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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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sie zuerst die Auskunft anrufen, um die gewünschte Nummer zu bekommen. Am anderen Ende meldete sich eine Frau.
    »Hier ist die Hotline für Hinweise im Entführungsfall Cody Sanders«, sagte sie. »Sie sprechen mit Special Agent Cathy Hart.«
    »Mein Name ist Erin Baker. Ich hätte gern mit Agent Donovan gesprochen.«
    Langes Schweigen am anderen Ende.
    »Ich helfe bei den Ermittlungen im Fall Cody Sanders«, erklärte Erin.
    »Ich weiß, wer Sie sind, Officer Baker.«
    Erin seufzte. Sie hatten es also herausgefunden. An sich keine große Überraschung. Im Grunde hatte sie es Donovan ja schon gestanden. »Dann wissen Sie ja auch, warum ich Donovan sprechen muss.«
    Wieder eine Pause oder vielleicht ein Zögern. »Er ist nicht da. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo er sich zurzeit aufhält. Ich dachte, er wäre vielleicht mit Ihnen zusammen.«
    »Nein.«
    »Dann tut es mir Leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann.«
    »Warten Sie … nicht auflegen. Wenn Sie wissen, wer ich bin, dann wissen Sie auch alles über den Magician und über meine Schwester Claire.«
    Keine Antwort.
    »Ich stehe in einer Telefonzelle zehn Meilen hinter Fredericksburg, Virginia. Meine Schwester ist bei mir.« Erin warf einen Blick auf die schlafende Claire im Wagen. »Der Magician hat ihr heute einen Besuch abgestattet. Ich brauche Ihre Hilfe, um sie zu beschützen.«

24.
    E S war Jahre her, seit Alec eine Überwachung vorgenommen hatte. Er hatte vergessen, wie sehr er solche Observierungen verabscheute, obwohl sie Teil der Ermittlungen waren. Je nach Jahreszeit saß man unbeweglich in einem überheizten oder eiskalten Auto und musste warten, dass etwas geschah. Dass ein anderer etwas tat.
    Nachdem er sich auf dem Parkplatz des Walter-Reed-Hospitals von Erin verabschiedet hatte, fuhr Alec zunächst zum Haus des Generals in Georgetown – aus dem einfachen Grund, weil er in dieser Gegend nicht sonderlich auffallen würde. Er parkte ein paar Häuser weiter auf der anderen Straßenseite, um die Haustür im Blick zu haben. Später würde er sich um das Landhaus in Middleburg kümmern und sehen, was dort so vor sich ging. Anschließend würde er entscheiden müssen, welcher Ort ihm mehr Informationen lieferte. Im Augenblick jedoch wollte er erst mal die Lage checken.
    Im Ernstfall brauchte man für eine solche Überwachung ein vollständiges Team, mindestens acht Leute, von denen jeweils zwei eine sechsstündige Schicht schoben. Nur so konnte man beide Orte wirklich im Auge behalten und jede Bewegung der Zielperson – in diesem Fall des Generals – überwachen. Doch Alec musste vorerst allein arbeiten. Cathy riskierte bereits ihren Job, indem sie seine Spuren verwischte. Er wollte es nicht noch schlimmer machen, indem er sie um Mithilfe bat.
    Alec rieb sich die rechte Schläfe – Kopfschmerzen kündigten sich an – und hob das Fernglas an die Augen, um das Haus besser zu sehen. Es war ein großes Backsteingebäude mit weißem Säulenportal. Eine niedrige Mauer mit Eisengitter darauf zäunte das Grundstück ein. Alec fragte sich, was so ein Haus kosten mochte. Sicherlich ein Vermögen. Georgetown lag so weit über seinen Möglichkeiten, dass er sich niemals die Mühe gemacht hatte, auch nur die Preise für Immobilien in dieser Gegend zu studierten.
    Das Haus war still, aber nicht leer. Vor geraumer Zeit war eine Stretchlimousine mit Begleitfahrzeugen vorgefahren. Neville war ausgestiegen und in Begleitung von vier kräftigen Leibwächtern hineingegangen. Von da an war Licht aus einem der Fenster im Erdgeschoss gedrungen. Alec wusste also, dass auch General Neville noch nicht zu Bett gegangen war.
    Er warf einen Blick auf die Uhr: kurz nach Mitternacht. Somit hatte der Mann vor Morgengrauen ausreichend Zeit, noch mehr Unheil anzurichten, falls ihm der Sinn danach stand.
    Gegen eins tauchte ein dunkler Sedan auf, aus dem zwei Männer stiegen. Selbst aus der Entfernung fiel ihre soldatische Erscheinung auf. Sie hielten sich sehr gerade, bewegten sich zackig und beobachteten argwöhnisch die Umgebung, als rechneten sie jeden Augenblick mit einem Angriff. Sie gingen um das Haus herum und betraten es durch einen Seiten- oder Hintereingang, den Alec von seinem Posten aus nicht sehen konnte. Vermutlich waren diese Männer Söldner, die für Neville arbeiteten; möglicherweise waren sie es gewesen, die Erins Analysten Sam mit seinem Wagen in den Potomac gedrängt hatten.
    Jedenfalls war es ein sehr später Besuch. Vielleicht wollten diese

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