Die dunkle Göttin
bekommen schien, hinter denen sich Hunderte von glitzernden Augen verbargen. Sie kamen auf ihn zu und er ERKANNTE sie. Er hatte sie zwar nicht selbst zu Gesicht bekommen, aber Gayrfressa hatte sie gesehen. Sie hatte ihre Reißzähne und das Gift gespürt, und den schrecklichen, gierigen Hass, der in ihnen loderte. Er hatte Gayrfressas Empfindungen gespürt, als wären es seine eigenen gewesen, und deshalb verstand er, weit besser als Gayrfressa selbst, womit er es hier zu tun hatte. Und er kannte auch das unvorstellbare Entsetzen, das jeden erwartete, der ihnen zum Opfer fiel.
Die Kreaturen schlichen langsam näher. Ihre Furcht vor der Macht von Tomanâk ließ sie nur vorsichtig vorrücken, trotz dieses Treibsandes aus verbreitetem Entsetzen, der ihre Feinde lähmte.
Diese Vorsicht war ihr Fehler.
Sie hätten sich auf Bahzell stürzen, hätten ihm und Walsharno augenblicklich ihr Leben und ihre Seele entreißen sollen, solange Layantha sie lähmte. Stattdessen zögerten sie jedoch einen kurzen Augenblick. Und diesen nutzte Bahzell.
Er tastete in sein Innerstes, dachte dabei nicht nach, reagierte einfach. Trotz der grausigen Woge von Gefühlen, die
ihn durchdrang, griff er tief hinab in sich und gleichzeitig nach außen. Es war, als streckte er beide Hände aus, eine nach Tomanâk und die andere nach Walsharno, und zur selben Zeit umklammerten ihn zwei geistige Hände mit einem eisernen Griff. Bahzell bog sich förmlich wie ein Akrobat in der Luft, in der unerschütterlichen Gewissheit, dass er mehr darauf vertrauen konnte, dass ihn diese Hände hielten als seine eigenen. Und als sie das taten, durchzuckte ein Strahl der Sonne selbst seine Seele.
Noch während sein Gott und sein Windrennerbruder ihn in dieser Dreifaltigkeit hielten, weckte Bahzell die Blutrunst. Er ließ diesen wilden Wirbelwind aus berserkerhafter Blutrunst frei, der seit zwölf Jahrhunderten der Fluch seines Volkes war, bis ihn die Zeit und die richtige Kur in etwas anderes verwandelt hatten. In eine elementare Entschlossenheit und eine tödliche, eiskalte Konzentration.
Die mächtigen Schlingen aus hoffnungslosem Entsetzen, die Layantha über ihn geworfen hatten, zerrissen in Fetzen wie Spinnweben von Walsharnos wilder Kraft und schrumpften unter der blendenden Nähe von Tomanâk. Im Herzen dieses Kerns von Licht, das die Dunkelheit erhellte, befand sich Bahzell Bahnakson in der fürchterlichen Erhabenheit der Blutrunst. Er stand unerschütterlich wie ein Fels, an dem die Brandung des Entsetzens zerschellte.
»TOMANÂK!«
Sein tiefer, dröhnender Schlachtruf durchdrang diese Finsternis, und Walsharnos wilder, lauter Wutschrei untermalte ihn noch. Bahzells Schwert sprang in seine rechte Hand, schneller, als der Gedanke dauerte, der es gerufen hatte. Es erstrahlte in einem so blendend blauen Licht, dass selbst die Augen der Menschen unter seinem Gleißen schmerzten. Die Shardohns dagegen, Geschöpfe der Nacht, erstarrten und heulten vor Entsetzen auf. Ihr Grauen reichte weit tiefer als das, welches Layantha über ihre Feinde geworfen hatte, um sie zu lähmen.
Layantha kreischte. Sie fuhr sich mit den Händen an ihren Kopf, ballte sie zu Fäusten, hämmerte gegen ihre Schläfen und stolperte zurück. Sie wand sich schreiend, als das Entsetzen, das sie beschworen hatte, auf sie zurückschlug. In ihrem ganzen sterblichen Leben hatte sie nie Gefühle der anderen wahrgenommen. Sie war ebenso blind dafür gewesen, trotz ihrer Empathie, wie jeder andere, der kein Magier war. Doch jetzt, endlich, wurde ihr Verstand geöffnet, seine Barrieren und Mauern wurden von dieser gewaltigen Faust aus blauer Macht niedergerissen, und der gesamte Hass, die ganze finsterste Verzweiflung, die sie gegen ihre Beute geschleudert hatte, durchfuhr jetzt sie selbst.
Sie kreischte erneut und versuchte verzweifelt, die Schmerzen zu unterdrücken. Doch das wurde ihr verwehrt. Sie konnte nicht aufhören auszustrahlen, wegen all der geraubten Energie, die Jerghar in sie hineingeleitet hatte. Nicht etwa nur, weil Tomanâk und seine Paladine es nicht erlaubten. Die niedergemetzelten Windrenner der Warmen Quellen waren brutal dem Tod entrissen worden, da sie die Erniedrigung erleben sollten, ihren Schlächtern auch noch dienen zu müssen. Doch diese gepeinigten Seelen waren die Seelen von Windrennern.
Wie Lord Edinghas Bahzell erklärt hatte, beugten sich Windrenner weder Dienern des Bösen, noch Dämonen, und auch nicht Dunklen Göttern. Sie weigerten sich, von
Weitere Kostenlose Bücher