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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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ihrer Seelen, sonor und triumphierend, freudig die bevorstehende Schlacht begrüßend und umhüllt von ihrem gewaltigen Dröhnen. Zittere, O Dunkelheit! Zittere vor dem Erscheinen dieser meiner Schwerter!

18
    DIE HERRIN HATTE RECHT, es sind Narren!«
    Treharm Haltharu, der ebenso menschlich aussah wie Jerghar Sholdan – und es genauso wenig war -, fletschte seine rasiermesserscharfen Zähne zu einem bösartigen Grinsen. Die Sterne funkelten über ihnen mit gleichgültiger, juwelengleicher Schönheit, und die Sichel des Neumondes hing tief über dem östlichen Horizont. Er stand neben Jerghar auf dem niedrigen Hügel über der Höhle, in der sie sich tagsüber verkrochen, und seine Augen glitzerten in dem tödlichen Grün seines wahren Wesens.
    »Natürlich hatte die Herrin Recht«, erwiderte Jerghar barsch, »aber sie hat sie nie zu Narren erklärt.«
    »Selbstverständlich tat sie das!«, schnarrte Treharm. »Seid Ihr etwa ein genauso großer Narr wie sie, oder wollt Ihr mich einen Lügner schimpfen?«
    Er starrte Jerghar böse an, seine Finger krümmten sich und unverhüllter Hass loderte zwischen ihnen auf. Jerghars Hand zuckte in einem schrecklich schnellen Schlag empor. Als sie traf, krachte es, als wäre ein Baum in einem vereisten Wald gebrochen, und Treharms Schädel flog zur Seite, da die Wucht des Hiebs ihn von den Füßen gefegt hatte. Er segelte fast drei Meter weit, bevor er rücklings rutschend auf dem grasigen Hügel landete. Sein schriller Wutschrei zeriss die Nacht wie der Dolch der Verdammten.
    Er sprang mit dieser unglaublichen Schnelligkeit wieder auf die Füße, die verriet, zu was er geworden war. Doch selbst diese unnatürliche Behändigkeit war zu wenig und kam viel zu spät. Jerghar hatte ebenfalls blitzschnell reagiert und grub die
Finger seiner rechten Hand in Treharms Haar. Er fiel auf ein Knie und bog das Rückgrat IHRES anderen Dieners brutal über seinen Schenkel. Treharms Wutschrei nahm eine andere Färbung an. Er klang fast wahnsinnig, dunkel vor Furcht, als Jerghar mit dem linken Arm seine um sich schlagenden Fäuste niederdrückte. Dann erlosch selbst dieses Wimmern, als Jerghars Reißzähne nur Zentimeter vor seinem gebogenen, gespannten Hals schimmerten.
    »Du ssssagtesssst etwassss, Sssswein?« Die Worte klangen verzerrt, von den Zähnen, die sich plötzlich fast zu tödlichen weißen Krummsäbeln verlängert hatten, in lispelnde Silben zerhackt. Das grüne Leuchten in Treharms Augen erlosch schlagartig. Die erstaunliche Kraft eines Dieners von Krahana erlosch mit ihm, und Jerghar hielt den anderen noch zehn Sekunden länger fest, damit sich das Gefühl der Niederlage tief in sein Gedächtnis einbrannte. Dann ließ er Treharm langsam los und gestattete ihm, sich zu seinen Füßen ins Gras zu kauern. Wäre Treharm ein Hund gewesen, er hätte sich auf den Rücken gerollt, um seinen Bauch als Zeichen seiner Unterwerfung zu entblößen. Jerghars Lippen verzerrten sich zu einer höhnischen Grimasse der Dominanz.
    »Widerssssprich mir oder reizsse mich noch einmal, dann nehme ich dicccch!« Die Worte zischten verstümmelt von seinen Reißzähnen über die Lippen, und seine Augen leuchteten in einem weit helleren, giftigeren Grün, als diejenigen Treharms es getan hatten.
    »Jawohl, Meister.« Treharm wimmerte, und Jerghar spie ins Gras, das unter seinem grünen Speichel zischte und qualmte.
    »Schon bessssser«, sagte er und richtete sich auf. Wäre er ein einfacher Sterblicher gewesen, er hätte sicher durchgeatmet. Das war er jedoch nicht, also reckte er sich nur, entspannte seine Hände und nickte seinem Stellvertreter dann barsch zu.
    »Ssssteh aufff!« Seine Stimme klang eisig, und Treharm rappelte sich auf, blieb jedoch in seiner geduckten Haltung
stehen. Jerghar beobachtete ihn, schmeckte seine eigene Wut, seine Verachtung, und schloss seine glitzernden Augen, die Wut beherrschend.
    Das dauerte einige Sekunden. Als er die Augen schließlich wieder öffnete, war seine Miene ruhig. Jedenfalls fast so ruhig, wie einer IHRER Diener sein konnte, wenn er sein fadenscheiniges Mäntelchen der Gewöhnlichkeit abgeworfen hatte. Die schimmernde Wut, die von dem unersättlichen Hunger und der Gier zu fressen angeheizt wurde, die bei jedem IHRER Diener des Nachts dicht unter der Oberfläche ihres Wesens siedete, war nützlich, wenn er jagte. Jerghar ermahnte sich selbst, nicht zu vergessen, dass sie auch in etwas ganz anderes umschlagen konnte, wenn zwei oder mehr IHRER Diener gezwungen

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