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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Verfolgung des BMW aufzunehmen, doch er musste es versuchen.
    Wie erwartet war der BMW schon außer Sicht, als Alec die Straße erreichte. Er zögerte und überlegte, welche Richtung er einschlagen sollte. Links war Norden – und dort befand sich auf den nächsten hundert Meilen nicht viel, nur der Potomac und die Grenze nach Maryland. Wahrscheinlicher war, dass der Totengräber sich nach rechts gewandt hatte und in Richtung Süden fuhr, nach Middleburg.
    Alec bog rechts ab.
    Dennoch fragte er sich mindestens ein halbes Dutzend Mal, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte: Die Straße führte durch ödes Land, und der andere Wagen war nicht zu sehen. Wenn der Totengräber fliehen wollte, würde er vielleicht zur Staatsgrenze fahren. Aber er hatte wie ein Mann gewirkt, der ein Ziel vor Augen hatte, nicht wie einer, der blindlings floh. Alec fuhr weiter Richtung Stadt.
    In den Außenbezirken von Middleburg entdeckte er den BMW vor einem Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Alec stellte den Wagen ab und ging in den Laden. Totengräber war hinten und lud Waren von einem Regal in einen kleinen Tragekorb.
    »'n Abend.« Alec nickte dem Verkäufer zu und ging zur Theke, auf der eine Kaffeekanne stand, während er Totengräber im übernächsten Gang im Auge behielt.
    »Tut mir Leid, der Kaffee ist schon ziemlich kalt«, rief ihm der Verkäufer quer durch den Laden zu. »Ich kann Ihnen frischen machen, wenn Sie wollen.«
    »Aber ja.« So gewann er Zeit und konnte noch ein wenig herumlungern, ohne aufzufallen. »Das wäre prima.«
    Der Verkäufer, ein junger Mann Mitte zwanzig, kam hinter der Theke hervorgeschlurft und kümmerte sich um die frische Ladung Koffein.
    Alec ging zu ihm und betrachtete die Auslage mit den belegten Sandwiches. »Ich hätte schon vor Stunden 'nen Happen essen sollen. Ich bin froh, dass ich Sie gefunden habe.«
    Der Verkäufer grinste ihn an. »Na, wenn Sie so 'nen Heißhunger haben, werden die Dinger Sie schon nicht umbringen. Ansonsten …«
    Alec lachte und schnappte sich ein Sandwich.
    »Schon lange unterwegs?«, fragte der Junge, als er mit dem Kaffeekochen fertig war und wieder zu seinem Hocker und seinen Zigaretten strebte.
    Alec folgte ihm. »Seit heute Früh.« Er nickte Totengräber zu, der wartend an der Kasse stand. »Ich muss so schnell wie möglich nach D.C. Meine Frau hat seit heute Morgen Wehen.« Er lehnte sich an die Theke, scheinbar ganz begierig auf den frischen Kaffee.
    »He, Mann, da wünsch ich Ihnen und Ihrer Frau viel Glück!«
    »Danke.«
    Totengräber hatte jetzt das Körbchen ausgeladen. Alkohol zum Desinfizieren. Jod. Ein Antibiotikum. Aspirin. Ibuprofen. Verbandsmull. Ein paar Ace-Bandagen.
    »Es wird ein Junge«, erzählte Alec weiter und betrachtete die medizinischen Artikel. Für eine Leiche waren sie nicht gedacht. Dann schoss er seinen Pfeil ab. »Wir wollen ihn Cody nennen.«
    Totengräber zuckte zusammen.
    »Mann«, redete Alec ihn nun direkt an und blickte auf den Einkaufskorb des Mannes. »Sieht so aus, als würden Sie sich auf den dritten Weltkrieg einrichten, Kumpel.«
    Totengräber sah ihn mit hartem, unbewegtem Gesicht an.
    Verzeihung heischend streckte Alec ihm beide Hände entgegen. »War nur 'n Scherz. Aber es ist immer gut, wenn man auf alles vorbereitet ist, oder?«
    Totengräbers Lippen verzogen sich zu einem gequälten Lächeln. Er zögerte. Dann griff er sich ein halbes Dutzend Schokoriegel und warf sie auf den Haufen neben der Kasse. Erst dann blickte er Alec wieder an. »Die sind für meinen Sohn. Ryan. Er hat einen Freund, der Cody heißt.«
    »Ach, tatsächlich?« Alec sah dem anderen unverwandt in die Augen. Er sah Intelligenz darin. Und Entschlossenheit. Und noch etwas anderes. Angst? »Tja, ich hoffe nur, Sie haben 'nen tüchtigen Zahnarzt, denn die Dinger werden seinen Beißern gar nicht gut tun.« Er hielt kurz inne. »Falls Sie sich nicht vorsehen.«
    »Es gibt Gefährlicheres als schlechte Zähne.«
    »Mag sein.«
    Totengräber zahlte und strebte zur Tür.
    Alec nahm sich eine Serviette und kritzelte eine Nummer darauf. »Bin gleich zurück«, sagte er zu dem Verkäufer und eilte hinter Totengräber her. »Warten Sie!«
    Der große Mann blieb stehen und drehte sich langsam um.
    »Mein Name ist Donovan«, sagte Alec und schob Totengräber die Serviette in die Brusttasche. »Alec Donovan. Das ist für Ihren Sohn, für Ryan. Und für seinen Freund. Ich kann Ihnen helfen. Falls all diese Schokoriegel ihm die Zähne

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