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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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schon längst in der Fremde? Lernte er Dinge, die Ryan ihn nicht hatte lehren können? Und würden die Hausangestellten ihn vergessen und allein in der Dunkelheit sterben lassen?
    Als er sich diese Fragen stellte, spürte er einen Anflug von Panik und überließ sich aufs Neue dem Schlaf, der alles vergessen ließ.
    Einmal wachte er auf und fand ein Tablett mit Essen neben seinem Feldbett, dazu eine Taschenlampe. Er brach in Tränen aus, denn Felda war gekommen und wieder gegangen, während er geschlafen hatte. Selbst Herricks grimmiges Gesicht hätte er gern gesehen. Sogar die strengen Züge des Generals. Nichtsdestotrotz leerte er den Teller. Die Erinnerung an Codys Entschlossenheit bewog ihn, nicht aufzugeben, sich nicht von der Furcht umbringen zu lassen.
    Dann hörte Ryan das Klirren von Schlüsseln und das Ächzen der alten Türangeln. Inzwischen hätte er jeden willkommen geheißen, selbst Trader. Dann wäre es endlich vorbei.
    Doch es war Herrick. Er richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf Ryan. »Bist du wach, Junge?«
    Mühsam stemmte Ryan sich hoch und lehnte sich gegen die Wand. »Ja.«
    »Ist Zeit.«
    Wieder fuhr ihm die Angst in den Magen. »Zeit?«
    »Zu gehen.« Herrick kam auf ihn zu und warf ein weiches Bündel aufs Feldbett. »Komm, ich dich bring weg von hier.«
    Ryan berührte das Bündel. Es waren Kleidungsstücke, frische und saubere, die noch nach Waschmittel rochen. Eine willkommene Abwechslung nach dem Mief des Kellers und dem Geruch seines eigenen Blutes. »Wo ist der General?«
    Herrick sah ihn stirnrunzelnd an und baute sich dann mit strenger Miene neben der Tür auf. »Wir gehen, bevor er kommt.«
    »Und was ist mit Cody?«, fragte Ryan, während er mühsam in die Sachen schlüpfte. Jede Bewegung tat weh, wenn auch der Schmerz in der Brust nachgelassen hatte. Sein verbundener Arm mit dem Hundebiss hingegen fühlte sich schwer und seltsam fremd an, als gehörte er nicht zu seinem Körper.
    »Ich kann nichts tun für andern Jungen«, erklärte Herrick. »Sie ihn beobachten zu sehr.«
    »Dann ist er also immer noch hier.« Aufgeregt ging Ryan auf Herrick zu.
    »Trader wird kommen heute Nacht und holen.«
    Ryan packte den Arm des Mannes. »Wir können Cody doch nicht einfach hier lassen!«
    »Wenn du bleibst, sie töten dich.«
    Ryan kämpfte gegen seine Angst. Er wollte nicht sterben. Doch zu fliehen und Cody seinem Schicksal zu überlassen kam ihm wie Verrat vor. »Ich kann nicht ohne ihn weg!«
    »Du kannst nichts tun«, entgegnete Herrick. »Sie werden töten uns beide, bevor wir kommen zu Zimmer von Jungen.«
    Ryan überkam Verzweiflung. Herrick war gut zu ihm gewesen. Er konnte jetzt nicht darum bitten, dass sein Retter noch mehr riskierte. Aber Cody einfach im Stich zu lassen …
    Herrick nahm ihm die Entscheidung ab. Er packte Ryans Arm, führte ihn aus dem Raum und sperrte die Tür sorgsam ab. »Bleib nah bei mir und sei ganz ruhig.«
    Ryan folgte dem großen Mann durch einen engen, dunklen Korridor mit Betonwänden, über die das Licht der Taschenlampe tanzte. Sie gelangten in einen großen, runden Raum. Ryan beschlich der Verdacht, dass dies das wahre Verlies war, tief unter dem vergoldeten Käfig.
    Ein Schauer überlief ihn.
    Herrick steuerte auf eine Steintreppe zu und stieg hinauf. Oben angekommen bedeutete er Ryan zurückzubleiben, während er eine Tür öffnete und hinausging. Nach ein paar Minuten kam er zurück und winkte dem Jungen, ihm zu folgen.
    Sie gelangten in die Wäscherei.
    Herrick schloss die Tür hinter ihnen und rückte ein Regal zur Tarnung davor. Niemand konnte nun auf die Idee kommen, dahinter eine Tür oder die muffigen Verliese zu vermuten.
    Plötzlich erklangen Stimmen von oben.
    »Beeilung!«, befahl Herrick und führte Ryan zu einem großen, mit Segeltuch bespannten Wäschewagen. »Da rein!«
    Ryan gehorchte und legte sich auf eine Schicht aus Bettlaken. Herrick deckte ihn mit weiteren Laken zu. Dann schob er den Wagen an, der auf quietschenden Rädern über eine Rampe ins Haupthaus rollte.
    Nun waren sie von den üblichen Geräuschen des großen Haushalts umgeben. Schwatzend eilte eine Schar junger Zimmermädchen vorbei. Töpfe und Teller klapperten. Gelächter erklang. Die Köchin wies in ihrem knarrenden Deutsch eines der Küchenmädchen zurecht. Unerwartet überkam Ryan ein Gefühl der Sehnsucht. Er hatte doch hierher gehört, zu diesen Menschen. Bis Cody aufgetaucht war und ihm alles verdorben hatte. Wenn er alles zurücknahm und um Verzeihung

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