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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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bat …
    Jetzt hörte er Herricks tiefe Stimme. Er sagte Felda, dies sei die letzte Fuhre Bettzeug, die gewaschen werden müsse. Felda antwortete kurz angebunden, Herrick müsse noch einmal zurück, es gebe noch mehr zu tun, weil der General das Haus verlassen wolle. Doch Ryan hörte mehr als ihre Worte. Er hörte Trotz gegen den General heraus. Felda war gewillt, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um das seine zu retten. Also durfte auch er seinen Entschluss nicht bereuen, egal, was noch geschehen mochte. Er hatte das Richtige getan, als er Cody zur Flucht verhelfen wollte.
    Ein Schwall kühler, feuchter Luft umwehte ihn, als sie nach draußen kamen. Die wackeligen Räder des Wägelchens holperten über Metall. Ryan stellte sich vor, wie Herrick die letzte Ladung in seinen weißen Lieferwagen schob. Dann stand der Wäschewagen still, und Herricks Schritte entfernten sich. Türen schlugen zu, ein Riegel wurde vorgeschoben.
    Wenige Minuten später fuhr der Lieferwagen los.
    Ryan atmete freier. Vielleicht würde es ja doch klappen. Vielleicht war er nun für alle Zeiten sicher vor dem General. Während der Lieferwagen in gleichmäßigem Tempo dahinfuhr, trieb Ryan dem Schlaf entgegen – in der Hoffnung, den morgigen Tag zu erleben.

29.
    Erin wollte unbedingt in dieses Haus.
    Ihr Gefühl sagte ihr, dass Neville tief in die Sache verstrickt war. Er hatte die Beziehungen und besaß die Mittel, und sein ganzer Werdegang deutete darauf hin. Aber sie hatten keine stichhaltigen Beweise – nichts, das Neville nachweislich mit Codys Entführung oder einem Mann namens Jacob Holmes in Verbindung brachte. Doch Erin vermutete, die nötigen Beweise im Landhaus finden zu können.
    Als sie Nevilles Grundstück verließen und in die feuchte, kalte Nacht fuhren, spielte Erin ein Szenario nach dem anderen durch. Sam hatte ihr den Grundriss des Hauses verschafft, doch der würde ihr nicht viel helfen. Es war ein großes Herrenhaus mit Dutzenden von Ecken und Winkeln, wo man einen kleinen Jungen verstecken konnte. Außerdem musste man die Alarmanlage unschädlich machen oder umgehen.
    Nevilles Domizil in Georgetown war mit Kameras gespickt und scharf bewacht, und in dem Haus in Middleburg konnten noch ganz andere Sicherheitssysteme installiert sein: Bewegungs- und Leuchtmelder, Infrarotdetektoren, stummer Alarm. Neville konnte sich alles leisten. Natürlich würden in einem Haus mit vollständigem Personal nicht sämtliche Anlagen ständig aktiviert sein, doch verlassen sollte man sich darauf lieber nicht. Wenn sie einen Fehler machte, war es das Ende. Und Cody wäre seinem Schicksal ausgeliefert.
    Vorsichtig betastete Erin den Verband an ihrer Stirn. Das Aspirin wirkte allmählich, sie spürte nur noch einen dumpfen Schmerz, der nicht der Rede wert war. Und ihre Handgelenke brannten zwar wie Feuer, waren aber zu gebrauchen. Wenn es darauf ankam, konnte sie eine Pistole halten und feuern.
    Erin erschauerte bei dem Gedanken.
    Sie hatte Holmes wirklich nicht kommen sehen, deshalb hatte der Kerl sie so leicht überwältigen können. Das hatte sie auch Donovan anvertraut. Verschwiegen hatte sie ihm jedoch, dass sie normalerweise im Kampf gegen einen Mann einen Vorteil hatte. Einen winzigen Vorteil, zugegeben, doch er wirkte jedes Mal: Männer waren nicht darauf gefasst, dass eine Frau auf sie losgehen könnte. Sie erwarteten von einer Frau keine Aggression, rechneten nicht damit, dass sie zuerst angreifen würde. Und genau in diesem Sekundenbruchteil, bevor dem Mann klar wurde, dass die Frau nicht zurückschreckte und sich Schutz suchend duckte, griff Erin an.
    Doch Holmes hatte diesen Fehler nicht begangen. Er hatte sofort zugeschlagen, geschickt und brutal. Und Erin musste sich eingestehen, dass ihr das eine furchtbare Angst eingejagt hatte.
    Doch es gab keinen Grund zu der Annahme, dass Holmes in Codys Nähe war. Im Haus in Georgetown war ein halbes Dutzend bewaffneter Männer gewesen, Nevilles Söldner, durch nichts anderes motiviert als durch das Geld, das der General ihnen zahlte. Diese Männer würden ihr Leben nicht ohne weiteres aufs Spiel setzen. Holmes hingegen war auf der Flucht, das FBI und die halbe Polizeimacht des Staates Virginia waren ihm auf den Fersen. Das machte ihn gefährlicher.
    Alecs Handy läutete.
    »Donovan«, meldete er sich. Dann lauschte er eine Weile. Schließlich sagte er nur: »Wo?«, und: »Wir sind in zwanzig Minuten da«, und beendete das Gespräch.
    »Holmes«, sagte er bloß, wendete und fuhr in die

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