
    A
m nächsten Morgen war ich ausgeschlafen und voller neuer Energie. Das bedrückende Erlebnis war vergessen, und ich freute mich darauf, gleich nach dem Frühstück mit Isabell an meiner Rolle zu arbeiten. Sie war ein sehr guter und geduldiger Coach, viel besser als mein nerviger Schauspiellehrer Knuppers!
    Die Aufführung der Abschlussklasse war eine ziemlich aufwendige

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