Die dunkle Göttin
freien Verfügung stand, hatte er einen Zipfel der Göttlichkeit selbst in Händen gehalten. Wie Treharm, der dumm genug gewesen war, seine Überlegenheit in Frage zu stellen, hatte auch Jerghar gefühlt, wie ihn dieser Augenblick der Macht zu dem Gedanken verführt hatte, sie für sich selbst zu nutzen, sie für sich zu behalten, und nicht das zu tun, was seine HERRIN ihm befohlen hatte.
Am Ende hatte er dieser Versuchung jedoch widerstanden. Da er nur zu gut wusste, wie Krahana dies vergelten würde. All diese Lebenskraft diese zusätzliche Macht durfte er sich nur borgen, um sie gegen IHRE Feinde einzusetzen. Am Ende war es IHRE Beute, nicht die seine. SIE würde sie bekommen, sie von IHREN Shardohns ernten, und
wehe dem, der es wagte, sich zwischen SIE und IHRE Beute zu stellen.
Also hatte er diese Macht benutzt, statt sie für sich zu vereinnahmen. Das Ergebnis stand in der Dunkelheit hinter ihm.
Er fühlte, wie die Seelen der Windrenner, die er, wenn auch nur für kurze Zeit, den Shardohns entrissen hatte, die sie verschlungen hatten, lautlos schrien. Diese Seelen hatten einen Vorgeschmack auf das erlebt, was sie erwartete, und das Entsetzen dieser Erfahrung fegte wie ein Zyklon des Terrors durch sie hindurch. Das war gut, denn ihre Furcht, ihre Mühe, dieser fürchterlichen Auflösung zu entgehen, die sie erwartete, machte es ihm leichter, ihre Essenz zu beeinflussen. Sie waren seine Brenngläser, sein Fokus, die Anker des glitzernden Netzes, das er gewoben hatte. Jerghar lächelte boshaft in der Dunkelheit. Es würde ihre Verzweiflung vollenden und den Geschmack ihrer zerbrochenen Seelen unendlich versüßen, wenn ihnen erst klar wurde, dass sie es waren, ihre Seelen, die Essenz, die er ihnen gestohlen hatte, welche einen der verhassten Paladine des Tomanâk besiegt und vernichtet hatten.
»Geh und verständige Haliku und Layantha«, sagte er zu Treharm. »Unsere Feinde werden innerhalb einer Stunde eintreffen. Layantha soll zu mir kommen
und wenn es so weit ist, bekommt sie, was sie braucht.«
»Wir sind ihnen nahe.«
Bahzell sprach leise zu seinen Gefährten, Hradani, Menschen und Windrennern, die sich um ihn und Walsharno scharten. Er spürte ihre Anspannung, ihr Bangen vor dem, was sie erwartete. Aber er nahm auch ihre grimmige Entschlossenheit wahr, und ihren Hass auf das Böse, das sie endlich gestellt hatten.
»Woher wisst Ihr das?« Luthyr Kriegshorn klang noch immer mürrisch und ablehnend, doch seine Frage war aufrichtig
gemeint und keine herausfordernde, skeptische Kritik an Bahzells Fähigkeiten.
»Es ist ein Sinn, den ErSelbst seinen Paladinen verleiht.« Bahzell beantwortete die Frage so ehrlich, wie sie es verdiente. »Ich kann das nicht genauer beschreiben, aber ich spüre die Gegenwart des Dunklen so deutlich, wie Ihr eine Wolke vor der Sonne seht. Was dort auf uns wartet, sind die Sturmtruppen von Krahana selbst.«
Seine Gefährten spannten ihre Muskeln an und pressten die Kiefer aufeinander. Doch keiner senkte den Blick.
»Was sollen wir tun?«, fragte Sir Kelthys ruhig.
»Ich weiß nur wenig über das, womit wir es zu tun bekommen«, erwiderte Bahzell grimmig. »Aber eines weiß ich doch: Uns erwarten dort zwei Schlachten, eine körperliche, die mit Klauen und Reißzähnen und Klingen ausgetragen wird, und eine, in der Waffen eingesetzt werden, die Ihr nicht sehen könnt. Ich habe das ungute Gefühl, dass unser Feind nicht im Entferntesten aus dieser natürlichen Welt der Sterblichen stammt, trotz seiner körperlichen Manifestationen. Alles jedoch, was fest genug ist, um Euch verletzen zu können, kann auch von Euch verletzt werden. Ich will nicht behaupten, dass Ihr imstande seid, es zu töten, aber Ihr könnt es wenigstens in Schach halten.«
Er verstummte und musterte seine Verbündeten einen Augenblick lang. Dann zuckte er mit den Ohren.
»Ich will Euch nicht anlügen. Ich wünschte mir wirklich sehr, dass keiner von Euch mitgekommen wäre, außer meinen Ordensbrüdern. Aber Ihr wolltet ja nicht anders. Ehrlich gesagt, ich bewundere den Mut jedes Einzelnen von Euch, der Euch bis hierher geführt hat. Diese Courage macht uns alle zu Schwertbrüdern. Aber Menschen und Windrenner fallen manchmal in der Schlacht, Brüder, und das werden einige von uns auch heute tun.«
Dutzende von Augenpaaren erwiderten seinen Blick gemessen, trotz der Anspannung, die in ihnen immer stärker wurde.
»Es wird einen Kampf in dieser Schlacht geben, den ich allein ausfechten
Weitere Kostenlose Bücher