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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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nach Alarmvorrichtungen, besonders nach Kameras. Andere Geräte wurden hier draußen wahrscheinlich zu schnell von Tieren zerstört. Doch er sah kein einziges Gerät, nicht einmal einen Stolperdraht. Schließlich kam er aus dem Waldstück und gelangte an den Rand einer sorgfältig gepflegten Rasenfläche, die sich über eine Breite von einem Hektar zu einem alten steinernen Landhaus hinzog. Es war ein Haus, wie man es in Europa erwartet hätte. Alt. Wuchtig. Und im Mondschein geradezu unheimlich.
    In diesem Augenblick entdeckte Alec die Kameras an den Bäumen am Waldsaum, die Linsen waren auf den Erdboden gerichtet. Jeder, der diese Linie überschritt, wurde vermutlich von Nevilles Wachmännern aufgegriffen.
    Und da waren sie auch schon.
    Alec ließ sich bäuchlings zu Boden fallen und hob sein Nachtglas. Er zählte acht Mann, davon sechs bewaffnete Soldaten in Uniform. Vier patrouillierten ums Haus, zwei waren an einem anderen, viel kleineren Gebäude zur Linken postiert. Alle schienen unter starker Anspannung zu stehen. Alec spürte, dass etwas passieren würde. Oder dass etwas passiert war.
    Vielleicht lag es an den beiden anderen Männern. Sie waren keine Soldaten, sondern standen in Gräben, die schon fast einen Meter tief waren, und schaufelten emsig. Alec hielt den Atem an. Er wagte nicht daran zu denken, wofür diese Gruben gedacht waren. Schließlich kletterten die beiden Männer aus den Erdlöchern und gingen zu dem kleineren Gebäude, das wie eine Mischung aus Garage und Lagerraum aussah.
    Alec wandte seine Aufmerksamkeit wieder den patrouillierenden Soldaten zu. Sie wirkten immer noch seltsam angespannt, gingen auf und ab, überprüften Fenster und Türen und beobachteten die Umgebung mit scharfen Blicken.
    Alec sah eine leichte Bewegung im Augenwinkel. Rasch blickte er wieder auf das kleinere Gebäude, aus dem gerade wieder die beiden Männer heraustraten. Jeder schleppte ein Bündel zu den Gruben und warf es hinein.
    Alecs Magen zog sich zusammen.
    Gräber.
    Cody Sanders, schoss es ihm durch den Kopf, und er grub die Finger seiner freien Hand in die Erde. Wenn in einem dieser Bündel die Leiche des Jungen war, kam er zu spät. Ein wütender Angriff auf diese Männer konnte ihm selbst den Tod bringen. Und das Schicksal von Cody Sanders würde für immer ein Geheimnis bleiben.
    Also blieb Alec mit zugeschnürter Kehle liegen, während die Männer Erde in die Gruben schaufelten, mit ihren Schaufeln flach klopften und die Stätte verließen. Diesmal in Richtung Haus.
    Alec seufzte und setzte das Nachtglas ab.
    Irgendwie musste er zu den Gruben gelangen. Musste die Überwachungskameras umgehen, musste herausfinden, wessen Leichen in den Gräbern lagen.
    Erneut war es eine Bewegung, die Alec aufmerksam werden ließ. Einer der Männer war wieder herausgekommen und lief nun durch die Lücke zwischen den beiden Gebäuden. Erst als der Wachmann ihm den Weg vertrat, blieb er stehen.
    Alec war zu weit entfernt, um ein Wort ihrer Unterhaltung zu verstehen, doch die Körpersprache der beiden sagte ihm genug. Hier ging es nicht um einen Austausch von Höflichkeiten. Der Wachmann zeigte mit seiner Waffe auf das große Haus, doch der andere Mann rührte sich nicht vom Fleck, sondern trat einen Schritt vor und tippte dem Wachmann mit dem Finger auf die Brust. Der Wachmann, um einen Kopf kleiner als sein Widersacher, wich einen Schritt zurück, trotz seiner Waffe war er eingeschüchtert. Schließlich machte der Gräber eine wegwerfende Geste, ging um den Wachmann herum – der sich mitdrehte, als überlege er fieberhaft, was nun zu tun sei –, marschierte in den Lagerraum und warf die Tür hinter sich zu.
    Alec hielt den Atem an.
    Eine große Tür an der Seite der Garage glitt auf. Alec erkannte, dass es nur eine von insgesamt sechs Türen war. Im nächsten Moment erschien ein weißer ausländischer Wagen, ein BMW. Er brach förmlich aus dem Tor hervor und raste den Fahrweg entlang.
    Alec hatte einen Weg zum Haus gefunden und eine Möglichkeit entdeckt, wie er herausfinden konnte, was hier passiert war und wessen Leichen in den Gräbern lagen.
    Und vielleicht auch, was hinter den Kulissen vor sich ging.
    Er löste sich vom Waldrand und lief geduckt unter die Bäume, bis er drei Meter weit gekommen war. Dann richtete er sich auf, rannte zur Mauer und kletterte hinüber, alles ein wenig rasanter, als in der Dunkelheit gut für ihn war. Alec wusste, dass er seinen Wagen nicht rechtzeitig erreichen würde, um die

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