Die dunkle Göttin
muss«, fuhr er fort. »Dabei kann mir keiner von Euch helfen. Doch Ihr könnt mir den Rest von dem, womit wir es zu tun bekommen, vom Hals halten, während ich meinen Kampf ausfechte. Werdet Ihr mir den Rücken freihalten, Brüder?«
»Ja.« Es war Luthyr Kriegshorn, der antwortete. Seine Stimme klang kalt und hart, als er es versprach, trotz der Abneigung, die nach wie vor in seinen Augen schimmerte. »Jawohl, Milord Paladin. Das werden wir.«
»Jetzt, Layantha.«
Jerghar zischte diesen Befehl, während er auf dem Hügel kauerte. Das Gesicht des Wesens, das früher einmal eine sterbliche Frau gewesen war, verzerrte sich zu einem grauenvollen Lächeln. Layantha Peliath war ein äußerst rares Exemplar unter Krahanas Dienern. Diese Magierfrau war freiwillig in den Dienst der Königin der Verdammten getreten. Und sie war mehr als ein Magier gewesen, sie war eine Empathin. Aber keine passive Empathin. Die meisten dieser Magier widmeten sich der Heilkunst, entweder der des Körpers oder der der Seele. Allein die Natur dieser Gabe machte ein Schicksal wie das von Layantha nahezu undenkbar. Wäre sie eine passive Empathin gewesen, so hätte sie die Grausamkeit von Krahana und IHREN Dienern zu deutlich wahrgenommen, als dass sie sich IHR freiwillig angeschlossen hätte. Sie wäre vielleicht von einem Diener oder einem Shardohn oder von Krahana selbst überwältigt und gezwungen worden, aber sie hätte sich IHR nicht freiwillig hingegeben. In diesem Fall hätte sie auch nie werden können, was sie jetzt war.
Layantha war jedoch keine passive Empathin, sondern eine gebende Empathin. Sie konnte zwar ihre eigenen Gefühle übertragen, war jedoch nicht in der Lage, die Gefühle anderer zu empfangen. Ihre Gabe gehörte zu den magischen Talenten, die nur sehr beschränkten Nutzwert besaßen. Vielleicht war
das auch ein Grund für ihre Entscheidung gewesen. Layantha besaß nicht die gefestigte Persönlichkeit, die ihr hätte ermöglichen können, hinzunehmen, dass sie nicht der Mittelpunkt von jedermanns Universum war. So wie sie sich als den einzigen Fixpunkt ihrer eigenen, kleinen Welt wahrnahm.
Sie hatte nicht rechtzeitig begriffen, dass sie nur zu einem weiteren Diener in dieser gierigen Leere geworden war, die ihre HERRIN erschaffen hatte. Dass sie weiterhin keineswegs das Zentrum des Universums war, fraß wie Gift an ihrer Seele und schürte nur weiter ihren Hass auf alle sterblichen Wesen. Ihre magische Gabe, die ihr geblieben war, als sie sich Krahana auslieferte, war jetzt keineswegs mehr ein Talent mit beschränktem Nutzen.
Als ihre Feinde die letzte Düne der Ebene des Windes überquerten, die sich vor ihrem Hügel erhob, griff sie nach dem Reservoir an konzentrierter Macht, das ihr Jerghar zur Verfügung stellte. Und das Lächeln auf ihrem Gesicht war noch grausiger mit anzusehen.
Eine Woge reinsten Terrors fegte wie eine Sturmböe über die nächtliche Steppe.
Entsetzen war Bahzell Bahnakson nicht fremd. Er hatte es mit Schwarzen Magiern, verfluchten Schwertern und Dämonen aufgenommen, und kein Mensch, ganz gleich wie mutig er sein mochte, war gefeit gegen Angst. Aber er hatte noch nie ein schrecklicheres Entsetzen geschmeckt, in dessen Kern ein finstereres Grauen gelauert hätte
und das gleichzeitig keine Quelle zu haben schien.
Layanthas Woge aus finsterster Dunkelheit toste über ihn hinweg und er hörte erstickte Schreie und das hohe, schrille Wiehern, als sie auch über seine Gefährten hinwegspülte. Sie brach über ihnen zusammen, riesig und widerlich und verkrüppelnder als jede körperliche Wunde. Er spürte seine Gefährten hinter sich und wusste, dass sie sich nur aus einem einzigen Grund nicht zur Flucht wandten. Das Entsetzen, das sie
durchdrungen hatte, überwältigte sie so vollkommen, dass es sie lähmte. Sie waren hilflos festgefroren, wie panische Kaninchen, die darauf warteten, dass der Wildhüter sie an den Ohren packte.
Bahzell war ebenso davon gefangen wie seine Gefährten, doch diese schwarze Flut aus grauenvollem Eis, die sie hinabgezogen hatte, konnte sein Innerstes nicht erreichen, jedenfalls nicht ganz. Sie kam nicht bis zu diesem unbeugsamen Kern aus elementarer Dickschädeligkeit, die zu einem echten Hradani gehörte, der von seinem Band zu Tomanâk
und zu Walsharno gestützt wurde.
Der Windrenner und er standen regungslos da, ebenso erstarrt wie ihre Gefährten, als die Nacht plötzlich zu einem gruseligen Leben erwachte. Er sah, wie sie grüne Pusteln zu
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